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Quälerei auf deutschen Tiermärkten

Niedliche, hilflose Welpen, Katzen und Hunde, Meerschweinchen, Kaninchen oder Hühner, angeboten auf Wochenmärkten – dieses Bild verbinden die meisten Menschen wohl mit den vor allem in Osteuropa weit verbreiteten Tiermärkten. Besonders mit Hundewelpen soll schon knapp hinter den Grenzen auf Märkten, etwa in Polen, mitleidigen Touristen das Geld aus der Tasche gezogen werden. Vielen Käufern ist dabei nicht bewusst, dass sie mit ihrer vermeintlichen Rettung das Geschäft der Tierhändler ankurbeln und sich bei der Rückkehr nach Deutschland sogar strafbar machen.

Wellensittich 'im Angebot'
Sonderangebote und Billigpreise: Auf Tiermärkten werden die Tiere als Ware gesehen und „verschleudert“. Foto: © Jan Peifer

Was wohl aber noch weitaus mehr Menschen nicht wissen: Solche Tiermärkte gibt es auch in Deutschland. Wer hier ein Tier kauft, begeht in der Regel keinen Gesetzesverstoß. Dennoch sollte man sich im Klaren darüber sein, welches die Konsequenzen sind: Das Geschäft mit den Tieren, der Umgang mit ihnen wie mit gewöhnlichen Waren, wird so immer weiter vorangetrieben. Relativ bekannt sind regionale und teils riesige Börsen, auf denen Vögel oder Fische, besonders aber die sogenannten Exoten, gehandelt werden. Ebenso meist regional bekannt sind die Viehmärkte, Umschlagplätze für Rinder, Pferde und Schafe. Doch auch Kleintiere wie Hunde, Katzen oder Kaninchen werden mitten in Deutschland auf hunderten Märkten zum Kauf angeboten.

Tiermärkte gibt es im ganzen Bundesgebiet, der größte findet einmal jährlich in Bayern statt: Der Straubinger Dreikönigsmarkt zieht Besucher aus ganz Europa an – bis zu 15.000 Menschen kamen im vergangenen Jahr. Nach eigenen Angaben wurden 2014 rund 17.000 Tiere ausgestellt, überwiegend Tauben, Enten, Hühner und andere Vogelarten, aber auch Kaninchen und andere Kleinsäuger. Der Dreikönigsmarkt ist für viele Tierschützer schon lange ein Stein des Anstoßes, da seit Jahren viele Tiere unter den nicht artgerechten Bedingungen vor Ort leiden müssen. 2014 hatten die Veterinärbehörden erstmals Auflagen verhängt, doch die meisten Tiermärkte verlaufen völlig unbehelligt von den zuständigen Behörden.

Eine einheitliche gesetzliche Regelung, die über das Tierschutzgesetz hinausgeht, gibt es für Tiermärkte nicht; lediglich ein Leitlinienpapier des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung aus dem Jahr 2006 schlägt Mindeststandards vor. Diese sind jedoch nicht verbindlich, zudem in ihren Ausführungen nicht ausreichend. Lediglich in Einzelfällen werden die Leitlinien auch als Verordnung erlassen – in der Regel immer wegen tierschutzrelevanter Verstöße bei vorhergehenden Veranstaltungen. Auch die Leitlinien des Ministeriums, sofern sie denn überhaupt Beachtung finden, können Tiermärkte aber nicht in artgerechte Tierhaltung und Unterbringung verwandeln. Eines der Hauptprobleme ist der Stress für die Tiere: Meist ohne oder nur mit minimalster Rückzugsmöglichkeit sind Hunde, Katzen, Kaninchen, Tauben und viele andere Tiere stets den Händen der Besucher ausgesetzt. Der Lärm und die ungewohnte Umgebung kommen noch hinzu.

Da insbesondere die großen Märkte und Börsen viele Besucher anziehen, ist auch der Händlerandrang groß – viele Tiere leiden schon vor und noch nach dem Markt auf langen Transportwegen. Doch auch viele der verkauften Tiere haben ein trauriges Schicksal. Viele von ihnen landen als Spontankäufe bald im Tierheim oder werden gar ausgesetzt, was meist den baldigen Tod bedeutet. Denn oft ist das Ziel der Händler, möglichst viele Tiere loszuwerden, für Information und Beratung bleibt auf Kosten der Tiere keine Zeit. Wer dieses System nicht unterstützen möchte, der sollte Tiermärkten und -börsen fernbleiben und erst recht keine Tiere dort kaufen. Viele Händler, nicht nur im Ausland, setzen auf niedliche Tierbabys – doch auch aus Mitleid sollten Sie kein Tier kaufen, denn Sie ermöglichen dem Händler so, seinen Platz direkt neu zu besetzen. Wenn Sie sich nach guter Überlegung ein Tier anschaffen möchten, sollte die erste Anlaufstelle immer das örtliche Tierheim sein – dort können Sie einem Tier wirklich etwas Gutes tun und ihm mit einem neuen Zuhause eine zweite Chance bieten.

Um möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Raum unterbringen zu können, sind die Boxen oder Käfige meist sehr klein und oft ohne Futter und Wasser – besonders die Tiere, die als „Nachschub“ unter den Tischen oder hinter den Ständen gestapelt werden, leiden hier sehr. Einen Schutz vor Regen und Sonne haben die Stände auf den häufig im Freien stattfindenden Märkten zudem meist nicht.

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Informationsflyer

Den aktuellen Flyer "Das große Geschäft mit den kleinen Hunden" können Sie hier kostenlos herunterladen.

Jan Peifer