„Autorin ist der beste Beruf der Welt“

Tanya Stewner war in Berlin, um zusammen mit Bürger Lars Dietrich, Dieter Thomas Kuhn und anderen Musikern im ersten (und bisher einzigen) Konzert die Liliane-Susewind-Songs zu spielen. Vorher nahm sie sich coolerweise Zeit für ein Interview mit mir. Wir trafen uns im „Heimathafen“ in Neukölln, wo dann auch das Konzert stattfand, das vom „Milchsalon“ organisiert war. 

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Open-Air-Interview mit Tanya Stewner.

Hallo Frau Stewner, wie war Ihr Umzug? Der war schon ein bisschen stressig: Ich hatte die Ringelröteln und fünf Tage Fieber. Das waren schon erschwerte Bedingungen. Aber jetzt ist alles gut und ich bin auch wieder gesund.

Haben Sie sich schon etwas in Düsseldorf eingelebt? Ja, ein bisschen. Ich kannte die Stadt schon vorher, weil sie nicht so weit weg ist von Wuppertal, wo ich vorher gewohnt habe. Ich mag Düsseldorf sehr und habe da auch einige Lieblingsorte. Das ist eine sehr schöne Stadt.

Ich habe gelesen, dass Sie das Meer lieben. Würden Sie gerne am Meer leben? Also am Meer zu leben, das wäre für mich das Allertollste. An einem großen, breiten Fluss zu leben, ist das zweitschönste – deswegen wohne ich jetzt am Rhein (lacht). Hauptsache Wasser, denn das ist wichtig für die Lebensqualität.

Schreiben Sie eigentlich lieber oder machen Sie lieber Musik? (TS lacht kurz und lässt sich mit der Antwort Zeit) Beides. Da könnte ich mich, glaube ich, nicht entscheiden. Ich bin ein kreativer Mensch und froh, dass ich beides machen kann und es sich manchmal sogar ergänzt, wie bei den Liliane Susewind-Songs.

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Tanya stand zum ersten mal als Musikerin auf der Bühne. Kaum zu glauben, dass sie damit noch keine Erfahrung hatte, denn ihr Auftritt war mega professionell!

Schreiben Sie selbst auch Songs? Ja, die Songs, die wir heute hören, habe ich alle zusammen mit meinem Mann Guido geschrieben. Ich mache meistens die Gesangsmelodie und den Text, und er das ganze Musikalische, also die Akkorde und so. Songschreiben ist ganz wichtig für mich. Das ist eine große Leidenschaft, eine Herzenssache.

Spielen Sie auch ein Instrument? Leider nicht! Ich würde so gerne eins spielen, aber ich habe das irgendwie verpasst.

Sind Sie schon öfter auf Veranstaltungen wie dieser hier aufgetreten? Nee, noch nie. Ich hab noch nicht vor Publikum gesungen. Das ist das erste mal…

Echt? Haben Sie denn gar kein Lampenfieber? Jaaaaaa, doch! Total!!! Ich bin sehr aufgeregt…

Mal was anderes: Würden Sie lieber mit Liliane Susewind oder mit Alea Aquarius einen Tag verbringen? Aaaah…gemein… (überlegt einen Augenblick). Nee, kann ich nicht sagen. Vielleicht einen halben Tag mit Lilli und die andere Hälfte mit Alea und der Alpha-Crew…?

Und was würden Sie mit denen machen? Also mit Alea und der Crew wäre ich gerne auf dem Schiff. Einfach mal segeln und gucken, wie die da so leben. Und mit Lilli würde ich durch einen Zoo schlendern. Das wäre cool.

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Von „Liliane Susewind“ gibt es bereits 12 Bände. Bild: KJB Fischer

In ein paar Tagen kommt der Lilli-Film in die Kinos. Gefällt er Ihnen? Den habe ich noch gar nicht gesehen…

Echt nicht? Ich gehe morgen zur großen Premiere in Köln und ich bin sehr gespannt. Der Trailer sieht jedenfalls schon mal gut aus.

Warum haben Sie das Buch zum Film nicht selbst geschrieben? Ich hatte keine Zeit. Jedes Jahr ein neues Alea-Buch und ein neues Lilli-Buch – damit bin ich schon voll ausgelastet. Für das Film-Buch hätte ich entweder einen Alea-Band oder einen Lilli-Band ausfallen lassen müssen und das wollte ich nicht. Das macht auch nichts, denn ich finde, das Buch zum Film ist auch ohne mein Zutun richtig toll geworden.

Soll Alea Aquarius auch verfilmt werden? Das ist noch nicht offiziell – aber ich sage mal nicht nein… (lacht)

Was ist eigentlich die erfolgreichere Serie? Also Liliane ist im Moment noch erfolgreicher, die gibt es ja auch schon 11 Jahre. Bei Alea ist der erste Band erst 2015 erschienen. Alea hatte einfach noch nicht so viel Zeit. Aber die Reihe läuft auch sehr, sehr gut. Vielleicht ist Alea irgendwann sogar noch stärker als Lilli. Mal schauen…

Stimmt es, dass Sie anfangs keinen Verlag für ihr erstes Susewind-Buch finden konnten? Ja, anfangs war das wirklich schwierig. Ich habe ganz viele Verlage angeschrieben und ganz viele Absagen bekommen. Und dann irgendwann, so etwa nach zwei Jahren, hat dann der Fischerverlag zugesagt. Das war natürlich ein großes Ding für mich. Ich habe mich damals sehr gefreut. Es ist schon schwer, etwas zu veröffentlichen.

Sie haben nicht aufgegeben… Stimmt. Ich wollte das unbedingt.

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Fast überall wo die Erfolgsautorin auftaucht, heißt es erstmal: Bücher signieren… 😊

Wo schreiben Sie? Ich habe ein Schreibzimmer. Und da habe ich einen sehr gemütlichen Sessel. Ich schreibe auf meinem Laptop und schaue dabei aus dem Fenster. Und jetzt neuerdings auf den Rhein (kichert zufrieden).

Das Zimmer ist also bei Ihnen Zuhause? Ja. Aber ich bin auch oft auf Lesereise und kann zum Glück auch gut in Hotels schreiben. Oder im Zug.

Und wann schreiben Sie? Gerne morgens. Ich mag das sehr, diese Stunden bevor die anderen aufstehen. Da ist es sehr ruhig, es klingelt kein Telefon und ich kann mich aufs Schreiben konzentrieren. Ich stehe etwa um vier Uhr auf und schreibe bis meine Tochter aufwacht, das ist meistens so zwischen sechs und sieben. Und diese Stunden, die nehme ich dann zum Schreiben. Beim Schlaf-Wach-Rhythmus unterscheidet man Eulen und Lerchen. Ich bin eine Lerche…

Ja? Ich bin eher Typ Eule… Schreiben Sie eigentlich jeden Tag? Nee. Heute habe ich zum Beispiel noch gar nichts geschrieben. Wenn Events anstehen, zum Beispiel Lesungen, dann schreibe ich nicht. Und ich habe ja auch eine kleine Tochter. Aber ich gucke schon, dass ich so zwei, drei Tage die Woche habe, an denen ich von morgens bis abends schreibe. Manchmal schaffe ich dann ein ganzes Kapitel an einem Tag.

Cool. Und wie kommen Sie auf Ihre Ideen? Das bin ich schon öfter gefragt worden und ich weiß nie eine gute Antwort. Ich bin einfach wahnsinnig froh, dass die Ideen kommen und da sind. Wo sie herkommen, ist schwer zu sagen.

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Wenn Sie Inspiration suchen, gehen Sie dann auch mal spazieren? Ja, ich gehe gerne am Rhein spazieren. Und für die Lilli-Bücher bin ich im Zoo unterwegs und gucke mir die Tiere an, um die es geht. Aber oft sitze ich einfach nur in meinem Schreibsessel und habe eine Idee. Keine Ahnung, wo die dann herkommt.

Was machen Sie, wenn Ihnen nichts mehr einfällt? Das ist mir zum Glück noch nicht passiert (kichert)… Ich klopf’ auf Holz (sie beugt sich vor und klopft kurz mit dem Fingerknöchel auf den Tisch), dass das nie passiert. Ich habe eher viel zu viele Ideen und weiß oft gar nicht, wohin damit. Wenn ich irgendwann keine mehr hätte, würde ich wahrscheinlich einfach mal eine Pause machen.

Toll, dass Sie so enthusiastisch sind… Ja, mir macht das sehr viel Spaß. Ich finde, Autorin ist der beste Beruf der Welt!

Haben Sie schon eine Idee für eine neue Serie? Ja, aber das darf ich noch nicht verraten. Das ist auch noch nicht konkret. Ich habe auch noch nicht angefangen zu schreiben. Es ist wieder eine Serie. Ich schreibe gerne Serien.

Wird das wieder etwas für Mädchen? Ja, schon, weil es wieder eine weibliche Hauptfigur sein wird. Aber ich finde, auch Alea und Lilli sind vom Inhalt her für Jungs und für Mädchen geeignet. Es sieht von den Covern her nach Mädchen aus, aber die Inhalte sind auch für Jungs interessant.

Warum erscheinen die beiden Reihen eigentlich bei zwei verschiedenen Verlagen? Ich bin sehr zufrieden mit dem Fischerverlag, aber meine Lektorin hat irgendwann den Verlag gewechselt. Mit ihr hatte ich eng zusammengearbeitet, wir sind inzwischen auch befreundet. Ich wollte einfach weiter mit ihr arbeiten. Da sie zum Oetinger-Verlag gegangen ist, erscheint Alea dort und Lili weiterhin bei Fischer.

Wie kamen Sie auf die Idee für ihr erstes Lilli-Buch? Ich habe den Namen geträumt! Das war 2003. Und ich habe morgens gedacht: Liliane Susewind, das klingt ja nett. Was mache ich denn jetzt mit diesem Namen? Und dann habe ich mich erinnert, dass ich als Kind immer gespielt habe, ich könnte mit meinem Hund sprechen. Ich hatte so einen kleinen weißen Hund und ich habe mir vorgestellt, dass ich dem meine Probleme erzähle und dann macht der so einen locker-flockigen Spruch. Und dann habe ich gedacht, vielleicht kann die Liliane mit Tieren sprechen. Und dann ist aus dem Namen und der Idee das erste Buch entstanden.

Hieß Ihr Hund auch Bonsai? Nee, das war ein Foxterrier und der hieß Terry (lacht).

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Von Alea Aquarius sind bislang drei Bände erschienen. Der vierte kommt im Juni 2018 auf den Markt. Bild: Oetinger

Und wie kamen Sie auf die Idee für Alea Aquarius? Ich hatte schon lange die Idee, mal was etwas mit dem Thema Meer zu machen. Ich dachte an eine Unterwasserwelt, in der es eine Gesellschaft gibt, eine Zivilisation. Ich habe damit lange gewartet, weil es schon so viele Meermädchengeschichten gab. Ich dachte, ach, das braucht jetzt kein Mensch, wenn Du auch noch so eine Geschichte erzählst. Aber dann wollte die Geschichte einfach aus mir heraus. Ich konnte die nicht wegschieben. Immer wieder kam diese Meermädchenidee in mir hoch. Ich musste sie rauslassen, es ging nicht anders. Und zum Glück ist das Buch ja trotzdem ein Erfolg geworden, obwohl es schon so viele andere Meermädchengeschichten gibt (lacht).

Wie alt waren Sie eigentlich als Sie Ihre allererste Geschichte geschrieben haben? Und worum ging es darin? Meine erste Geschichte hieß „Die Pferdebande“ und war vier Seiten lang. Und da ging es um vier Mädchen, die hatten jede ein Pferd und waren zusammen die Pferdebande. Und als ich mit der Beschreibung fertig war, war die Geschichte auch schon vorbei (lacht). Es war eigentlich keine richtige Geschichte. Aber es war das erste, was ich geschrieben habe. Und ich habe damals gemerkt, dass es total Spaß, sich Figuren auszudenken. Bei der nächsten Geschichte ist dann auch ganz viel passiert. Und so zwischen 10 und 15 habe ich ganz viele Geschichten geschrieben, wirklich eine nach der anderen. Aber leider nie zu Ende – ich hatte immer eine Idee für eine neue Geschichte, bevor ich die letzte beendet hatte.

Das kenne ich, das geht mir auch oft so. Ja? Schreibst Du auch?

Ja. Ich bin auch in einem Schreibkurs. Cool! Vielleicht wird aus Dir ja auch mal eine Schriftstellerin!

Ja, vielleicht. Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß und Erfolg bei dem Konzert.

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Ich fand es toll, Tanya Stewner zu treffen. Das Konzert danach war übrigens  auch super… !!! Ganz unten seht Ihr ein paar Bilder davon.

Und hier das Buch von Marlene Jablonski zum Film (erschienen bei KJB Fischer) und die CD mit den Songs, die im Heimathafen Neukölln gespielt wurden:

Mehr Infos zu Tanya Stewner und ihren Büchern findet Ihr unter

www.tanyastewner.de