Debatte um Gipfelkreuze

Wer ist eigentlich für Gipfelkreuze im Allgäu verantwortlich?

Gipfelkreuz in der Herbstsonne: Sonnenstrahlen leuchten vom Gipfel der Blachenspitze in den Allgäuer Alpen. Derzeit wird in Tirol und Österreich hitzig über die Symbole diskutiert.

Gipfelkreuz in der Herbstsonne: Sonnenstrahlen leuchten vom Gipfel der Blachenspitze in den Allgäuer Alpen. Derzeit wird in Tirol und Österreich hitzig über die Symbole diskutiert.

Bild: Benedikt Siegert (Symbolbild)

Gipfelkreuz in der Herbstsonne: Sonnenstrahlen leuchten vom Gipfel der Blachenspitze in den Allgäuer Alpen. Derzeit wird in Tirol und Österreich hitzig über die Symbole diskutiert.

Bild: Benedikt Siegert (Symbolbild)

In Österreich und Italien ist eine Debatte um Gipfelkreuze entbrannt. Im Allgäu sitzt das Symbol wohl fest im Sattel. Doch wer ist überhaupt dafür zuständig?
20.07.2023 | Stand: 14:00 Uhr

Von Italien ist die Debatte um das Aufstellen von Gipfelkreuzen nach Österreich übergeschwappt. Ist ein christliches Zeichen auf den Berggipfeln denn noch zeitgemäß? Der Präsident des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) hat sich jedenfalls im ORF gegen das Aufstellen neuer Gipfelkreuze ausgesprochen und dafür reichlich Kritik aus der konservativen Ecke der Politik einstecken müssen.

Nun teilt sich das Allgäu eine lange Grenze mit der Alpenrepublik Österreich und Allgäuer Bergbegeisterte wandern ständig auf dem Terrain des Nachbarlandes. Wie also stehen die Menschen hierzulande zum Thema Gipfelkreuze?

Gipfelkreuze, ja oder nein? Umfrage der Allgäuer Zeitung

Diese Frage haben wir unseren Leserinnen und Lesern auf unserer Internetseite in einer nicht repräsentativen Umfrage gestellt: Sollten auf Allgäuer Gipfeln Kreuze stehen? Das Fazit: Die Gipfelsymbole sitzen im Allgäu anscheinend fest im Sattel. Die überwiegende Mehrheit der Leserinnen und Leser sprach sich für diese Kennzeichnung der Gipfel aus. Auch erreichten uns dazu zahlreiche Zuschriften in den sozialen Medien.

Darin wird das Gipfelkreuz unter anderem als "zeitgemäßes und bedeutendes Symbol" bezeichnet. Eine andere Userin schreibt: "Es war immer schön, bei Sonnenuntergang ein Kreuz leuchten zu sehen, man muss kein gläubiger Christ sein um das faszinierend zu finden!"

Wer ist im Allgäu überhaupt für Gipfelkreuze verantwortlich?

Doch gibt es überhaupt irgendwelche Vorgaben, dass auf Allgäuer Gipfeln nur Kreuze errichtet werden dürfen? Und wer errichtet sie überhaupt dort oben? "Oft sind das gesellige Vereine aus der Nähe", erklärt Max Zellhuber, langjähriges Mitglied beim Deutschen Alpenverein in Oberstdorf und Wegbereiter der Bergrettung. Das Gipfelkreuz am Fellhorn etwa stamme von der Freiwilligen Feuerwehr aus Oberstdorf. Die erneuerten das Kreuz auf über 2000 Metern zuletzt 2007. 2022 zogen Sportler aus Haldenwang an den südlichsten Zipfel Deutschlands, um dort in Schweißarbeit ein 600-Kilo schweres Gipfelkreuz zu errichten.

Doch dürfen Vereine einfach ein Holzkreuz auf den Gipfel schleppen und befestigen? Nicht ganz. Denn: "Normalerweise muss man die Eigentümer um Erlaubnis fragen", sagt Jann Oetting, Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Sonthofen, in deren Grundbesitz auch einige Gipfel liegen. "Wir geben dann eine Vereinbarung heraus, die die Verantwortlichkeit und die Haftung regelt", erklärt Oetting weiter. Es sei dasselbe Prozedere, wie wenn jemand beispielsweise eine Gedenktafel am Berg errichten will.

Jann Oetting, Forstbetriebsleiter Bayerische Staatsforsten in Sonthofen.
Jann Oetting, Forstbetriebsleiter Bayerische Staatsforsten in Sonthofen.
Bild: Oetting

Im Allgäu fallen unter anderem die Gipfel von Rothenspitze, Nördlichem Schafalpenkopf, Riedberger Horn oder Rossgundkopf in das Gebiet der Bayerischen Staatsforsten.

Um was geht es in der Debatte überhaupt?

Auslöser für die Debatte waren Äußerungen des Redaktionsleiters des Magazins des italienischen Alpenvereins, Marco Albino Ferrari. Er hatte bei einer Buchpräsentation gesagt, Kreuze würden nicht alle Bergsteiger ansprechen. Die bereits aufgestellten Kreuze wolle niemand abnehmen, es sollten aber keine weiteren aufgestellt werden.

Dr. Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins.
Dr. Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins.
Bild: Alpenverein/Freudenthaler

Eine ähnliche Position vertrat kurze Zeit später dann auch ÖAV-Präsident Ermacora. Er sprach sich ausdrücklich für die Instandhaltung und Pflege der Kreuze aus. „Der Alpenverein hat ja schon vor 100 Jahren beschlossen, keine neuen Wege und Hütten mehr zu bauen." Die Alpen seien erschlossen. Weiter sagte Ermacora: "In der Satzung wird die Erhaltung der Ursprünglichkeit und Schönheit der Bergwelt genannt. Deshalb hat der damalige Hauptausschuss schon in den 1980er und 1990er Jahren beschlossen, keine neuen Gipfelkreuze mehr aufzustellen. Es gibt genug." Ein Abmontieren der bestehenden Kreuze stehe überhaupt nicht im Raum: "Die Gipfelkreuze sind ein Kulturgut. Jeder hat eine andere Beziehung dazu. Der religiöse Hintergrund steht bei uns aber an zweiter oder dritter Stelle", sagt Ermacora dem ORF.

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