Welche Tracht hätten Sie denn gerne?

Schau im Linzer Schloss zeigt Entwürfe für neuen Landesanzug und lässt Besucher mitentscheiden

Thekla Weissengruber und Landeshauptmann Thomas Stelzer laden dazu ein, den „neuen Oberösterreicher“ zu wählen.
Thekla Weissengruber und Landeshauptmann Thomas Stelzer laden dazu ein, den „neuen Oberösterreicher“ zu wählen. © OÖLKG/Michael Maritsch

Einst erkannte man die Herkunft der Menschen an der Kleidung, die sie trugen bzw. tragen mussten, weil nicht jedem alles erlaubt war: So durften Bauern keine Knöpfe an ihre Röcke heften, mussten sich mit „Haftln“ abhelfen. Buntes war dem Adel vorbehalten.

Und nicht nur die links oder rechts getragene Schleife eines Dirndls wies den Familienstand aus, ledige Bauernburschen erkannte man an der grünen Jacke, den verheirateten Bauern selbst am dunklen Rock.

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Jodlhut und Beinkleid für stramme Wadln

Im Mühlviertel waren Pluderhosen, gekreuzte Hosenträger, dicke Socken (Trend stramme Wadln) und der Jodlhut beim bäuerlichen Volk Tradition. Die Ausstellung „Der Oberösterreicher. Ein Anzug neu gedacht“ im Schlossmuseum (bis 4. April 2024) geht der Männertracht auf den Grund und präsentiert neue Modelle von Designern, aus denen die künftige oö. Landestracht hervorgehen soll.

Wovon man sich später durch die Aufhebung der Kleiderordnung mühevoll befreit hatte, wurde nach dem Zerfall des Habsburgerreiches wieder wichtig: Der Wunsch nach Identitätsstiftendem wurde immer stärker, im Ständestaat eine erste Landestracht entwickelt. Die wurde vor 90 Jahren von Landeshauptmann Gleißner offiziell bestätigt, ein Steireranzug, der damals groß in Mode war und mit Grün und Grau die Farben der Jagd und der Berge spiegelte. Es folgten einige Aktualisierungen im Laufe der Jahrzehnte. Mit Olivgrün etwa hob man den „Oberösterreicher“ vom Steirer ab. Nun fand man, es sei Zeit, sich wieder nach etwas Neuem umzusehen, das das Alte ehrt, aber auch zeitgemäß daherkommt bzw. der Träger damit.

Die Fäden für das Projekt laufen bei der OÖ Landeskultur-GmbH, namentlich bei Thekla Weissengruber. Die Volkskultur-Expertin stellte Relevantes, Wissens- und Sehenswertes aus 400 Jahren oö. Kostümgeschichte zusammen und eingeladenen Designern aus Oberösterreich oder zumindest mit OÖ-Bezug als Inspiration, aber ausdrücklich ohne Vorgaben, zur Verfügung. Die sehenswerte Essenz daraus ist nun im Schlossmuseum zu besichtigen: lange Herrenröcke, die zu den ältesten Stücken zählen, Anzugjacken, die sich daraus entwickelt haben, kostbare Standfiguren, die mit der aufgemalten Gewandung Auskunft geben und jede Menge Grafiken aus verschiedenen Zeiten.

Ein Anzug, mit dem man Oberösterreich trägt

Im zweiten Raum dann die umgesetzten Vorstellungen von acht Designern mit jeder Menge traditionellen Zitaten. Innovativ und tragbar etwa der dunkelblau gehaltene Einreiher der oö. Kunstuni-Absolventinnen Gudrun Schwabegger und Karoline Pöhn. Das Innenfutter bekam mit Siebdruck das Luftbild der oö. Landschaft aufgedruckt. „Ein Anzug, mit dem man Oberösterreich trägt“, so Weissengruber.

Zu den mutigsten Entwürfen zählt wohl jener des Linzers Peter Fellner, der schon für Vivienne Westwood gearbeitet und gerade sein Studium Fashion & Technology an der Linzer Kunstuni abgeschlossen hat: Er krönt seine Tracht für den Herrn mit einer Goldhaube aus Jeans-Stoff in zwei Farben. Das Material seiner hellen Anzugjacke eine moderne Reminiszenz an Leinen, für dessen Produktion OÖ ja einst bekannt war. Unter den Einreichungen auch Arbeiten von renommierten Trachtenmodendesignern mit eher konventioneller Optik: Konstanze Marko, leitende Designerin bei Gössl, hat für ihren Zweireiher Mühlviertler Leinen mit Indigo färben und mit Innviertler Muster besticken lassen. Der bekannte oö. Modemacher Emanuel Burger will mit traditionellem Grün und Loden in Form eines klassischen Anzuges punkten.

Nun sind die Besucher der Ausstellung am Zug: Sie dürfen ihre Stimme für ihren Favoriten abgeben. Das Ergebnis dieser Wahl soll gemeinsam mit der Entscheidung einer Fachjury dann den Sieger hervorbringen. Der Anzug des Gewinners soll dann auch produziert werden, mittels eines Lizenzsystems Schneider von überall auf die Vorlage zugreifen können.

Von Melanie Wagenhofer

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