Halbinsel Hel - Halbinsel Hela

 

Die Halbinsel Hel (polnisch: Półwysep Helski, Mierzeja Helska, kaschubisch: Hélskô Sztremlëzna, deutsch Halbinsel Hela oder Putziger Nehrung) ist eine 34 Kilometer lange Landzunge in der polnischen Woiwodschaft Pommern.

 

Geographische Lage

 

Die Halbinsel, die etwa 20 Kilometer nördlich von Danzig liegt und zum Landstrich Kaschubien zählt, trennt die Danziger Bucht teilweise von der Ostsee und bildet dabei die Putziger Wiek. Die Landzunge ist zwischen 200 Metern und drei Kilometer breit und wird meerwärts vor der Brandung durch drei bis zu 25 Meter hohe Dünenreihen geschützt. Ihre schmalsten Stellen hat die Landzunge bei Władysławowo (Großendorf) und Kuźnica (Kussfeld).

 

Orte

 

Orte auf der Halbinsel Hel sind:

 

  • Hel (deutsch Hela)
  • Jurata
  • Jastarnia (Heisternest)
  • Kuźnica (Kussfeld)
  • Chałupy (Ceynowa)

 

Geschichte

 

Die Halbinsel entstand aus einer Kette von kleinen Inseln, die sich bis zum 18. Jahrhundert hier befanden. Nach und nach schlossen sich durch die Strömung die Lücken zwischen den Inseln mit Dünen. Damit stellt die Halbinsel Hela eine Nehrung dar, wie sie für eine Ausgleichsküste dieses Teils der Ostsee typisch ist. Im Gegensatz zur Frischen und zur Kurischen Nehrung war aber die dahinter liegende Danziger Bucht zu groß, als dass sie wie ein Haff fast vollständig von der Ostsee hätte abgetrennt werden können.

 

Die Halbinsel Hela liegt in der Landschaft Pomerellen, die in älterer Zeit zum Herzogtum Pommern gehört hatte, als dieses im Osten noch bis an die Weichsel ausgedehnt war. Als Teil Pomerellens kam die Landzunge durch den Vertrag von Soldin (1309) und den Vertrag von Kalisch (1343) unter die Hoheit des Deutschordensstaats. Mit einer Urkunde vom 17. August 1378 verlieh Winrich von Kniprode, damals Hochmeister des Deutschen Ordens auf der Marienburg, der größten Ortschaft auf der Halbinsel, seinerzeit Heyle genannt, Stadtrecht, und zwar zu Lübischem Recht.

 

Die Stadt Hela schloss sich 1440 dem Preußischen Bund an und gehörte seit 1457 zur autonomen Stadtrepublik Danzig, die sich 1454 vom Deutschen Orden losgesagt und sich freiwillig der Schirmherrschaft des damals regierenden polnischen Königs Kasimir III unterstellt hatte. Im Rahmen der Ersten Teilung Polen-Litauens 1772, mit der die Wiedervereinigung westlicher Teile Preußens mit Ostpreußen einherging, kam die Halbinsel an das Königreich Preußen, zu dem sie bis 1808 und ab 1814 bis 1919 als Teil der Provinz Westpreußen völkerrechtlich gehörte. In der Zeit zwischen 1808 und 1814 war das komplette Gebiet der Halbinsel Hela Territorium der napoleonischen Republik Danzig.

 

Im Jahr 1836 kam es auf Hela zu einem der letzten Vorfälle von Hexenwahn: Eine vermeintliche Hexe wurde von den Fischern der Halbinsel der Wasserprobe unterworfen und, da sie nicht sank, gewaltsam ertränkt.

 

Für die beidseitige Strandaufsicht auf der Halbinsel Hela waren im Jahr 1875 vier Strandvogteien zuständig:

 

Strandvogtei Hela, für den Bereich von der Helaer Spitze bis zum Leuchtturm von Danziger Heisternest

 

  1. Strandvogtei Putziger Heisternest, für den Bereich vom Leuchtturm von Danziger Heisternest bis Kussfeld
  2. Strandvogtei Ceynowa, für den Bereich von Kussfeld bis zum Erlenbusch, genannt Olschin, auf der Mitte zwischen Großendorf und Ceynowa
  3. Strandvogtei Großendorf, für den Bereich vom Erlenbusch bis Großendorf bzw. Rixhöft

 Jede dieser Strandvogteien unterstand einem eigenen Strandaufseher.

 

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste die Halbinsel nach dem Ersten Weltkrieg zur Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden. Durch den Überfall auf Polen 1939 wurde die Halbinsel in das Reichsgebiet zurückgeführt; sie wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen angegliedert. Beim Kampf um die Halbinsel Hela (9. September bis 2. Oktober 1939) verlor die angreifende deutsche Luftwaffe rund fünfzig Flugzeuge.

 

Bei Ende des Zweiten Weltkrieges war die Halbinsel ab März 1945 letzter Zufluchtsort von deutschem Militär und Zivilflüchtlingen, da die langgestreckte, aber nur ein bis zwei Kilometer breite Halbinsel militärisch leicht zu verteidigen war und die beiden Häfen für Fischerei und Kriegsmarine im Ort Hela die letzte Möglichkeit für die Evakuierung militärischer Einheiten, Verwundeter und Zivilflüchtlinge auf dem Seeweg waren. Daher flohen bereits im März über 100.000 deutsche Zivilisten nach Hela, im April kamen weitere 265.000 hinzu. Am 4./5. April 1945 wurden beim „Unternehmen Walpurgisnacht“ ca. 30.000 Menschen von der Oxhöfter Kämpe auf die Halbinsel Hela evakuiert. Flüchtlinge und Soldaten lagerten in den Wäldern und Dünen Helas unvorstellbar dicht zusammengedrängt.

 

Andauernde sowjetische Luftangriffe forderten hier zahlreiche Todesopfer und erschwerten auch die Schiffstransporte auf das äußerste. Hierunter war die nächtliche Torpedierung des von Hela am 16. April 1945 abgehenden Frachters Goya mit schätzungsweise über 7000 Flüchtlingen (aber auch 200 Angehörigen eines Panzerregiments) eine der größten Schiffskatastrophen des Zweiten Weltkriegs. Insgesamt konnten allein im Monat April 387.000 Menschen von Hela evakuiert werden, die letzten Schiffstransporte verließen die Halbinsel noch kurz vor Inkrafttreten der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945. Bei Eintritt der Waffenruhe befanden sich noch etwa 60.000 Flüchtlinge und Soldaten auf Hela. Am Abend des 9. Mai 1945 legte im Hafen von Hela ein von Danzig gekommenes Fährschiff mit russischen Offizieren an. Anschließend wurden die bei der Stadt Hela zur Verteidigung stationierten deutschen Soldaten in russische Gefangenschaft abtransportiert.

 

Soweit die eingesessenen deutschen Bewohner der Halbinsel nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit vertrieben. Zur Zeit der Volksrepublik Polen waren Teile der Halbinsel militärisches Sperrgebiet und durften nicht betreten werden.

 

Nach der Aufhebung der Sperrzone entwickelt sich hier der Tourismus stürmisch. Am 9. Juli 2011 fand ein deutsch-polnisches Gipfeltreffen auf Hel statt.

 

Tourismus

 

Die Halbinsel ist durch die Bahnstrecke Reda–Hel erschlossen, die alle Orte der Halbinsel mit der Dreistadt Gdynia/Sopot/Gdańsk (Gdingen/Zoppot/Danzig) und in der Ferienzeit mit weiteren polnischen Städten verbindet.

 

Die Halbinsel ist von Danzig mit Personenschiffen zu erreichen. Saisonal fahren drei Fähren am Tag; Fahrzeit sind rund zwei Stunden. Fahrräder können mitgenommen werden. Die gesamte Länge der Halbinsel ist mit einem Radweg erschlossen. Beliebt ist die Halbinsel bei Tauchern und Kitesurfern.

 

Die Halbinsel besitzt zwei Strände mit jeweils eigenem Charakter und Mikroklima. Der breitere Strand liegt im Norden, der schmalere, aber häufig wärmere zur Putziger Wiek hin.

 

Im Kurort Jurata befindet sich die Sommerresidenz des polnischen Präsidenten. Das Gelände umfasst eine Schutzzone mit einem ca. 2 km langen Streifen entlang des Strandes, der für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Der Staatspräsident empfing bereits zahlreiche Staatsoberhäupter aus aller Welt in seiner Sommerresidenz.

 

Bilder können durch anklicken vergrößert werden und eine kurze Beschreibung erscheint auch