eine pro-palästinensische Demonstrant wird am Campus der Columbia University in New York festgenommen
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Gaza-Proteste

Wachsende Spannungen an US-Eliteunis

In den USA haben Proteste gegen den Krieg im Gazastreifen in den vergangenen Tagen weitere US-Eliteunis erfasst. An der New York University (NYU) und in Yale wurden am Montag mehrere Studierende festgenommen. Die New Yorker Columbia University stellte die Lehre im Lichte der Spannungen am Montag auf Onlinebetrieb um.

In den vergangenen Tagen habe es zu viele Beispiele für „einschüchterndes und belästigendes Verhalten auf unserem Campus gegeben“, schrieb Columbia-Präsidentin Nemat Shafik in einem offenen Brief. „Antisemitische Äußerungen wie auch andere Äußerungen, mit denen Menschen verletzt und verängstigt werden sollen, sind inakzeptabel, und es werden entsprechende Maßnahmen ergriffen“, fuhr sie fort.

Zur Deeskalation und „um uns allen die Möglichkeit zu geben, über die nächsten Schritte nachzudenken, gebe ich bekannt, dass alle Kurse am Montag virtuell stattfinden werden“, hieß es in einem Statement, das am Montag auf der Website der Columbia University veröffentlicht wurde.

eine pro-palästinensische Demonstrantin wird am Eingang der Columbia University in New York festgenommen
APA/AFP/Getty Images/David Dee Delgado
Eine Demonstrantin wird am Eingang der Columbia University in New York festgenommen

Massenfestnahmen an Columbia

In der vergangenen Woche hatten propalästinensische Proteste begonnen, bei denen die Universität aufgefordert wurde, sich von Unternehmen zu trennen, die Verbindungen nach Israel haben. Mehr als 100 Protestteilnehmerinnen und -teilnehmer wurden festgenommen, nachdem die Universität am Donnerstag die Polizei auf den Privatcampus gerufen hatte. Daraufhin schienen sich die Spannungen zu verschärfen, am Wochenende war die Beteiligung noch größer. Die Proteste weiteten sich auf andere Universitäten aus.

Protestlager an weiteren US-Unis eingerichtet

Zuletzt wurden auch an der NYU am Montagabend mehrere Demonstrierende festgenommen. Stunden zuvor wurden laut BBC fast 50 Demonstrierende an der Yale University festgenommen. Die Universität erklärte, die Festgenommenen hätten „mehrfache Aufforderungen“ zum Verlassen ignoriert.

Harvard Yard – der älteste Teil der Harvard University – wurde geschlossen, wie die „New York Times“ berichtete. Universitätsvertreter suspendierten am Montag zudem das propalästinensische Solidaritätskomitee, wie die Studentengruppe auf Instagram mitteilte. Sie seien angewiesen worden, „alle organisatorischen Aktivitäten“ für den Rest des Semesters einzustellen, andernfalls riskierten sie einen dauerhaften Ausschluss, berichtete die Studentenzeitung „Harvard Crimson“.

Protestlager wie jene, die an der Columbia University vergangene Woche aufgelöst worden waren, wurden Berichten zufolge seither überdies an der University of California in Berkeley, dem Massachusetts Institute of Technology, der University of Michigan, dem Emerson College und Tufts eingerichtet.

Zelte von pro-palästinensischen Demonstranten am Gelände der Columbia University in New York
APA/AFP/Getty Images/Spencer Platt
Zelte von propalästinensischen Demonstrierenden auf dem Gelände der Columbia University in New York

Seit dem beispiellosen Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober und dem davon ausgelösten Krieg im Gazastreifen zeigt sich an US-Eliteuniversitäten eine tiefe Spaltung mit Blick auf den Krieg im Nahen Osten. Studierende, Professoren und Professorinnen und die Verwaltung liefern einander erbitterte Auseinandersetzungen, die sich auch auf Onlinenetzwerke ausgeweitet haben. Dabei geht es um Vorwürfe des Antisemitismus, der Islamophobie und der Bedrohung der Meinungsfreiheit.

„Verwerflich“: Biden verurteilt antisemitische Proteste

US-Präsident Joe Biden verurteilte die antisemitischen Vorfälle an den Hochschulen des Landes im Zusammenhang mit der Debatte über den Gaza-Krieg als „verwerflich“. „Dieser unverhohlene Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich – und er hat absolut keinen Platz auf dem Universitätsgelände oder irgendwo in unserem Land“, sagte er.

Der Rabbiner einer jüdischen Studentenorganisation an der Columbia University hatte zuvor jüdischen Studierenden empfohlen, angesichts der anhaltenden propalästinensischen Proteste auf dem Campus lieber zu Hause zu bleiben. Die jüngsten Ereignisse hätten „deutlich gemacht“, dass die öffentlichen Sicherheitsdienste der Universität sowie die New Yorker Polizei „die Sicherheit jüdischer Studenten nicht garantieren können“, schrieb Rabbi Elie Buechler an Studenten.