Bereits Neandertaler nutzten Zweikomponenten-Klebers

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DeutschlandSensationsfund: Schon Neandertaler hatten ausgeklügelten Kleber

Wissenschaftliche Sensation: Forschende haben an Steinwerkzeugen der Neandertaler Reste eines Klebers entdeckt, der aus zwei Komponenten gemischt wurde.

Darum gehts

  • In einem Museum in Berlin entdeckten Forscher Reste von Klebstoff an Steinwerkzeugen der Neandertaler.

  • Die entdeckte Substanz ist eine Mischung aus zwei Komponenten, die von verschiedenen Orten stammen.

  • Die Entdeckung erlaubt auch Rückschlüsse auf die kognitiven Fähigkeiten der Urmenschen.

Frühe Menschen aus dem heutigen Frankreich nutzten bereits vor mehr als 40'000 Jahren einen Klebstoff aus mehreren Komponenten wie den legendären Araldit, um Steinwerkzeuge mit Griffen zu versehen. Die Neandertaler stellten dafür eine ausgeklügelte Mischung aus Ocker und Bitumen her, zwei Rohstoffen, die aus der weiteren Region beschafft werden mussten. Während Bitumen – eine Art natürlicher Asphalt – extrem klebrig ist, sorgte Ocker dafür, dass die Mischung knetbar wurde.  

Schweizer Archäologe fand die Werkzeuge

Die Entdeckung von Resten dieses Klebers an Werkzeugen der Neandertaler wurde im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin gemacht. «Ich wusste sofort, was für ein heisses Eisen das ist. Vor allem wegen der Beimischung des Ockers», sagte Ewa Dutkiewicz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, gegenüber der «Berliner Morgenpost». Und weiter: «Wir wissen, dass Neandertaler Klebstoff verwendet haben, Birkenpech. Aber nicht Mehrkomponentenkleber. Das ist neu, das kannten wir bisher nur aus Afrika.» 

Bei ihrer Entdeckung handelt sich um den bisher frühesten Fund eines Mehrkomponentenklebers in Europa. Die Werkzeuge stammen von der Neandertalerfundstelle Le Moustier in der Dordogne. Der Schweizer Archäologe Otto Hauser hatte sie dort aus einem Felsüberhang geborgen. Die Neandertaler nutzten die Höhle vor 120'000 Jahren zum ersten Mal, vor 40'0000 Jahren endeten die Aufenthalte der Urmenschen.

Erkenntnisse zur Denkfähigkeit der Neandertaler

Die Entwicklung von Klebstoffen und deren Einsatz für die Herstellung von Werkzeugen gelten als einer der besten materiellen Belege für die kulturelle Evolution und die kognitiven Fähigkeiten früher Menschen. Denn Orte, an denen Bitumen natürlich vorkommt, sind 200 Kilometer von der Ausgrabungsstätte Le Moustier entfernt, Ocker-Vorkommnisse etwa 50 Kilometer in anderer Richtung.

Neandertaler sind als Sammler und Jäger durch die Gegend gezogen. «Ihnen muss bewusst gewesen sein, dass sie in den Bergen Bitumen finden. Sie haben sowohl an dem einen als auch an dem anderen Ort in die Zukunft geplant», erklärt Dutiewicz. Dies entspreche dem Resultat einer Vielzahl von Denkprozessen, die etwa bei Affen so nicht vorkommen würden.

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