Burgtheater: Millionenverlust und Steuerschulden

APA7698532 - 27042012 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Das Burgtheater in Wien; aufgenommen am Freitag, 27. April 2012. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Zwischenbericht: 8,3 Millionen Minus und eine mögliche Steuernachzahlung von 5 Millionen Euro.

Das Burgtheater hat Millionenschulden beim Finanzamt und wird für die Saison 2012/’13 insgesamt 8,3 Millionen Euro Verlust schreiben. Das gab die Bundestheaterholding am Montag nach einer Sitzung des Burgtheater-Aufsichtsrates bekannt. Bis zu fünf Millionen Euro wird die Bühne an das Finanzamt nachzahlen müssen.

Thema der Sitzung waren die Auswirkungen der Causa rund um die entlassene Vizedirektorin auf die Burgfinanzen. Dem Aufsichtsrat wurde ein Zwischenbericht aus einer Untersuchung präsentiert, die nach der Entlassung eingeleitet wurde. Es ist immer noch nicht klar, wie groß die Finanzlücke im Burgtheater letztlich insgesamt sein wird. „Die Geschäftsführung arbeitet derzeit intensiv an der Schadensfeststellung“, sagte der Chef der Bundestheaterholding, Georg Springer, laut einer Aussendung. Der endgültige Bericht soll Ende Februar vorliegen.

Dann stehen Maßnahmen „bis hin zur Einleitung strafrechtlicher Maßnahmen“ gegen die frühere Vizedirektorin Silvia Stantejsky im Raum. Der Zwischenbericht habe die Verdachtslage gegenüber Stantejsky „vollinhaltlich bestätigt“, hieß es in der-Aussendung. Unter anderem sei es in der Kassa des Burgtheaters zu nicht nachvollziehbaren Ein- und Auszahlungen gekommen.

Hinzu kommen nun neue, schwere Vorwürfe: Dass die Burg Steuernachzahlungen in der Höhe von mehreren Millionen Euro leisten werde müssen, beruhe auf „formalen Versäumnissen der kaufmännischen Direktion“, hieß es in der Aussendung der Holding. Stantejsky soll nun die Möglichkeit bekommen, formell zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.

Diese bestreitet in einer Aussendung am Montagnachmittag alle Vorwürfe und schreibt: "Ich habe weder Belege gefälscht, noch habe ich irgendjemanden Informationen über die finanzielle Situation des Burgtheaters vorenthalten, sondern habe sämtlichen Kontrollinstanzen immer vollständig und wahrheitsgemäß Auskunft erteilt. Die schwierige budgetäre Situation des Burgtheaters war allen verantwortlichen Personen bekannt. Aufgrund dieser Situation bin ich ab September 2013 nicht mehr als kaufmännische Direktorin zur Verfügung gestanden."

Verluste

Im erwarteten Verlust des Burgtheaters ist die Steuernachzahlung (5 Millionen Euro) noch gar nicht nicht mitgerechnet.

5,6 Millionen Euro Verlust ergeben sich daraus, dass sich die Abschreibungssystematik für Produktionen geändert hat. Das klingt technisch, ist aber schwer wiegend: Das Burgtheater hatte – mit dem Einverständnis der Holding – früher Produktionen über einen zu langen Zeitraum abgerechnet. Ein neuer Bilanzprüfer hatte das untersagt.

Weitere rund 1,1 Millionen Euro Verlust ergeben sich aus „Wertberichtigungen“ in Folge jener Buchungsunregelmäßigkeiten, die Stantejsky vorgeworden werden. Und „gestiegene Personal- und Betriebskosten“ werden mit 900.000 Euro als Verlust gebucht.

Ein Dementi Springers lässt den Ernst der Lage erahnen: Das Burgtheater sei „in keiner Weise in seiner Existenz gefährdet“, betont er laut Aussendung. „Die Burgtheater GmbH ist voll handlungsfähig und kann alle Verpflichtungen erfüllen.“

Dass die Kontrollmechanismen so versagt haben, soll künftig verhindert werden. „Dem Aufsichtsrat wurde versichert, dass bereits alle Maßnahmen gesetzt wurden, um in Zukunft die missbräuchliche Umgehung des Internen Kontrollsystems zu verhindern.“

Voraussichtlicher Bilanzverlust des Burgtheater

8,3 Mio. Euro

Sich zusammensetzend aus:

Geänderte Abschreibungsmethodik

5,6 Mio. Euro

Wertberichtigungen aus nicht nachvollziehbaren Buchungen

1,1 Mio. Euro

Gestiegene Personal- und Betriebskosten

0,9 Mio. Euro

Falsch kalkulierte Gastspielerträge und sonstige Einnahmen

0,7 Mio. Euro

Hinzu kommt:

Mögliche Steuernachzahlung in Höhe von 5 Mio. Euro

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