Gipfelkreuze auf Bergen: ÖVP kritisiert Chef von Alpenverein

Das Gipfelkreuz am Hafelekar auf 2334 Metern Seehöhe.
Ermacora gegen Aufstellen von neuen Kreuzen, daraufhin zog die Tiroler ÖVP von Landwirtschaftsminister Totschnig abwärts in den Kulturkampf.

In Italien ist zuletzt, ausgehend vom dortigen Alpenverein, eine Debatte entflammt, ob es noch zeitgemäß ist, neue Gipfelkreuze in den Alpen zu errichten. Für OeAV-Präsident Andreas Ermacora ist es das nicht, wie er gegenüber dem ORF Tirol zum Ausdruck brachte. Das habe aber keine religiösen Gründe.

„Der Alpenverein hat ja schon vor 100 Jahren beschlossen, keine neuen Wege und Hütten mehr zu bauen. Die Alpen sind erschlossen“, so Ermacora. Deshalb habe der damalige Hauptausschuss schon in den 1980er- und 90er-Jahren beschlossen, keine neuen Gipfelkreuze mehr aufzustellen: „Es gibt genug.“

Mehr dazu: Bergurlaub: Die Krux mit dem Gipfelkreuz

Die Tiroler ÖVP rückte am Mittwoch auf diese Aussagen hin umgehend aus – so etwa der aus dem Bundesland stammende Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: „Gipfelkreuze sind Teil unserer christlichen Tradition und unserer alpinen Kultur.“ Sie wurden zu unseren Bergen gehören „und dort sollen sie auch bleiben“.

Dabei hatte Ermacora selbst betont: „Die bestehenden Gipfelkreuze sollen natürlich bleiben.“ Alte würden ausgetauscht, wenn sie etwa morsch sind. Dennoch ortete Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (ÖVP) einen „Angriff auf Tourismus und Kultur“.

Mehr dazu: "Das Kreuz mit dem Kreuz": Nicht nur geliebtes Gipfelsymbol

Laut Ermacora sind seit dem Beschluss von den Alpenvereinssektionen keine neuen Kreuze mehr aufgestellt worden. Er kann sich hingegen nur erinnern, dass es zwei Anträge für neue Kreuze auf Bergen, die dem Alpenverein gehören, gegeben habe. Man habe das aber abgelehnt.

Großer Aufwand

Zudem spielte Ermacora darauf an, dass das Aufstellen der Kreuze auch ein großer Aufwand sei. Zudem stelle sich auch die Haftungsfrage, wenn bei den Arbeiten etwas passiere, so der Jurist. „In den West- und Ostalpen haben wir rund 4.000 Gipfelkreuze. Wir sind aber nicht dafür, dass auf jeder Erhebung ein Kreuz steht. Es gibt ja auch Steinmandln oder tibetische Gebetsfahnen, die auch zur Orientierung dienen können,“ meinte der Alpenvereinspräsident.

Mehr dazu: Halbmond statt Gipfelkreuz

Auch ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf rückte in Sachen „pro Gipfelkreuze“ aus. „Gipfelkreuze sind Teil unserer Tiroler Identität. Sie sind nicht nur markante Orientierungspunkte und stehen symbolisch für den Gipfelsieg und eine bewältigte Herausforderung, sondern repräsentieren auch Tradition und Glaube“, führte der schwarze Klubobmann aus.

Er sei deshalb „klar gegen ein Verbot für das Aufstellen von neuen Gipfelkreuzen, denn durch diese Symbolik wird unsere Identität und Verbundenheit mit den Bergen manifestiert.“ „Ein derartiges Verbot würde für mich einem Bruch unserer alpinen Traditionen gleichkommen“, wurde der Klubobmann deutlich.

Und auch der Tiroler ÖVP-Seniorenbund meldete sich zu Wort. „Unser Land ist christlich geprägt und das Aufstellen von Gipfelkreuzen hat eine jahrhundertelange Tradition. Natürlich ist die Aufstellung eines Kreuzes mit großem Aufwand verbunden. Man sollte jedoch auch bedenken, welches Erlebnis es für jeden einzelnen Wanderer darstellt, ein solches zu erreichen und sich in das Gipfelbuch eintragen zu können“, unterstrich Landesobfrau und Ex-Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf.

Ausgang in Italien

Im südlichen Nachbarland hatte die Diskussion um die Kreuze ihren Ausgang genommen. Kruzifixe würden nicht alle Bergsteiger ansprechen, hatte Marco Albino Ferrari, Redaktionsleiter des italienischen Alpenvereins CAI, gemeint. Niemand will die bereits aufgestellten Kreuz entfernen, es sollen aber keine weiteren aufgestellt werden.

Berggipfel sollen ein neutrales Gebiet sein„, so Ferrari, der damit eine hitzige Diskussionen auslöste. Der italienische Alpenverein ruderte schließlich zurück. Das Thema der Bergkreuze habe im Alpenverein nie zur Debatte gestanden, deshalb gebe es dazu auch keine offizielle Position. Redaktionsleiter Ferrari habe lediglich seine Meinung geäußert.

Kommentare