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FÄCHERÜBERGREIFENDER UNTERRICHT CHEMIE – DEUTSCH
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Fonds für Unterrichts- und Schulentwicklung
(IMST-Fonds)
S5 „Entdecken, Forschen und Experimentieren“
FÄCHERÜBERGREIFENDER
UNTERRICHT
CHEMIE – DEUTSCH
ID 1520
Mag. Siegfried Reisinger
Mag. Johannes Gaisböck
VBS-Akademiestraße, 1010 Wien
Februar 2009
Wien, 2. Juli 2009

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INHALTSVERZEICHNIS
ABSTRACT................................................................................................................ 4
1
EINLEITUNG ................................................................................................... 5
1.1 Ausgangssituation............................................................................................ 6
1.2 Ziele des Projekts ............................................................................................ 7
1.3 Planungsschritte - Projektmanagement ........................................................... 7
2
DURCHFÜHRUNG ........................................................................................ 10
2.1 Methodisches Vorgehen ................................................................................ 10
2.2 Grüne Hoffnungen ......................................................................................... 11
2.3 Spontane Selbstentzündung .......................................................................... 12
2.4 Das Experiment ............................................................................................. 12
2.5 Unterrichtsmodul zum Thema Redoxreaktionen ............................................ 13
3
EVALUATION................................................................................................ 15
3.1 Einstiegsevaluation ........................................................................................ 15
3.1.1 Einstiegsevaluation Fragebogen.................................................................... 15
3.1.2 Ergebnisauswertung/ Einstiegsevaluation...................................................... 17
3.2 Analyse der Protokolle/ Brennstoffzellenexperiment...................................... 18
3.3 Abschlussevaluation ...................................................................................... 21
3.3.1 Abschlussevaluation Fragebogen .................................................................. 21
3.3.2 Ergebnisauswertung/Abschlussevaluation..................................................... 22
3.3.3 Abschlussevaluation Testfragen .................................................................... 23
3.3.4 Ergebnisauswertung/Testergebnis................................................................. 24
4
REFLEXION UND AUSBLICK ...................................................................... 25
4.1 Wortschatz und Sprache................................................................................ 25
4.1.1 Aneignung von Fachvokabular....................................................................... 25
4.1.2 Lernverhalten und Lernstrategien .................................................................. 26
4.2 Freiwilligkeit ................................................................................................... 26
4.3 Kosten-/Nutzenfaktor ..................................................................................... 27
4.4 Ausblick.......................................................................................................... 28

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LITERATUR ............................................................................................................. 29
MATERIALIEN ......................................................................................................... 30
5
ANHANG ....................................................................................................... 31
5.1 Anhang I: Arbeitsskriptum.............................................................................. 31
5.2 Anhang II: Arbeitsanleitung Brennstoffzellenauto .......................................... 35
5.3 Anhang III: Protokoll Brennstoffzellenexperiment .......................................... 38

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ABSTRACT
Im Zentrum des Projektes steht der fächerübergreifende Unterricht zwischen Chemie
und Deutsch in Form eines zweigleisigen Wissens- und Kompetenzerwerbs. Der
Chemieunterricht soll einerseits durch Input- und Experimentierphasen das
naturwissenschaftliche Verständnis wecken, andererseits soll auf sprachliche
Aspekte im Umgang mit der Fachsprache Chemie Rücksicht genommen werden. Der
Deutschunterricht legt das Augenmerk auf die Entwicklung von Strategien zur
Erarbeitung von Fachwortschatz und jenen im fachspezifischen Unterricht benötigten
Texterarbeitungstechniken. So soll vor allem das Textverständnis im naturwissen-
schaftlichen Fach Chemie gefördert werden.
Schulstufe:
Aufbaulehrgang/ HAK-HAS (BAK)
Fächer:
Chemie, Deutsch
Kontaktperson: Mag. Siegfried Reisinger
Kontaktadresse: s.reisinger@vbs.ac.at

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1 EINLEITUNG
Seit Beginn des Schuljahres 2008/09 wird an unserer Schule (VBS-Akademiestraße)
ein Aufbaulehrgang angeboten, der jenen Schülerinnen und Schülern offen steht, die
eine berufsbildende Fachschule oder eben die Handelsschule absolviert haben und
innerhalb von weiteren drei Jahren die Reifeprüfung absolvieren wollen. Der Anteil
der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, die Deutsch nicht zur Erst-
bzw. Muttersprache haben, ist verhältnismäßig groß und deshalb steht unter ande-
rem eine sprachliche Förderung im Zentrum dieses Vorbereitungsjahres.
Neben den kaufmännischen Fächern wird in dieser Schulform ein besonderes Au-
genmerk auf die Fremdsprachen gelegt. Weiters findet sich naturwissenschaftlicher
Unterricht im Fach Chemie im Ausmaß von zwei Stunden pro Woche im Lehrplan.
Der Umstand, dass die Schülerinnen und Schüler einerseits fehlende Kompetenzen
im Fach Deutsch aufweisen, andererseits aber in Chemie mit einer komplexen na-
turwissenschaftlichen Fachsprache konfrontiert werden, hat uns dazu angeregt, ei-
nen fächerübergreifenden Unterricht zwischen Chemie und Deutsch zu realisieren.
Zudem haben sich die Schülerinnen und Schüler über mindestens drei Jahre hinweg
nicht mehr mit dem Fach Chemie auseinander gesetzt.
Der Aufbaulehrgang wurde in diesem Jahr zum ersten Mal durchgeführt. Die Motiva-
tionslage der Lernerinnen und Lerner erschien uns als eine besondere, da die Schü-
lerinnen und Schüler hoch motiviert waren und auf jeden Fall ein Durch- und Weiter-
kommen schaffen wollten. Dies erscheint uns wichtig zu erwähnen, da in anderen
Klasen – vor allem in der HAS – die Motivationslage eine vollständig andere war und
ist. Immer wieder hatten wir den Eindruck, dass es den Schülerinnen und Schülern
wichtig war, auf keinen Fall negative Noten zu erhalten, da sie nichts mehr zu fürch-
ten schienen, als ihr Renommee zu verlieren. Das Nicht-Aufsteigen hätte für viele
auch den Verlust ihrer Perspektive – die Perspektive ihre Matura abzulegen – bedeu-
tet. Generell entstand dadurch in der Klasse ein engagiertes Lernklima, jedoch ge-
paart mit Versagensangst, die möglicherweise dadurch zu reduzieren versucht wur-
de, dass bei schriftlichen Überprüfungen die Inhalte oft nur reproduziert, nicht aber in
eigenständigen Worten wiedergegeben wurden.

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1.1 Ausgangssituation
Die Arbeit am oben Dargestellten wurde mit dem Einstieg in das Projekt aufgenom-
men. Vorarbeiten oder einen fächerübergreifenden Unterricht zwischen geistes- und
naturwissenschaftlichen Fächer gab es an unserer Schule bislang nicht. Fachliteratur
zum Thema wurde neu angeschafft, rezipiert und in die Arbeit am Projekt eingebun-
den.
Im Zentrum des Projektes stand bzw. steht der fächerübergreifende Unterricht zwi-
schen Chemie und Deutsch in Form eines zweigleisigen Wissens- und Kompetenz-
erwerbs. Der Chemieunterricht soll einerseits durch Input- und Experimentierphasen
das naturwissenschaftliche Verständnis wecken, andererseits soll auf sprachliche
Aspekte im Umgang mit der Fachsprache Chemie Rücksicht genommen werden. Der
Deutschunterricht legt das Augenmerk auf die Entwicklung von Strategien zur Erar-
beitung von Fachwortschatz und jenen im fachspezifischen Unterricht benötigten
Texterarbeitungstechniken. So soll vor allem das Textverständnis im naturwissen-
schaftlichen Fach Chemie gefördert werden.
Zusammensetzung der Klasse
Folgende Zusammensetzung hinsichtlich Herkunft und Geschlecht finden wir in die-
ser Klasse vor:
Schülerinnen und Schüler gesamt:
28
Schülerinnen:
20
Schüler:
8
Schülerinnen und Schüler (Erstsprache Deutsch):
10
Schülerinnen
6
Schüler
4
Schülerinnen und Schüler (Erstsprache nicht Deutsch)
18
Schülerinnen
14
Schüler
4

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1.2 Ziele des Projekts
Das Projekt wurde konzipiert und durchgeführt, da wir uns bewusst sind, dass die
Anforderungen an jene Zielgruppe, die wir gegenwärtig und vor allem auch in der
Zukunft unterrichtstechnisch begleiten werden, sich dahingehend verändern, dass
wir allergrößten Wert auf die sprachlichen Kompetenzen legen müssen, damit diese
die Anforderungen nicht nur im Fach Deutsch, sondern auch in naturwissenschaftli-
chen Fächern bewältigen können.
Im Vordergrund stand die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien. Die Schülerinnen
und Schüler be- und erarbeiteten im Fach Deutsch schwierige fachsprachliche Texte
bzw. Inhalte mittels unterschiedlicher Strategien, um diese dann auf jene Texte an-
zuwenden, die im Fach Chemie die Grundlage für den Wissenserwerb bilden sollten.
Im Weiteren erstellten sie Protokolle und formulierten anhand dieser eigenständig
Arbeitsanleitungen. Neben diesen unterrichtspraktischen Aspekten (Fachunterricht
Chemie) sollten die SchülerInnen auch Strategien zur sprachlichen und inhaltlichen
Erarbeitung von Fachtexten entwickeln, unterschiedliche Lesestrategien erproben
und sich der Bedeutung des Schreibens auch in anderen Fächern – und nicht nur im
Fach Chemie – bewusst werden.
Ein wesentliches Ziel stellte aber unsere Zusammenarbeit und das gegenseitige Be-
obachten des Unterrichts und der hierfür eingesetzten (Fach-) Sprache dar. Wie sehr
reden wir an unserer Zielgruppe vorbei, wenn wir mit ihr reden? Ebenso war für uns
wesentlich, dass wir in der Vorbereitung, Durchführung und Evaluation des Projektes
die jeweils anderen Unterrichtsmodi, -stile und -methoden kennen lernen. Dies sollte
den Unterricht des jeweils anderen verändern und dies sicher nicht in negativer Hin-
sicht.
1.3 Planungsschritte - Projektmanagement
In der Planungsphase des Projektes war es vorerst wichtig, jene Berührungspunkte
zu bestimmen, die es zwischen den Fächern Deutsch und Chemie geben kann bzw.
konnte. Klar war, dass das Fach Chemie thematisch die Richtung vorgeben würde
und dass über das Fach Deutsch mögliche Erarbeitungstechniken hinsichtlich des
Dekodierens und Rezipierens von Fachtexten eingebracht werden können.

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Die erste Herausforderung bestand darin, dass sich das Auffinden von einführenden,
narrativen und redundanten Fachtexten zum Thema Redoxreaktion bzw. Brennstoff-
zelle schwierig gestaltete. Wir strebten an solche Texte zu finden, damit wir einen
einführenden Zugang und einen langsamen Einstieg in diese Themen ermöglichen
konnten.
Die Arbeitsphasen so zu kombinieren, dass zwischen den Fächern Chemie und
Deutsch ein reibungsloser Übergang möglich war, gestaltete sich manchmal als
komplex, da einerseits die Klasse im Fach Deutsch geteilt war und andererseits die
in Chemie zu erarbeitenden Inhalte naturgemäß nicht den Lehrplaninhalten des Fa-
ches Deutsch entsprachen. Der Lehrplan für Deutsch konnte aber eingehalten wer-
den, da im Bereich der schriftlichen Kommunikation die Textsorten „Exzerpt, Proto-
koll, Beschreibung und Bericht“ vorgesehen sind und diese – unter anderem – an-
hand jener in Chemie durchgenommenen Themenbereiche abgearbeitet wurden.
Die in Abbildung 1: Prozesslaufplan) dargestellte Tabelle wurde von uns konzipiert,
um einen Überblick über die zentralen Projektparameter zu entwickeln. Dies ermög-
lichte uns auch im gesamten Projektverlauf einen strukturierten Arbeitsablauf zu ge-
währleisten

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Abbildung 1: Prozesslaufplan
Projekt-
management
Projektvergabe durch
IMST
- Definition der Projektzie-
le
- Definition der Zielgruppe
Startup/
IMST-
Workshop
Herbstwokshop/ IMST-
Workshop
(Stern, ETH-Zürich)
Planung
- thematische Festlegung
(CH)
- Planung Fächer über-
greifenden Unterrichts
- Stundenbilder
Durchführung
Pflanzenexperiment (CH/ D)
- Anschaffung der Pflanze (CH)
- Anschaffung Tagebuch
- Bau der Bewässerungsanlage
- Beschreibung des Erstzustandes der Pflanze im Tage-
buch(D)
Erarbeitung/ Beschreibungsmodi (D)
- weitere Zustandsbeschreibungen im Tagebuch (CH)
- Zusammenfassung aus Beschreibungen = Protokoll (D)
Der Film: Das Experiment (D)
- Filmvorführung: „Das Experiment“
- Beschreibung der Ausgangssituation
- Ereignisprotokoll (Journal)
- Endprotokoll (Zusammenfassung)
Evaluation der Einstiegsvoraussetzungen
- chem. Vorwissen (Stand: abgeschl. Sekundarstufe I
Text-/ Stofferarbeitung/ Wasserstoff-Brennstoffzellen
- Texterarbeitung/ Deutsch – Exzerpt (D)
- Theorie/ galvanische Elemente
- Durchführung: Experimentierphase
- Protokollierung der Experimente
Blockunterricht
- Brennstoffzelle
Erarbeitung Material/ Präsentationen
- Erarbeitung von Präsentationen für die ersten HAK-
Klassen (mögl.: Bilderausstellung
- Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien (Experimentieran-
leitungen) und der Einsatz
Evaluation
Evaluation des produzier-
ten Materials
- Beobachtungen durch die Kurs-
leiter
Materialerstellung
- Sprachanalyse (produziertes
Material)
- inhaltliche Analyse
Evaluation des Unterrichts
durch Videomitschnitte
- BAK-Unterricht wird mittels Vi-
deoaufzeichnung dokumentiert
Dokumentation
Projektarbeit
- Planung der Arbeit
- Verfassen der Arbeit
- Entwurf der Poster
- Präsentation/ Startup-Herbst

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2 DURCHFÜHRUNG
Die Planungsperiode für den Unterricht in Deutsch war mit Ende November 2008 ab-
geschlossen und die erste Phase der Durchführung begann mit einer Beobachtungs-
und Beschreibungsaufgabe. Für das Fach Chemie war geplant, dass wir mit Beginn
des zweiten Semesters jene im Fach Deutsch erarbeiteten Techniken im Zuge eines
Projektnachmittags um- und einsetzen.
2.1 Methodisches Vorgehen
Das Projekt wurde auf Basis des in der Folge beschriebenen methodischen Vorge-
hens realisiert:
In der Vorlaufphase des Projektes wurden im Unterrichtsfach Deutsch die notwendi-
gen Textsorten anhand von allgemeinen gesellschaftspolitischen und kulturellen
Themen erarbeitet. Hierbei war es wichtig, dass der zur Anwendung kommende
Wortschatz dem gesellschaftlichen und kulturellen Alltag entstammte, um das Au-
genmerk auf die Arbeitstechniken legen zu können.
Das Pflanzenexperiment bildete dann auch den Einstieg in unser IMST-Projekt. Die
Schülerinnen und Schüler sollten so detailliert wie möglich einen „grünen Mitbewoh-
ner“ aus ihrem Alltag beschreiben, wiederum mit dem je eigenen aktiven Wortschatz.
Den nächsten Schritt bildete ein erstes Arbeiten mit einem fachspezifischen Text. Die
Schülerinnen und Schüler hatten den Text „Selbstentzündung“ zu exzerpieren und
ein Glossar anzufertigen. In dieser Phase des Arbeitens gab es wieder eine schriftli-
che Quelle und die Schülerinnen und Schüler konnten jeweils auf die Texte zurück-
greifen, um die Arbeitsaufgaben zu erledigen.
Anschließend daran wurde der Film „Das Experiment“ im Unterricht angesehen und
die Schülerinnen und Schüler hatten vorab Hypothesen zu bilden, im Weiteren detail-
liert die Versuchsanordnung zu beschreiben, die einzelnen Vorkommnisse und Ab-
läufe zu dokumentieren und am Ende das Vorgefallene zu interpretieren. Dies hatte
wieder mit eigenem aktiven Wortschatz zu erfolgen, da die schriftliche Quelle, die
man als Arbeitsgrundlage hätte verwenden können, fehlte.

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In der Folge wurden im Chemieunterricht fachspezifische Themen und Inhalte erar-
beitet.
Nun sollten die Schülerinnen und Schüler perfekt für die Workshop-Nachmittage vor-
bereitet sein. Hierbei ging es nun darum, dass sie – ebenso wie beim Film – mit ihren
eigenen Worten und dem neu hinzugewonnenen Fachwortschatz Hypothesen über
den Verlauf des Projektes „Brennstoffzelle“ erarbeiteten, die Versuchsanordnung be-
schrieben und zeichneten, den Verlauf des Versuchs dokumentierten und abschlie-
ßend eine Interpretation des Geschehenen ablieferten.
2.2 Grüne Hoffnungen
Die Schülerinnen und Schüler bekamen den Auftrag drei verschiedenartige Pflanzen
(Weihnachtsstern, Kaktus, Ficus Benjamina) anzuschaffen. Im Deutschunterricht war
es dann Aufgabe, eine erste und sehr detaillierte Beschreibung dieser von nun an
grünen Mitbewohner des naturwissenschaftlichen Zentrums vorzunehmen. Des Wei-
teren hatten die Schülerinnen und Schüler ein Beobachtungstagebuch zu führen, um
die Veränderungen an den Pflanzen zu beobachten und zu dokumentieren. Unsere
Intention war, dadurch das aufmerksame Betrachten und genaue Hinsehen zu trai-
nieren, denn dies sollte die Schülerinnen und Schülern auf Beobachtungsmodi für je-
ne im Chemieunterricht geplanten Experimente vorbereiten. Während der ersten Be-
schreibungssequenz wurde der notwendige Fachwortschatz gemeinsam über Inter-
net und Tafel erarbeitet. Die Schülerinnen und Schüler sowie wir Unterrichtenden
waren überrascht, wie viel an Fachwortschatz erforderlich ist, um diese grünen Mit-
bewohner sprachlich im Detail darstellen zu können.
Über Weihnachten hinweg konstruierten die Schülerinnen und Schüler eine Bewäs-
serungsanlage, um die Pflanzen vor dem sicheren Tod durch Verdursten zu retten.
Den inhaltlichen Kontext für dieses kleine Pflanzenexperiment bildeten die Redox-
reaktionen, die im Fach Chemie dann noch ausführlich Thema sein sollten.

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2.3 Spontane Selbstentzündung
In den Monaten September bis November lag der Schwerpunkt der Unterrichtsarbeit
in Deutsch einerseits auf dem Wiederholen von grammatikalischem und orthografi-
schem Basiswissen und andererseits auf der Erarbeitung von einzelnen Textsorten,
die vor allem für die spätere Arbeit mit Fachtexten vorbereiten sollte. Im Monat De-
zember folgte dann eine zweite Erarbeitungsphase unsers Projektes im Deutschun-
terricht. Anhand der Lektüre des Textes „Über die Selbstverbrennung“ von Christiana
Kuttenberg1 sollte den Schülerinnen und Schüler klar gemacht werden, dass sie jene
Strategien, die sie im Fach Deutsch erlernt hatten, um literarische und Gebrauchs-
texte inhaltlich sowie sprachlich zu erarbeiten, auch in anderen Fächern – in unse-
rem Kontext – auch im Fach Chemie anwenden können. Einerseits hatten sie die In-
halte zu diskutieren, sie zu exzerpieren und ein Glossar bezüglich der ihnen nicht ge-
läufigen oder unbekannten Fachbegriffe anzulegen.
2.4 Das Experiment
Der Film „Das Experiment“2, welcher das Stanford-Prison-Experiment von Philip G.
Zimbardo zum Inhalt hat, war in einer weiteren Phase Thema im Deutschunterricht.
Vor dem Sehen des Filmes bekamen die Schülerinnen und Schüler eine kurze Einlei-
tung und Beschreibung des verfilmten Experiments und sie sollten Hypothesen über
den Verlauf aufstellen. Im Anschluss daran erhielten sie die Thesen, die von Zimbar-
do aufgestellt und mit seinem Gefängnisexperiment verifiziert werden sollten.
Während der Präsentation des Videos hatten die Schülerinnen und Schüler die Ge-
schehnisse und Vorgänge „zu beobachten“ und mitzunotieren, um nach dem Sehen
des Filmes ein Protokoll über den Verlauf erstellen zu können. Am Ende der ersten
Filmsequenz (erster Gefängnistag) hatten sie zu notieren, welche Voraussetzungen
gegeben waren bzw. geschaffen wurden, um das Experiment durchführen zu kön-
nen. Damit wollten wir erreichen, dass die Lernerinnen und Lerner ohne allzu großen
Fachwortschatzbedarf ein Experiment beschreiben und analysieren, um jene Techni-
ken, die sie dann mit Fachwortschatz in Chemie anwenden sollten, zu erarbeiten und
zu üben.
1 KUTTENBERG, Christiana (2004) Chemie & Schule 3/2004. S.6f. Seeham: VCÖ

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2.5 Unterrichtsmodul zum Thema Redoxreaktionen
Am Anfang standen wir vor der Herausforderung, dass für das Projekt eine Themen-
stellung erarbeitet werden sollte, die erst in der zweiten Hälfte des Sommersemes-
ters in der Lehrstoffverteilung vorgesehen ist. Dieser Umstand wurde mir in Chemie
erst bewusst, als ich im Februar vor der Entscheidung stand, in das Themengebiet
ohne ausführliche Bearbeitung des Kapitels Säuren und Basen zu einzusteigen.
Aufgrund der Unerfahrenheit mit dem Ablauf eines IMST-Projekts standen wir am
Beginn vor der Frage, was bei den beiden IMST-Workshops an ersten Ergebnissen
präsentierbar sein sollte. Deshalb begnügte ich mich mit einer sehr oberflächlichen
Einführung zu Ionen und deren Verhalten in wässrigen Lösungen. Dieser rasche Ein-
stieg sollte später noch Problemen führen, da die Schülerinnen und Schüler nur ein
ungenügendes und wenig gefestigtes Wissen zum Thema Ionen hatten. Dies hatte
zur Folge, dass Ende Februar eine weitere Sequenz zum Team Säuren und Basen
eingeschoben werden musste.
Der Einstieg in das Thema Redoxreaktionen erfolgte über ein kurzes Skriptum
(Anhang I: Arbeitsskriptum), in dem die Grundbegriffe zu den einzelnen Punkten er-
läutert wurden. Das Skriptum wurde sehr genau daraufhin geprüft, ob die einführen-
den Texte und dargestellten Informationen für die Schülerinnen und Schüler ver-
ständlich und einfach strukturiert sind.
Der Unterricht fand in Form eines lehrerzentrierten Unterrichts statt, wobei die Schü-
lerinnen und Schüler zuerst den Text lesen mussten und in der Folge in einem Leh-
rer-Schüler-Gespräch Fragen zu unbekannten Wörtern und unverständlichen Satz-
konstruktionen stellen konnten.
Die Theoriesequenz wurde in zwei Unterrichtseinheiten besprochen. Da im Verlauf
der Inputphase sehr schnell zu erkennen war, dass die Schülerinnen und Schüler mit
dem Ionen-Begriff Schwierigkeiten hatten, wurde noch zusätzlich eine Sequenz von
vier Unterrichtseinheiten eingeschoben, um das Thema Säuren und Basen neuerlich
zu erarbeiten, wobei der Unterricht auf Basis des Chemiebuches3 erfolgte
2 HIRSCHBIEGEL, Oliver: Das Experiment. DVD, 119 min, Deutsch. Deutschland: Eurovideo (2001)
3 KOLIANDER, Brigitte (2007) CHEMIE. S. 90 bis 97. Wien: Manz

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In der Folge wurde der Experimentalteil mit den Schülerinnen und Schülern an zwei
Nachmittagen in dreistündigen Workshops abgehalten. Im ersten Workshop wurden
die Schülerinnen und Schüler mit den Experimentiersets vertraut gemacht (Anhang
II: Arbeitsanleitung Brennstoffzellenauto)4. Dabei mussten die Brennstoffzellenautos
zusammengebaut und fahrbereit gemacht werden.
Im zweiten Workshop mussten die Schülerinnen und Schüler die Experimente mit
Messungen erweitern und die Erfahrungen protokollieren. Die Protokolle wurden mit
Hilfe einer Vorlage erstellt (Anhang III: Protokoll Brennstoffzellenexperiment)
4 BRENNSTOFFZELLEN AUTO FCJJ-11. Horizon

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3 EVALUATION
Im Zuge des Projektes wurde nach einzelnen Unterrichtssequenzen immer wieder
evaluiert, um erste Erfahrungen in der Umsetzung für den weiteren Verlauf des Pro-
jektes nutzbar zu machen.
Die folgenden Evaluationen (Einstiegsevaluation, Protokolle, Abschlussevaluation/
Fragebogen, Abschlussevaluation/ Testfragen) dienten bzw. dienen dazu, den Wis-
sensstand und -erwerb der Schülerinnen und Schüler während des gesamten Projek-
tes zu dokumentieren.
3.1 Einstiegsevaluation
Am Beginn oder noch vor dem Start des Projektes für die Schülerinnen und Schüler
wurde erhoben, welche Vorkenntnisse zur Thematik Redoxreaktionen vorhanden wa-
ren. Vier TeilnehmerInnen konnten bezüglich der unten angeführten Einstiegsevalua-
tion keine der 16 gestellten Fragen beantworten. Die Frage 11 – Benennung der bei-
den Pole einer Batterie – konnten in Summe 14 Schülerinnen und Schülern beant-
worten, obwohl die Frage im Unterricht nie gestellt und beantwortet wurde. Die Frage
1, die im Unterricht schon besprochen worden war, konnte nur von einer Schülerin
beantwortet werden.
3.1.1 Einstiegsevaluation Fragebogen
Um den Unterrichtsertrag einschätzen zu können, wurde am Beginn der Unterrichts-
sequenz Redoxreaktionen eine erste Evaluation durchgeführt, in der sämtliche in der
Sequenz vorkommenden Fachwörter abgefragt wurden.
Die Fragestellungen waren so gewählt, dass die Schüler nicht nach der Bedeutung
der Fachwörter an sich gefragt wurden, sondern sie sollten mit dem Fachwortschatz
jeweilige fachtheoretische und -praktische Zusammenhänge erklären.

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Einstiegsevaluation Fragebogen I
IMST Projekt VBS Akademiestraße Schuljahr 2008/09 1 BAK
Dieser Fragebogen dient nicht zur Leistungsbeurteilung, sondern soll Ihre Vorkenntnisse im Themen-
gebiet der Redoxreaktionen abfragen. Die namentliche Erfassung dient lediglich dazu, um Ihre Kennt-
nisse vor und nach dem Unterrichtsblock zu vergleichen. Das IMST-Team wünscht Ihnen viel Erfolg!
1.
Worauf beruht die elektrische Leitfähigkeit von Metallen?
2.
Worauf beruht die elektrische Leitfähigkeit von Flüssigkeiten?
3.
Beschreiben Sie die Elektrolyse.
4.
Beschreiben Sie die Gewinnung von Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aus Wasser.
5.
Wie nennt man positiv geladene Teile von Atomen und Molekülen?
6.
Wie nennt man negativ geladene Teile von Atomen und Molekülen?
7.
Was geschieht bei der Oxidation?
8.
Was geschieht bei der Reduktion?
9.
Wie bezeichnet man die Abgabe von Elektronen?
10.
Wie bezeichnet man die Aufnahme von Elektronen?
11.
Wie heißen die beiden Pole einer Batterie?
12.
Was ist eine Kathode?
13.
Was ist eine Anode?
14.
Was stellen Sie sich unter einer Brennstoffzelle vor?
15.
Beschreiben Sie die Funktionsweise einer Brennstoffzelle.
16.
Welche Möglichkeiten ergeben sich nach Ihrer Meinung durch den Einsatz von Brennstoffzel-
len als alternative Energieträger?

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Seite 17
3.1.2 Ergebnisauswertung/ Einstiegsevaluation
Ergebniss Einstiegsevaluation
0
2
4
6
8
10
12
14
Sum
m
e
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
Fragen
S
c
hüle
rinne
n un
d S
c
le
r
männlich ohne Migrationshintergrund
männlich mit Migrationshintergund
weiblich ohne Migrationshintergrund
weiblich mit Migrationshintergund
Abbildung 2
Das Diagramm in Abbildung 2 zeigt sehr deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler
nur auf sehr geringes Wissen zum Themenbereich Redoxreaktionen zurückgreifen
konnten. Auf weitere Interpretationen möchten wir auf Grund der geringen Daten-
menge verzichten.

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Seite 18
3.2 Analyse der Protokolle/ Brennstoffzellenexperiment
Bei der Auswertung der Protokolle wurde sofort ersichtlich, dass die Schülerinnen
und Schüler die Aufgabenstellungen 1 und 2 durch Abschreiben aus dem Skriptum
(Anhang I: Arbeitsskriptum) erfüllten. Dies war nicht unsere Intention und deshalb
sollte bei einer Wiederholung der Einsatz von Hilfsmitteln untersagt werden. Ande-
rerseits zeigt es die Unsicherheit und das mangelnde Selbstvertrauen der Schülerin-
nen und Schüler bei der Definition von eigenen Hypothesen im Punkt 2 (5.3 Anhang
III/ Protokoll Brennstoffzellenexperiment).
In Punkt 4 mussten die Schülerinnen und Schüler den Versuchsaufbau skizzieren.
Bei dieser Aufgabenstellung war festzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler
zwar eine Grundrisszeichnung des Brennstoffzellenautos mit allen Kabeln und
Schläuchen anfertigten, aber nicht in der Lage waren, jene Teile, die eine zentrale
Funktion erfüllen, in einer adäquaten Weise hervorzuheben. Des Weiteren mussten
wir feststellen, dass die Schülerinnen und Schüler die beiden Funktionen des Brenn-
stoffzellenautos (Elektrolyse und Brennstoffzelle) nicht getrennt voneinander wahr-
nehmen konnten.
Die in Punkt 5 geforderte Erfassung der Messwerte konnte von allen Gruppen ohne
Schwierigkeiten erledigt werden.
Ebenso war das Niederschreiben der Beobachtungen in Punkt 6 für die Schülerinnen
und Schüler problemlos möglich. Das geforderte Überprüfen der von ihnen im Punkt
2 selbst aufgestellten Hypothesen war auf Grund des Fehlens derselben nicht mög-
lich.
Die Frage nach der Verbesserung des Wissensstandes in Punkt 7 wurde von allen
Schülerinnen und Schüler mit einem „Ja“ beantwortet.

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Ergebnis der Erhebung des Fachwortschatzes (Punkt 8)
Wort
Nennung
Chemie Deutsch Sonstiges
Unklar
Anion
2
x
Anionen
2
x
Anode
9
x
1
Brennstoffzelle
18
x
1
Buchse
2
x
Destillation
1
x
Elektrodengitter
1
x
Elektrolyse
12
x
1
Evaluation
7
x
6
galvanisch Elemente
6
x
1
Gasvolumen
1
x
H2
1
x
H2O
1
x
Hypothese
8
x
5
Kathionen
2
x
Kathode
8
x
1
Leuchtdiode
2
x
Membran
4
x
1
Multimeter
2
x
O2
1
x
Oxidation
5
x
Reaktion
1
x
Reduktion
5
x
Sauerstoffanion
1
x
Spannung
1
x
Volt
1
x
Wasserstoffvolumen
1
x
Zylinder
1
x
Unsere Intention war es herauszufinden, welcher Teil des neu erworbenen Fach-
wortschatzes Eingang in den aktiven Wortschatz der Schülerinnen und Schüler ge-
funden hatte und bei welchen Begriffen immer noch Unklarheiten vorlagen.
Die Schülerinnen und Schüler haben im Punkt 8 auch positiv vermerkt, wie viel Spaß
sie am Experimentieren hatten und wie sehr sie von diesem profitiert haben.
Die Analyse der Protokolle, die im Zuge der Experimentierphasen von den Schüle-
rinnen und Schülern im Chemieunterricht erstellt wurden, ließ uns folgende Überle-
gungen anstellen:

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Während der Durchführung des Experiments zeigten die Schülerinnen und Schüler
großes Interesse und hohes Engagement. In den einzelnen Gruppen entwickelten
sich vollkommen unterschiedliche Arbeitsmodi. Gab es in einer Gruppe eine klare
Aufteilung, wer während der Durchführung der Experimente was machte, entschied
man sich in einer anderen Gruppe, dass jeder alles zu machen hatte.
Manche Schülerinnen und Schüler beantworteten die eingangs gestellten Fragestel-
lungen (Anhang III: Protokoll Brennstoffzellenexperiment) direkt aus den ihnen zur
Verfügung stehenden Unterlagen. Relevante Informationen wurden aus dem einfüh-
renden Skriptum unreflektiert übernommen und zum Teil in verkürzter Form und in-
haltlich unrichtig dargestellt.
Die grafische Darstellung (Anhang III: Protokoll Brennstoffzellenexperiment) ließ bei
einigen ebenso einen differenzierten Umgang mit den einzelnen Experimentierpha-
sen vermissen. „Was sie sehen, zeichnen sie auf!“ Alleine an den Zeichnungen ist zu
erkennen, wie reduziert die Schülerinnen und Schüler wahrnehmen und wie wenig
sie fähig sind, das Beobachtete in ihren eigenen Wissenskontext einzugliedern.
Die Aufgabenstellung zur Selbstevaluation (Anhang III: Protokoll Brennstoffzellenex-
periment, Frage 8) wurde von vielen Schülerinnen und Schüler nur rudimentär bear-
beitet – hier hätten wir uns detaillierteres Arbeiten erwartet.
Die Analyse der Protokolle zeigte uns – womit wir nicht gerechnet hatten –, dass die
TeilnehmerInnen wenig bereit waren, das Erarbeitete und durch Experimente Erprob-
te intensiv zu reflektieren und in den von uns als vorhanden angenommenen Wis-
senskontext einzubinden. Somit wurde klar, dass viele Informationen der Inputpha-
sen nicht in individuelle Bedeutungszusammenhänge integriert und entsprechend
verarbeitet wurden. Ob dies nun an den sprachlichen Möglichkeiten oder am man-
gelnden naturwissenschaftlich-chemischen Verständnis lag, ließ sich nicht von Vorn-
herein beantworten. Da die Schülerinnen und Schüler in Gruppen gearbeitet hatten,
konnten wir das (fehlende) Wissen auch nicht an einzelnen Schülerinnen und Schü-
lern festmachen und dies erschwerte den Umgang mit den erstellten Protokollen.
Aufgrund obiger Erkenntnisse haben wir uns entschlossen eine Vertiefung des Inputs
und eine Ergebnissicherung in unser Konzept einzubauen.
Die Vertiefungsphase bestand darin, dass in einer weiteren Chemiestunde das erfor-
derliche Fachvokabular zur Brennstoffzelle nochmals von den Schülerinnen und

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Schülern in Gruppen besprochen wurde und die Lehrperson nach zwei Gruppenpha-
sen als lebendiges Wörterbuch einbezogen werden konnte. Die Lehrperson infor-
mierte die Schülerinnen und Schüler, dass in der darauf folgenden Stunde die The-
matik „Brennstoffzelle“ einer eingehenden Evaluation unterzogen würde.
3.3 Abschlussevaluation
Als Abschluss der Unterrichtssequenz Brennstoffzellen mussten die Schülerinnen
und Schüler einen Evaluationsbogen ausfüllen, damit wir das gelernte Wissen einer
Überprüfung unterziehen konnten. Der Aufbau des Fragebogens wurde so gewählt,
dass die Fragestellungen in ihrer Komplexität von Frage 1 bis Frage 4 anstiegen und
in Frage fünf die Textkompetenz evaluiert wurde. Die Schülerinnen und Schüler wur-
den darüber informiert, dass nur positiv beurteilte Fragebögen in die Benotung Ein-
gang finden sollten.
3.3.1 Abschlussevaluation Fragebogen
IMST Projekt VBS Akademiestraße Schuljahr 2008/09 1 BAK
Abschlussevaluation
20.04.2009
1) Welche Möglichkeit gibt es Wasser in seine Bestandteile
zu zerlegen?
(____/5 Punkten)
2) Beschreiben und skizzieren Sie einen Versuchsuchsaufbau
zur Zerlegung von Wasser.
(____/5 Punkten)
3) Beschreiben Sie die Zerlegung von Wasser in der
chemischen Formelsprache.
(____/5 Punkten)
4) Es ist möglich aus der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff
elektrische Energie zu gewinnen.
(____/15 Punkten)
a) Beschreiben Sie den Vorgang.
b) Skizzieren Sie eine Mögliche Versuchsanordnung und
Beschriften Sie die Bestandteile.
c) Beschreiben Sie den Vorgang in der chemischen Formelsprache.
5) Diskutieren Sie den Nutzen der Technologie für
unsere Gesellschaft.
(____/5 Punkten)
Abbildung 3

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3.3.2 Ergebnisauswertung/Abschlussevaluation
Durchschnittlich erreichte Punkte bei der Abschlussevaluation nach
Beobachtungsgruppen
0,0
2,0
4,0
6,0
8,0
10,0
12,0
14,0
16,0
18,0
20,0
1
2
3
4
5
Summe Punkte
Frage
E
rre
ic
hte
P
u
nk
te
v
on 3
5
männlich ohne Migrationshintergrund
männlich mit Migrationshintergund
weiblich ohne Migrationshintergrund
weiblich mit Migrationshintergund
Punkte max.
Abbildung 4
Das Diagramm in Abbildung 4 muss ebenfalls vor dem Hintergrund der geringen Da-
tenmenge betrachtet werden. Im Vergleich zur Einstiegsevaluation kann man hier ei-
ne Verbesserung der Leistungen erkennen.
Betrachtet man die erreichten Punkte bei den Fragestellungen, so kann man erken-
nen, dass deren Einfachheit das Ergebnis beeinflusst. So ist die sprachlich einfach
gestaltete Frage1 (Welche Möglichkeit gibt es Wasser in seine Bestandteile zu zerle-
gen?) von den Schülerinnen und Schülern zum größten Teil beantwortet worden. Die
Frage 4 hingegen (Es ist möglich aus der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff
elektrische Energie zu gewinnen. a) Beschreiben Sie den Vorgang./ b) Skizzieren Sie
eine mögliche Versuchsanordnung und beschriften Sie die Bestandteile./ c) Be-
schreiben Sie den Vorgang in der chemischen Formelsprache.) konnte von den
Schülerinnen und Schülern auf Grund ihrer Komplexität durchschnittlich nur von ei-
nem Drittel beantwortet werden. Bei detaillierter Betrachtung ist zu bemerken, dass
Frage 4 von je zwei Schülerinnen und zwei Schülern vollständig beantwortet werden
konnte. Bei diesen vier Personen handelt es sich mit Ausnahme eines Schülers um

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Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund. Die acht Schülerinnen, die die
Frage gar nicht beantworteten, haben alle Migrationshintergrund.
Betrachtet man das Ergebnis im Gesamten so haben bei der Frage 4 männliche
Schüler geringfügig besser abgeschnitten als weibliche.
Da uns das Ergebnis der Abschlussevaluation doch sehr erstaunt hatte und die Ver-
mutung im Raum stand, dass sich die Leistungen durch einen vollständig benoteten
Test verbessern werden, wurden im Chemietest des Sommersemesters nochmals
Fragestellungen zum Projekt eingebaut.
3.3.3 Abschlussevaluation Testfragen
Der Test hatte einerseits wieder einfache Fragestellungen (Frage 1 und Frage 3)
zum Inhalt, andererseits enthielt er ein Anwendungsbeispiel (Frage 2) sowie eine
komplexe Fragestellung zum Thema Brennstoffzelle (Frage 4).
Chemietest 1 BAK SS 2009
1. Wie verhält sich die Oxidationszahl bei einer Oxidation?
(_____/2 Punkten)
2. Bestimmen Sie die Oxidationszahl der einzelnen
(_____/4 Punkten)
Elemente der Verbindung: HClO3 LiCl
3. Wie lautet die Anoden Reaktion der Elektrolyse von Wasser?
(_____/2 Punkten)
4. Skizzieren Sie die Brennstoffzelle
(_____/8 Punkten)
(Skizze, Anoden- und Kathodenreaktion)

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3.3.4 Ergebnisauswertung/Testergebnis
Testergebnisse
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
8,0
Frage 1
Frage 2
Frage 3
Frage 4
Punkte
männlich ohne Migrationshintergrund
männlich mit Migrationshintergund
weiblich ohne Migrationshintergrund
weiblich mit Migrationshintergund
männlich
weiblich
Punkte max.
Abbildung 5
Ein erstaunlicher Unterschied zur Abschlussevaluation liegt darin, dass sich die er-
reichten Punkte zwischen Schülerinnen und Schüler angeglichen hatten und dass al-
le Fragen im Punktedurchschnitt positiv beantwortet wurden.

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4 REFLEXION UND AUSBLICK
Im Folgenden diskutieren wir für uns wichtige Arbeitsschritte und versuchen Ergeb-
nisse und Erfahrungen zu interpretieren. Daraus ergeben sich neue Fragestellungen,
die in Zukunft in der Arbeit mit der beschriebenen Zielgruppe Relevanz haben wer-
den.
4.1 Wortschatz und Sprache
Unsere methodische Vorgehensweise setzte also bei einfachen, bekannten Arbeits-
formen und ebensolchem Wortschatz an und sollte Schritt für Schritt zur komplexen
Verarbeitung und Einbindung von (neuem) Fachwortschatz führen.
4.1.1 Aneignung von Fachvokabular
Die Voraussetzungen, dass neuer Wortschatz gelernt und in den bestehenden akti-
ven integriert werden konnte, waren unserer Ansicht nach gegeben - seien es Moti-
vationslage der Schülerinnen und Schüler oder das methodische Vorgehen inklusive
vorbereitender Unterrichtssequenzen (siehe 2.1 Methodisches Vorgehen). Dass die-
se Integration mittels unserer unterrichtstechnischen Interventionen dennoch nur
zum Teil realisiert werden konnte, war für uns am Ende des Projektes ernüchternd.
Ein generelles Problem dürfte darin liegen, dass die Schülerinnen und Schüler
migrantischer Herkunft nur einen sehr kleinen im Alltag gebräuchlichen Wortschatz
besitzen. Gebrauchs- und Alltagstexte des Deutschunterrichts, die in erster Linie ge-
sellschaftspolitische und kulturelle Inhalte zum Thema haben, bereiten große
Schwierigkeiten, wenn sie inhaltlich erarbeitet werden müssen. Dennoch liegen die
Wörter in Textform vor und es kann jederzeit nachgelesen und auch nachgeschlagen
werden. Soll nun ein in unserem Falle komplexes chemisches Experiment durchge-
führt, beobachtet und verschriftlicht werden, kann nur mit jenem Wortschatz gearbei-
tet werden, der den Schülerinnen und Schülern aktiv zur Verfügung steht. Fehlendes
Wissen und fehlende sprachliche Sensibilität führen zu Texten, denen letztlich die in-
haltliche Richtigkeit auch dadurch abhanden kommen kann, da das benötigte Wort-
material nicht vorhanden ist. Also: „Richtig beobachtet, richtig durchgeführt, aber
sprachlich so dargestellt, dass eine inhaltliche Richtigkeit nicht mehr nachvollziehbar
ist.“ Letztere Aussage müsste in einem zukünftigen Projekt detaillierter beobachtet
und auch evaluiert werden.

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4.1.2 Lernverhalten und Lernstrategien
Viele Schülerinnen und Schüler versuchen Wortschatzprobleme dadurch zu kom-
pensieren, dass sie den Lernstoff auswendig lernen. Diese Strategie des Auswendig-
lernens kann zum Teil auch durch die Schulbiografie der Schülerinnen und Schüler
erklärt werden. Vor allem ist es in Handelsschulen opportun, sich als Prüfender mit
rein reproduziertem Wissen zufrieden zu geben, da die Anwendung und praktische
Umsetzung oft einer Überforderung der Schülerinnen und Schüler gleichkommt.
Das Wiedergeben von Auswendiggelerntem kann aber zur Folge haben, dass man-
che Wortfolgen zwar richtig angeführt werden, der inhaltliche Aussagegehalt aber
deshalb nicht zutreffend ist, da Versatzstücke vergessen oder nicht angeführt wurden
und dadurch das Dargestellte inhaltlich nicht mehr nachvollziehbar war.
Aus einer muttersprachlichen Perspektive heraus ließe sich darauf schließen, dass
zwar gelernt – und zwar auswendig –, die Materie an sich aber nicht verstanden
wurde. Aus der DaZ-Perspektive muss diese Erkenntnis jedoch relativiert werden, da
bei genauer Betrachtung der angeführten Antworten nicht ein inhaltliches Unver-
ständnis, sondern die adäquate sprachliche Realisation das Problem darstellt. Inhalt-
lich richtig, aber sprachlich falsch und zwar falsch in einer Form, dass aus einer Mut-
tersprachenperspektive die Intention des Schreibenden nicht mehr erkannt werden
kann. Neben der korrekten konnotativen Anwendung kommt ja zudem ein grammati-
kalisches Problem hinzu, wodurch sich Aussagen von Schülerinnen und Schülern
manchmal einer eindeutigen inhaltlichen Zuordnung entziehen.
4.2 Freiwilligkeit
Einen Aspekt, den man bei diesem Projekt nicht außer Acht lassen kann, ist die Mo-
tivation der Schülerinnen und Schüler Wissen in einem nicht typenbildenden Ge-
genstand der BMHS (HAK/HAS) zu erwerben. Dieser Wissenserwerb sollte idealer-
weise auf Freiwilligkeit beruhen. Das bedeutet, es muss Interesse für den Gegens-
tand geweckt werden und es kann zum Beispiel auf folgende Motivationsgründe zu-
rückgeführt werden:
Lebensrelevantes
Das erworbene Wissen ist für den beruflichen Werdegang von Bedeutung und
muss deshalb keiner internen Sinnprüfung standhalten (Deutsch, Rechnungswe-
sen, Betriebswirtschaftslehre,...).

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In den Naturwissenschaften liegt dieser Sachverhalt anders, da die Lebensrele-
vanz im Alltag nicht wahrgenommen wird. Ich führe das darauf zurück, dass che-
mische Produkte zu einfach funktionieren und man im Normalfall kein chemisches
Wissen benötigt, um diese Produkte zu verwenden bzw. anzuwenden. Es ist nicht
relevant zu wissen, ob man das Mobiltelefon auflädt oder den Akkumulator. Trägt
man zu viel Make-up trägt, kommt es zu keinen spontanen Abwehrreaktionen der
Haut, etc.
Interesse, Vorgänge zu hinterfragen
Das Alter der Schülerinnen und Schüler liegt zwischen 17 und 20 Jahren. Es war
interessant bei den dreistündigen Experimentalworkshops zu beobachten, wie
schwierig es für den Großteil der Schülerinnen und Schüler war, sich auf das Ex-
perimentieren einzulassen. Die meisten haben es geschafft, diese Barriere zu
überwinden, aber dies dauerte bei den „hartnäckigen“ Schülerinnen und Schüler
oft bis zur Halbzeit des Workshops. Warum dieses Verhalten an den Tag gelegt
wird, wäre eine interessante Fragestellung, der man in der Folge nachgehen
könnte. Es ist aber klar ersichtlich, dass der spielerische Zugang zum Ausprobie-
ren und eine grundsätzliche Neugier etwas Unbekanntes zu hinterfragen bei den
Schülerinnen und Schülern der Projektklasse anfangs nahezu nicht vorhanden
war, sich durch das Tun jedoch veränderte.
• Als weitere Motivation für das Erbringen einer freiwilligen Leistung kommt noch
der Aspekt hinzu, der Lehrperson hinsichtlich der Leistungsbeurteilung gefallen
zu wollen, was uns zum folgenden Aspekt führt.
4.3 Kosten-/Nutzenfaktor
Dieser Faktor ist unseres Erachtens ein sehr entscheidender. Chemie wird als nicht
Typen bildendes und somit von unseren Schülerinnen und Schülern als nicht berufs-
relevantes Fach gesehen. Aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler dient
es lediglich dazu, die Studienberechtigung zu erwerben. Somit ist die Leistungsbe-
reitschaft sehr eng mit einer Beurteilung der Leistung verbunden, was wir auch bei
den Ergebnissen der Abschlussevaluation erkennen konnten.

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4.4 Ausblick
Nach einem Jahr der intensiven Beschäftigung mit Textsorten, Fachsprache und
dem sprachlichen Umgang mit Experimenten im Unterricht, konnten wir eine Menge
an Erfahrungen sammeln und einige der am Anfang sich stellenden Fragen beant-
worten. Dennoch haben sich weitere Fragenstellungen ergeben, die zu verfolgen uns
lohnenswert erscheinen.
Die Beantwortung folgender Fragestellungen erscheint uns besonders interessant:
„Richtig beobachtet, richtig durchgeführt, aber sprachlich so dargestellt, dass eine in-
haltliche Richtigkeit nicht mehr nachvollziehbar ist.“ Welche Evaluationsmöglichkei-
ten lassen sich entwickeln, um Fehlinterpretationen des Dargestellten durch den Un-
terrichtenden zu erkennen?
Worauf ist die fehlende Sprachkompetenz unser Schülerinnen und Schüler zurückzu-
führen? Haben wir es mit einem Spracherwerbsproblem von Migrantinnen und
Migranten zu tun? Spielt die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht eine Rolle?
Welche Möglichkeiten existieren neben den schon im Projekt eingesetzten, um den
vorhanden aktiven Wortschatz durch Fachwortschatz zu erweitern und passiven
Wortschatz zu aktivem zu transformieren?

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Seite 29
LITERATUR
BECKER, Hans Jürgen (1992) Fachdidaktik Chemie. Köln: Aulis Verlag
Deubner & CO KG
DVORAK, SCHMUT (1998) Von der CHEMIE. Wien: E. Dorner
KOLIANDER, Brigitte (2007) CHEMIE. Wien: Manz
Kielhöfer, B.: Wörter lernen, behalten und erinnern. In: Neusprachliche Mittei-
lungen aus Wissenschaft und Praxis 47/4 (1994), S. 211-220
KUTTENBERG, Christiana (2004) Chemie & Schule 3/2004. Seeham. VCÖ
Löschmann, B.: Effiziente Wortschatzarbeit.: Lang Verlag Frankfurt am Main,
Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 1993
Meerholz-Härle, B.: Wortschatzvermittlung im DaZ-Unterricht. In: Fortbildung
für Kursleitende Deutsch als Zweitsprache 2 (2008), S. 1-34
MORTIMER, Charls E., (2001) Chemie. Stuttgart – New York: Thieme
Quetz, J.: Der systematische Aufbau des „mentalen Lexikons“. In: J.-P. Timm
(Hrsg.): Englisch lernen und lehren. Berlin (1998), S. 272-291
http://www2.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/175000-199999/198062-an-
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MATERIALIEN
BRENNSTOFFZELLEN AUTO FCJJ-11. Horizon.
HIRSCHBIEGEL, Oliver: Das Experiment. DVD, 119 min, Deutsch. Deutsch-
land: Eurovideo (2001)