Artenschutz | Reise und Urlaub | Welpenhandel

Vorsicht: Tiermärkte im Ausland

Verlässt man Deutschland mit dem Auto Richtung Osten, warten schon kurz hinter der Grenze die ersten Märkte, auf denen neben billigem Alkohol und Zigaretten auch Tiere günstig angeboten werden. In der Regel handelt es sich um junge Hunde- und Katzenwelpen, aber auch Kaninchen, Meerschweinchen, Fische, Vögel oder andere Kleintiere.

Ausländischer Tiermarkt
Ohne Rückzugsmöglichkeiten leiden die Tiere unter Marktlärm, Hitze und Stress. Ständig werden sie angefasst, oft haben sie nicht einmal Zugang zu Wasser. Foto: © Jan Peifer

Die meisten von ihnen stammen aus Vermehrerzuchten. Sie werden viel zu früh von den Elterntieren getrennt. So sind sie noch niedlicher und mitleiderregender, doch sind sie fast nie geimpft oder entwurmt und oft schwer krank. Viele werden – wenn überhaupt – mit gefälschten Papieren verkauft und sterben schon früh, weil Krankheiten nicht behandelt werden (können), nachdem sie bei Käufern landen, welche sie aus falsch verstandenem Mitleid „befreien“ wollten. Manche von ihnen werden von den überforderten Besitzern einfach ausgesetzt, andere finden sich bald in Tierheimen wieder, wenn sie nach einem unüberlegten Spontankauf doch nicht zur aktuellen Lebenssituation der Käufer passen oder schlicht zu viel Arbeit machen.

Ein großes Problem ist die Tierschutzgesetzgebung, die in Deutschland zwar strenger als in vielen anderen Ländern ist, aber selbst hierzulande oft an der Realität vorbeigeht oder durch geschäftstüchtige (oder gar kriminelle) Züchter einfach auszuhebeln ist. Dies gilt auch etwa für Polen: Zwar gibt es auch im Nachbarland mittlerweile den Versuch, den Verkauf von Hunden aus Hobbyzuchten einzudämmen. Offiziell ist dieser bereits seit Jahren verboten, nur lizensierte Züchter dürfen Welpen noch zum Kauf anbieten. Doch diese Vorschrift kann leicht umgangen werden, indem Hunde jetzt einfach verschenkt werden – in Verbindung mit dem Kauf eines unverhältnismäßig teuren Zubehörs wie etwa einer Leine oder einer Hundehütte, völlig legal. Wer auf ein solches Angebot stößt, sollte sich an die Polizei wenden, denn hier ist mit Sicherheit ein illegaler Händler am Werk. Tiermärkte gehören aber nicht nur in Osteuropa zum Straßenbild, auch in südlichen Ländern wie Italien sollen niedliche Tiere Besucher zum schnellen Kauf am Marktstand verleiten. Dabei werden sie wie vielerorts als Ware zur Schau gestellt. Ohne Rückzugsmöglichkeiten leiden die Tiere unter Marktlärm, Hitze und Stress. Ständig werden sie angefasst, oft haben sie nicht einmal Zugang zu Wasser. Auch hier wäre die Polizei ein guter Ansprechpartner, für direkte Hilfe ist das Forstamt zuständig. Ähnlich wie bei uns das Veterinäramt kontrolliert es die Einhaltung von Vorschriften und kann z.B. dafür sorgen, dass Tiere wenigstens mit Wasser versorgt werden.

Tierleid verhindern

Die wirksamste Möglichkeit, Tiermärkte und die damit verbundenen tierquälerischen Missstände zu stoppen, ist der konsequente Verzicht auf einen Besuch bzw. Kauf.

Ob in Italien, Spanien, Polen oder anderen beliebten Urlaubsländern – die Tiermärkte leben von der Nachfrage der Touristen. Diese wird mit dem Angebot von süßen, hilflosen Tierbabys skrupellos künstlich geweckt und angekurbelt. Doch jeder Besucher sollte sich im Klaren darüber sein, dass er mit dem vermeintlich günstigen Kauf nicht nur ein großes Risiko eingeht. Denn abgesehen davon, dass viele Tiere krank sind und dies häufig mit hohen Folgekosten durch die nötige tierärztliche Behandlung verbunden ist, ist die unangemeldete Einfuhr von Tieren ohne Papiere nach Deutschland verboten. Das Mitbringen von Hunden, die jünger als 15 Wochen sind, ist generell untersagt.

Darüber hinaus aber hält jeder Kauf das System des Tierhandels aufrecht, denn jedem verkauften Tier folgt ein anderes im Angebot der Händler nach. Der Kauf eines jungen Tieres schadet also vor allem vielen weiteren Tieren und bewirkt damit genau das Gegenteil von dem, was viele Marktbesucher eigentlich möchten. Auf keinen Fall sollte man sich von Mitleid verleiten lassen, denn genau hierauf spekulieren die Händler. Gleiches gilt für „Hobbyzüchter“, die ihre Tiere aus dem Ausland auch in Deutschland über das Internet, an Parkplätzen oder Autobahnraststätten verkaufen.

Wer wirklich einem Tier helfen möchte, ihm Schutz und ein Zuhause geben will, der sollte sich im örtlichen Tierheim informieren. Hier finden Interessenten nicht nur Hund, Katze, Kaninchen und Co., sondern immer auch eine fachkundige Beratung, die das gesamte Umfeld mit einbezieht. Denn die Anschaffung eines Tieres ist mit der Übernahme von viel Verantwortung und auch im besten Fall mit nicht unerheblichen Kosten verbunden und sollte daher zusammen mit allen Familienmitgliedern stets gut überlegt sein. Die Dankbarkeit eines Tieres, welches auf diesem Weg eine zweite Chance erhält, ist auf jeden Fall umso größer.

Jan Peifer