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Im nahe von Wien gelegenen Seminar von St Poelten sind vor Monaten Tausende von Kinderpornobilder gefunden worden. Anfangs Woche brachte das Newsmagazin "Profil" Fotos, die einen Regens und Subregens zeigten, wie sie Seminarstudenten zu küssen und begrabschten scheinen. Die Rektoren sind zurückgetretetn, doch der verantwortliche Bischof, Kurt Krenn spielt die Sache als "Bubenstreich" runter und will nichts von einem Rücktritt wissen. Die Geschichte liefert interessantes Anschaungsmaterial in Krisenmanagement. |
Nach dem Sex-Skandal am katholischen Priesterseminar von St. Pölten
werden die Forderungen nach einem Rücktritt des Bischofs
Kurt Krenn
immer lauter. Bei einer Fernsehdiskussion im ORF übernahm Krenn
am Dienstag zwar die Verantwortung für die Ereignisse an seinem
Seminar in Österreich. Er lehnten einen Rücktritt jedoch weiter
kategorisch ab. Gleichzeitig betonte Krenn mit dem Skandal
zu haben und beschuldigte die Presse zum wiederholten Mal die Geschichte "aufgebauscht" zu haben. Jegliche Einmischung seiner bischöflichen Kollegen in den Fall verbat sich der umstrittene Bischof:
sagt er der Illustrierten "News". Der Ombudsmann der Erzdiözese Wien für Opfer sexuellen Missbrauchs, Helmut Schüller, forderte den 68-Jährigen öffentlich auf, sein Amt niederzulegen. Erst dann sei eine vollständige Aufklärung der Geschehnisse möglich. Krenn setzte unterdessen selbst eine Kommission ein, die den Skandal aus Sicht der katholischen Kirche untersuchen soll. Ein Sprecher des Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, sagte dem "Münchner Merkur", es bestehe "grösster Handlungsbedarf". Inzwischen hat die Kriminalpolizei nach eigenen Angaben einen Seminaristen überführt, der in dem Priesterseminar Kinderpornos aus dem Internet heruntergeladen hat. Nach Angaben der Illustrierten "News" handelt es sich um einen 33-jährigen polnischen Studenten, der dabei überwiegend auf einschlägige polnische Internetseiten zurückgegriffen habe. Bei Durchsuchungen der Räume des Seminars in Niederösterreich hatte die Kriminalpolizei in den vergangenen Monaten auf Computern tausende pornografische Fotos, darunter auch Kinderpornografie, entdeckt. Das Priesterseminar in St. Pölten, wo zurzeit etwa 40 Studenten eingetragen sind, sei seit zwei Jahren einen Sonderweg gegangen und habe bei der Auswahl der angehenden Priester nicht auf deren psychischen Hintergrund geachtet.
Die Psychotherapeutin Rotraud Perner beurteilt die Kuss-Fotos als "Blödelfotos" - "infantil" und "kindisch". Gleichzeitig sei jedoch ein Zungenkuss aus sexualwissenschaftlicher Sicht Geschlechtsverkehr.
so Perner. Der Druck auf St. Pöltens Diözesanbischof Kurt Krenn wird immer größer. Nach Ansicht des Sprechers von Wiens Erzbischof Christoph Schönborn, Erich Leitenberger, widmet Rom den Vorkommnissen im St. Pöltner Priesterseminar höchste Aufmerksamkeit. Man könne davon ausgehen, dass sich der Vatikan sehr genau mit der Sache beschäftigt. Während mit Ulrich Küchl und Wolfgang Rothe, dem Regens und Subregens des Priesterseminars, bereits zwei in die Affäre verstrickte Geistliche zurückgetreten sind, lehnte Bischof Krenn diesen Schritt gestern entschieden ab. Auch Gerüchte, dass der Vatikan einen Koadjutor - einen Weihbischof, der später Krenns Nachfolge antreten soll - als "Aufpasser" nach St. Pölten schicken werde, schlug Krenn in den Wind:
Aus dem Vatikan gab es gestern keinen Kommentar zum Sex-Skandal um das Priesterseminar. Bischof Karl Josef Romer, Sekretär des päpstlichen Rats für die Familie, erklärte lediglich: "Zweideutiges Verhalten wird nicht geduldet." Deutlich härter gingen heimische Kirchenvertreter mit Krenn ins Gericht: Der Pastoraltheologe Paul Zulehner bezeichnete die Affäre als die "letzte Ernte" einer völlig verfehlten Bischofsernennungspolitik Roms. Krenn solle endlich zur Kenntnis nehmen, "Ich bin krank, mir setzt der Alkohol zu sehr zu", so Zulehner. Die Konsequenz könne nur sein, dass Krenn das Amt verlässt. Wenn er das nicht freiwillig mache, müsse man die Bischofskonferenz und die Verantwortlichen in Rom auffordern, rasch zu handeln, so Zulehner. Auch der Vorsitzende aller Priesterseminar-Leiter, Martin Walchhofer, übt heftige Kritik an Krenn: "Es ist erschütternd, dass das passiert. Die Verantwortung trägt der Bischof." diplomatischer gaben sich Österreichs Bischöfe, sie verwiesen auf die Stellungnahme der Bischofskonferenz: "Im Hinblick auf die Berichte über das St. Pöltner Priesterseminar herrscht dringender kirchlicher Handlungsbedarf." |
Nachtrag vom 18. Juli: Der Domherr von Chur giesst Oel ins Feuer Die "Weihnachtskussgeschichte" wurde in den meisten Boulvardblätter ein Thema. Auch in den Schweizer Medien. Mit Canettis Verlautbarung über die Möglichkeit, Schwule hätten heute gute Chancen, therapiert zu werden, sei gross, goss der Domherr Oel ins Feuer. Das unliebsame Thema gelang erneut in die Schlagzeilen. Wahrscheinlich wäre der Domherr gut beraten gewesen, in dieser "krisenähnlichen" Situation (Skandalgeschichten in einem Priesterseminar) vorerst einmal zu schweigen. Im Gegensatz zum Fall Fetz, wäre jetzt Schweigen Gold gewesen. |
Nachtrag vom 20. Juli, 2004: Aufschlussreicher Kommentar von
Peter Mayr zum Pölten Skandal. Auch wenn sich der Vatikan Zeit lässt, im Fall Krenns könnte es rascher Konsequenzen geben - zu schwer wiegend sind die Vorwürfe, zu groß die Versäumnisse. Kurt Krenn hat als Leiter einer Diözese versagt. Sein Sonderweg fernab der anderen Diözesen ist gescheitert. Dass die anderen Bischöfe die kirchliche Tradition unerbittlicher Diskretion über Bord werfen und offen gegen ihn Stellung beziehen, ist verständlich, aber unüblich. Es soll nicht die gesamte Kirche Österreichs auf der Anklagebank landen. Man hat offenbar aus der Causa Groer gelernt - nur nicht in St. Pölten. Jede Diözese verfügt über eine Ombudsstelle, die bei Missbrauchsverdacht sofort aktiv wird - bis auf St. Pölten. Jeder, der in ein Priesterseminar geht, muss eine Art Probejahr absolvieren - nur nicht in St. Pölten. Kurt Krenn ist, wenn man so will, eine kirchliche Altlast. Ein Reformverweigerer, der bis zuletzt an längst infrage zu stellenden Traditionen festhält. Aus dieser Glaubenswelt erklärt sich auch die schon lächerlich wirkende Weigerung, das Evidente zur Kenntnis zu nehmen. So werden aus Zungenküssen "Bubenstreiche". So sieht man auch keine Beweise für Homosexualität im Priesterseminar. Dabei wird verdrängt und geleugnet, was das eigentliche Fatale an der Angelegenheit ist: Es geht nicht und ging nie um die sexuelle Ausrichtung Erwachsener, sondern darum, ob im Priesterseminar sexuelle Ausbeutung Abhängiger praktiziert wurde. Dass im Seminar Websites angeschaut worden sind, deren Inhalt eindeutig Kinderpornografie ist, weist zudem in Richtung Pädophilie. Das ist der eigentliche Skandal, das ist der unerträgliche Kern der Affäre, dem sich Krenn - noch - nicht stellen will. Nun ist ja seit längerem klar, dass die Kirche mit gelebter Sexualität - egal welcher Neigung - nicht wirklich souverän umgeht. Mindestens ebenso verklemmt und die Fakten des Geschehens missachtend läuft allerdings die öffentliche Diskussion über die Vorfälle in St. Pölten ab. Schnell wird da eine Kausalkette Kirche-homosexuell-Missbrauchsgefahr geknüpft, die so nicht halten kann. Homosexualität führt wie Heterosexualität nicht automatisch zu Kindesmissbrauch. Der Zölibat hat grundsätzlich weder mit dem einen noch dem anderen etwas zu tun, und schon gar nicht bedingt er das Dritte. Die Debatte über den Skandal zeigt, wie hilflos auch die säkularisierte Gesellschaft einem Phänomen gegenübersteht, das sie seit jeher betrifft und das erst in den letzten Jahren offener angesprochen wurde. Jedes dritte bis vierte Mädchen, jeder siebte bis achte Bub wird zwischen dem ersten und sechzehnten Lebensjahr Opfer von sexueller Gewalt, belegt eine Studie des Sozialministeriums. Die Täter sind in den meisten Fällen Familienmitglieder - und auch hier wird geleugnet und vertuscht, was das Zeug hält. Deshalb sind die Vorkommnisse in St. Pölten nicht herunterzuspielen, sie müssen vielmehr zu dem Schluss führen: Kindesmissbrauch ist kein Phänomen, das exklusiv auf homoerotisch konnotierte Strukturen beschränkt ist. Es betrifft die ganze Gesellschaft. Diese ist es ihren Kindern schuldig, das Problem im Gesamtkontext zu lösen. |
Nachtrag vom 25. Juli: Papst ernennt einen "apostolischen Visitator" Papst Johannes Paul II. hat einen Bischof zur Aufklärung des Sexskandals in einem Priesterseminar in die österreichische Diözese St. Pölten entsandt. Der Vorarlberger Bischof Klaus Küng solle im Auftrag des Papstes die Probleme in der Diözese und vor allem im Priesterseminar untersuchen, teilte der Vatikan am Dienstag mit. Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn sagte, der Papst habe in möglichst kurzer Zeit gehandelt. Die Ernennung eines "apostolischen Visitators" sei eine außergewöhnliche und seltene Maßnahme, fügte er hinzu. Die schnelle Entscheidung des Vatikan stand im Gegensatz zum langsamen Vorgehen gegen Priester in den USA, die Kinder missbraucht hatten. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten eröffnete wegen der pornografischen Bilder ein Verfahren gegen einen 27-jährigen Priesterschüler aus Polen. Der vom Papst entsandte Ermittler oder "Visitator" hat die Aufgabe, sich mit den Problemen der Diözese zu befassen, dem Papst Bericht zu erstatten und Empfehlungen für das weitere Vorgehen abzugeben. Der Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn, hat es bislang abgelehnt, wegen der Vorfälle in seiner Diözese zurückzutreten. Der Ermittler müsse auch dafür sorgen, dass die Ordnung der Weltkirche in der Diözese und besonders auch im Seminar respektiert werde, sagte Schönborn. Damit sind Bischof Krenn in der Führungsfunktion die Hände gebunden. Alle Entscheide werden vom Visitator begutachtet. Vor neun Jahren waren gegen den damaligen Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer Vorwürfe wegen des sexuellen Missbrauchs von Jungen erhoben worden. Groer wurde vom Vatikan ein Nachfolger zur Seite gestellt, bevor er in den Ruhestand trat und sich in ein Kloster zurückzog. Dem Vatikan macht bis heute ein Sexskandal zu schaffen, der vor zwei Jahren die Kirche in den USA betraf. Damals war bekannt geworden, dass Bischöfe Priester, die Kinder sexuell missbraucht hatten, nur versetzt hatten, anstatt sie ihres Amtes zu entheben oder die Polizei zu informieren. Dass der Papst einen Kontrolleur eingesetzt hat, ist nach den Medienberichten aussergewöhlich und bedeutet faktisch eine Entmachtung Krenns. Im Fernsehen sah man den Titel "Krenn entmachtet". Die Verfügungsgewalt (auch über das Priesterseminar) hat Visitator Küng übernommen. Kenn, der bisher alles klein geredet hatte und sonst immer gerne viel gesprochen hatte - ist verstummt und es heisst, er sei in den Ferien. |
Nachtrag vom 30.7: Weiterer Rücktritt im Priesterseminar. Der Leiter des Seminars am Priesterseminar St. Pölten, Ulrich Küchl, ist zurückgetreten. Das solle "eine Beruhigung der Lage erreichen." Der neue "Regens" ist Pater Werner Schmidt. Regens Ulrich Küchl ersuchte in einem Schreiben an Diözesanbischof Kurt Krenn darum, seinen Rücktritt "trotz der Haltlosigkeit der gegen ihn erhobenen Vorwürfe und Verleumdungen" anzunehmen. Diözesanbischof Kurt Krenn hat den Rücktritt von Ulrich Küchl, wie es in einer Aussendung heisst, schweren Herzens angenommen. Krenn schreibt (gegenüber den Medien ist ihm ein Maulkorb verhängt worden), es seien in den letzten Tagen auch eine Reihe von Menschen an ihn herangetreten, um unter Hinweis auf Küchls bemerkenswerte menschliche, intellektuelle und geistliche Qualitäten die Haltlosigkeit der gegen Küchl erhobenen Anschuldigungen zu bezeugen. Kern der Anschuldigungen gegen Regens Küchl ist, der Leiter des Seminars habe homosexuellen Kontakt zu einem der Priesteramtsanwärter gehabt. Küchl wolle mit seinem Rücktritt "eine Beruhigung der angespannten Lage erreichen". In seinem Schreiben heisst es:
Im Zusammenhang mit den Vorwürfen, dass Kinderpornografie auf Computern des Seminars gefunden wurden, ermittelt die Staatsanwaltschaft noch. Die Untersuchungen der beschlagnahmten Laptops von Priesteramtsanwärtern im Seminar von St. Pölten sind nach Angaben von Staatsanwalt Walter Nemec noch nicht abgeschlossen.
Bisher wurde pornografisches Material nur am "Hauptcomputer" des Priesterseminars gefunden wobei es noch zu ermitteln gebe, wer für die Fotos verantwortlich ist. Nemec bestätigte, dass die am Hauptcomputer gespeicherten Bilder zum Teil sexuelle Handlungen mit Unmündigen und auch Tieren zeigen. Er schätzt, dass die Untersuchungsergebnisse bald vorliegen könnten. |
Nachtag vom 31. Juli, 2004
Einige Passagen aus dem letzten Interview
mit
Bischof Krenn aus der Netzeitung vom 30. Juli zeigen, dass es dem angeschlagene Bischof an Selbstkritikfähigkeit fehlt: (Das Interview führte Hubert Wachter):
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Nachtrag vom 1. August, 2004:
Bischof Krenn: 'Ich habe nichts vertuscht' Der St. Pöltner Diözesanbischof Kurt Krenn hat den Vorwurf zurückgewiesen, die Vorgänge rund um die Kinderporno-Fotos im diözesanen Priesterseminar vertuscht zu haben. In einem Interview mit dem "Volksblatt" sagte er:
Zu den weiteren Vorfällen im Seminar - den Fotos von Regens und Subregens - meinte der Bischof:
Gefragt, ob er 2005 noch Bischof von St. Pölten sei, antwortete Krenn:
Er selbst könne es nicht sagen, denn:
Übrigens: In dieser Geschichte geht es weniger um Vertuschung, sondern um "Beschönigung" und vom "Sachverhalte klein reden". |
Nachtrag vom 5. August, 2004: Bischof Kurt Krenn hat seinen Kurzurlaub im Mühlviertel beendet und nimmt seine Amtsgeschäfte in St. Pölten wieder auf, berichten die "Oberösterreichische Nachrichten". Gegenüber der Zeitung betonte Krenn, er werde seinen Stil nicht ändern. Er machte auch deutlich, dass er sich durch die Apostolische Visitation nicht eingeschränkt fühle:
Bischof Krenn scheint zur Kategorie von Menschen zu gehören, die Fakten einfach ausblenden können. |
Nachtrag vom 9. August 2004: Vatikan Geheimplan? Im Sexskandal in St. Pöllten soll der Vatikan-Geheimplan angewendet werden. Offiziell will Rom noch nicht eingreifen. Der Papst Johannes Paul II musste seinen Urlaub in dem Dorf Les Combes im Aosta-Tal unterbrechen, weil sich der Fall St. Pölten entwickelt so dramatisch entwickelt hatte. Statt eine Spazierfahrt in die Berge zu unternehmen, musste der Papst die peinlichen Einzelheiten erfahren, die sich in dem österreichischen Priesterseminar abgespielt haben. Sogar von Mord ist inzwischen die Rede. Ein Priesterschüler wurde im Oktober 2003 tot aus der Donau gefischt. Die Obduktion ergab, dass der Mann ertrunken ist - Fremdverschulden nicht ausgeschlossen. Der Vatikan müsste nun handeln, will dies aber auf keinen Fall offiziell tun. Bischof Kurt Krenn (68), der die Verantwortung für den Sexskandel übernommen hat, ihn gleichzeitig aber herunterspielt, kann nicht bleiben - das ist allen klar. Der Vatikan kann ihm einen entscheidenden Fehler nicht verzeihen: Krenn sprach von "Bubenstreichen". Damit unterstellt er aber, dass auch in anderen Priesterseminaren homosexuelle Praktiken geduldet werden. Der Bischof hätte seinen Rücktritt anbieten müssen, den der Vatikan sicherlich abgelehnt hätte. Krenn hätte dann auf sein Ausscheiden bestanden müssen. Der Vatikan hätte dann dem Drängen nachgegeben, und alle hätten das Gesicht gewahrt. Ein hochrangiges Kurienmitglied äusserte sich wie folgt:
Der Vatikan will offenbar nach bewährtem Geheimplan vorgehen. Kardinal Bernard Francis Law stand im Jahre 2001 in Boston (USA) im Zentrum eines Kindersexskandals. Er blieb ebenfalls im Amt. Der Vatikan ließ einige Wochen verstreichen, um eine Untersuchungskommission arbeiten zu lassen. Im Fall Krenn ermittelt jetzt die Kommission der österreichischen Bischofskonferenz. Nach einigen Wochen wurde Kardinal Law nach Rom gebeten zu einem Gespräch über ein völlig anderes Thema. Danach trat Law aus gesundheitlichen Gründen zurück. Auch bei Bischof Krenn dürfte es ähnlich laufen. Trotzdem ist man im Vatikan nervös. Schon bei Law gab es Befürchtungen, dass er aus Angst vor einer Verhaftung der amerikanischen Polizei in den Vatikan fliehen könnte. Der Kirchenstaat unterhält mit keinem Staat der Welt ein Auslieferungsabkommen. Ein Bischof wäre dort also sicher. Doch der Skandal, eine Strafverfolgung zu verhindern, hätte der Weltkirche ungeheuer geschadet. Auch jetzt könnte es zu dieser peinlichen Situation kommen. Möglicherweise wird man Krenn wie schon Law einen "Kompromiss" vorschlagen. Im Frühjahr 2004 wurde Bernard Law zum Erzpriester der Kirche von Santa Maria Maggiore ernannt - ein "ehrenvoller" Abschiebeposten. |
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Nachtrag vom 12. August, 2004: Bischof Küng schliesst Seminar,
"neuer Anfang" notwendig. Das Priesterseminar der Diözese St. Pölten ist mit sofortiger Wirkung geschlossen. Die Vorfälle im vergangenen Studienjahr hätten einen völligen Neuanfang notwendig gemacht, sagte der Päpstliche Visitator Bischof Klaus Küng bei einer Pressekonferenz in St. Pölten. Alle bisherigen und zukünftigen Priesteramtskandidaten müssen sich demnach einem Aufnahmeverfahren unterziehen. Die katholische Hochschule St. Pölten bleibe jedoch auch im nächsten Studienjahr geöffnet. Zum einen sei in den vergangenen Jahren zu wenig Sorgfalt auf die Auswahl der Kandidaten verwandt worden, erläuterte Küng. Zum anderen habe es schwer wiegende Fehlentwicklungen gegeben. Dies sei spätestens durch die pornografischen Bilder deutlich geworden, die von einigen Seminaristen "geradezu suchtartig" aus dem Internet heruntergeladen wurden. Sehr schmerzhaft sei für ihn auch die Feststellung gewesen, dass sich im Seminar "aktive homophile Beziehungen gebildet" hätten. |
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Nachtrag vom 19. August, 2004:
Der Vatikan wusste anscheinend über
St. Pölten Bescheid. Die Österreichs Bischofskonferenz, der Vatikan und der St. Pöltener Bischof Kurt Krenn sollen bereits seit mehr als zwei Jahren von homosexuellen Ausschweifungen im Priesterseminar von St. Pölten gewusst haben. Obschon der Vatikan ein Interviewverbot verhängt hatte, äusserte sich trotzdem ein Seminarist zur Sex-Affaire.
Ein Priester dürfe sich aber nicht öffentlich als schwul outen und müsse "einschlägige Treffpunkte für Homosexuelle meiden". Homosexualität soll hinter den Kirchenmauern offen gelebt worden sein. Ein St. Pöltener Seminarist soll gesagt haben: "Es war ein richtiger Sumpf. Es ist sehr schmerzhaft, dass der Vatikan sich erst durch die Medien zwingen lässt zu reagieren. Das ist traurig." Der österreichische Priesteramtsanwärter hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren an verschiedenen "Sex-Festen" im Seminar teilgenommen und sagte: "Es wurden homosexuelle Beziehungen geführt zwischen beiden Regenten zu den Seminaristen." Das Ganze sei "moralisch unterm Hund" gewesen. Erich Leitenberger, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, kann mit der ARD-Vorabmeldung "relativ wenig anfangen" und will sich vor einer ausführlichen Kommentierung erst einmal die TV-Dokumentation ansehen. Leitenberger betonte aber: Die Dinge, die nun bei der Visitation durch Bischof Klaus Küng großes Aufsehen erregt hätten, "die Vorwürfe gegen Regens und Vize-Regens - die waren sicher vor zwei Jahren nicht bekannt". Und: "die Geschichte mit der Kinderpornographie ist im November des Vorjahres bekannt geworden". Kardinal Christoph Schönborn habe dazu im ORF-Fernsehen bereits deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er in Sachen Kinderpornographie damals sofort den Vatikan verständigt habe, aber leider zuerst keine Reaktion gekommen sei. |
Nachtrag vom 28. August, 2004: Deix Karikaturen. Der Zeichner Manfred Deix eröffnete diese Woche eine Ausstellung in Frankfurt. Deix gilt als unbequemer Satiriker. Der "Spiegel" schreibt zur 1997 gemachten Krenn Karikatur "Marilyn Krenn": "Die Wirklichkeit ist viel schlimmer".
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Nachtrag vom 11. September, 2004: Der Vatikan legt Bischof Krenn nahe, aus gesundheitlichen Gründen zurückzutreten. Ein Papst der selbst schwer krank ist und sein Amt nicht niederlegen will, macht sich mit diesem Argument unglaubwürdig. Im Fall Krenn müsste Klartext gesprochen werden. Die vorgeschobenen "gesundheitlichen Gründe" finden wir deplaziert. Sie überzeugen die Öffentlichkeit nicht. Im Gegenteil, diese offensichtliche Pseudogegründung schadet dem Vatikan. Wir vertreten die Meinung, dass es sich lohnt, wahre Gründe offen zu sagen und nicht zu vernebeln. Warum kann der Vatikan nicht schreiben: "Wir baten Bischof Krenn zurückzutreten. Grund: ... (Tatsachen nennen)" |
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