Die Götterwelt des Alten Ägypten

Pharao beim Opferritual
Sonnengott RA-Harachte
Totengott Osiris

Die Alten Ägypter glaubten an viele Götter und Göttinnen. Für alle Naturerscheinungen und Ereignisse waren Gottheiten zuständig. In den Augen der alten Ägypter hielten sie die Dinge der Welt am Laufen. Die Zahl der Götter war unermesslich. Es waren Hunderte. Aber einige waren von besonderer Bedeutung. Die wichtigsten Gottheiten seien kurz vorgestellt.

Gott Ra:

Der Sonnengott Ra oder Re fährt täglich mit einem Boot von Osten nach Westen über dem Himmel. In seinem Boot hat er die Sonnenscheibe. Abends geht der Sonnengott im Westen unter, um in der Unterwelt zu leuchten. Er zieht von West nach Ost zurück zu seinem Ausgangspunkt, wo er im Morgengrauen wieder aufgehen kann. Die Alten Ägypter glaubten, dass die Sonne jeden Morgen neu geboren wird, auf ihrem Weg nach Westen altert, dann untergeht und sich während der Nachfahrt verjüngt, um am nächsten Morgen wieder neu geboren zu werden. Dies ist ein täglicher Kreislauf der Natur: Tot und Wiedergeburt.

Gott Osiris:

Osiris ist der Gott des Totenreichs. Einst war er ein König in Ägypten. Dann wurde er von seinem Bruder Seth ermordet. Doch die Schwester des Osiris, die Göttin Isis, machte mit ihren Zaubersprüchen den Leib des Osiris wieder lebendig. Allerdings konnte Osiris seitdem nur noch als Herrscher der Unterwelt über die Toten regieren. Die Rolle des Herrschers über die Lebenden übernahm sein Sohn Horus. Horus rächte Osiris, indem er gegen Seth kämpfte.

Gott Isis:

Sie ist die Frau und Schwester des Osiris und galt als Göttin der Zauberkunst Isis und Osiris hatten einen gemeinsamen Sohn. Er hieß Horus.

Gott Horus:

Er ist der Sohn des Osiris und der Isis. Dargstellt wurde er als Falke oder als Mensch mit Falkenkopf. Der Pharao galt als Verkörperung des Horus.

Gott Seth:

Er hat den Kopf eines fremdartigen, hundeähnlichen Tieres. Seth gilt als Gott des Chaos und der Wüste. Er ist ein Gegenspieler seines Bruders Osiris.

Gott Anubis:

Als Totengott ist Anubis für die Einbalsamierung des Verstorbenen zuständig. Abgebildet wurde er als Schakal oder als Mensch mit Schakalskopf.

Gott Ptah:

Ein wichtiger Schöpfergott ist Ptah. Er wurde mit der Schöpfung der Welt in Verbindung gebracht. Außerdem gilt er als Patron der Handwerker und Künstler. Ptah wird mumienförmig dargestellt.

Gott Thot:

Dieser Gott wird als Ibis dargestellt oder als Mensch mit Ibis-Kopf. Ein Ibis ist ein Wasservogel mit einem langen dünnen Schnabel, mit dem er am Ufer nach Futter sucht. Thot ist der Gott der Weisheit. Er gilt als Erfinder der Schrift und des Kalenders. Beim Totengericht protokolliert er den Prozess.

Gott Amun:

Er gilt als König der Götter. Sein Name heißt „der Verborgene“. In Theben war dem Amun eine ganze Tempelstadt geweiht.

Gott Das Jenseits

 

Die alten Ägypter glaubten an ein Leben nach dem Tode. Deshalb mumifizierten sie ihre Verstorbenen. Der Leichnam sollte so gut wie möglich erhalten bleiben. Um ins Totenreich zu kommen, mussten die Verstorbenen das Totengericht bestehen.

Die Ägypter stellten sich das Totengericht folgendermaßen vor: Es gibt eine große Halle: die Halle der beiden Wahrheiten. In dieser Halle thront der Totengott Osiris, begleitet von den Göttinnen Isis und Nephthys. Vor dem Thron des Osiris ist eine große Waage aufgebaut.

Was passiert dort? Der Verstorbene wird von Horus in die Halle geführt. Dort muss der Verstorbene ein Bekenntnis ablegen, nämlich dass er ein sündenfreies Leben geführt hat. Dann legt der Verstorbene sein Herz in die eine Waagschale. In die andere Waagschale wird eine leichte Feder getan, die Feder der Wahrheit. Nun wird gewogen. Dies ist die Aufgabe des Totengottes Anubis. Der Gott Thot protokolliert das Verfahren. Er schreibt alles auf.

Ist das Herz schwerer als die Feder, so ist es schwer an Sünden. Der Verstorbene war in seinem irdischen Leben kein guter Mensch und hat viel Böses getan. Das Urteil lautet: ewiger Tod. Ein Monster, ein Mischwesen aus Krokodil, Nilpferd und Löwe, frisst den Verstorbenen auf. Er ist dann für immer tot.

Ist das Herz ebenso leicht wie die Feder der Wahrheit, ist es frei von Sünde. Der Mensch hat im irdischen Dasein ein gerechtes Leben geführt und war gut zu seinen Mitmenschen. Das Urteil lautet: ewiges Leben. Der Verstorbene wird von Horus zu Osiris geführt, der ihm das Leben im Jenseits schenkt.

Im Jenseits können die Toten gemeinsam mit den Göttern leben und arbeiten, wie in der wirklichen Welt. Es gibt dort einen Fluss wie der Nil und dieselbe Tier- und Pflanzenwelt.

Doch damit die Toten auch im Jenseits immer gut versorgt sind, ist es wichtig, dass die Lebenden im Diesseits opfern. Sie bringen Opfergaben an die Gräber der Toten, beten dort und gedenken ihrer Vorfahren. Die alten Ägypter glaubten, dass die Seelen der Toten in Diesseits zurückkehren können, um die Opfergaben in Empfang zu nehmen. Deshalb hat jedes ägyptische Grab eine Totenopferstätte, und jedes Pharaonengrab oder jede Pyramide einen Totenopfertempel.