Wärme ist Leben! In Mexiko wissen wir, wie man große Hitze übersteht

Ein warmes, sonniges Berlin ist besser als ein kaltes, graues Berlin, findet unser Autor. Er kommt aus Mexiko. Und erklärt, wie man mit Hitzewellen klarkommt.

Wärme ist Bewegung! Und anders als in Mexiko-Stadt gibt es in Berlin so tolle Parks.
Wärme ist Bewegung! Und anders als in Mexiko-Stadt gibt es in Berlin so tolle Parks.imago/Jürgen Held

Mexiko ist ein riesiges Land mit allen möglichen Klimazonen, aber im Allgemeinen kann man sagen, dass wir ein Land sind, das die Sonne genießt, in dem es die meiste Zeit des Jahres heiß ist und das wir alle dafür lieben. Ich lasse mich gern von der Sonne umarmen, und sei es nur für einen Moment. Ich hebe mein Gesicht, schließe die Augen und spüre, wie meine Haut die Strahlen aufnimmt. Das macht mir wirklich Freude und ich bin dankbar.

Ich habe bei verschiedenen Besuchen die zwei Gesichter Berlins kennengelernt: das Winter- und das Sommergesicht. Ich muss sagen, dass ich gerade sehr glücklich bin, im sonnengelben Berlin zu sein. Im Winter ist die Farbe eher blaugrau, die Straßen sehen verlassen aus, und das Schlimmste ist, dass die Sonne ab drei Uhr nachmittags untergeht. Das ist einfach deprimierend.

Als ich vor ein paar Wochen für einen Journalistenaustausch wieder nach Berlin kam,  war ich sehr froh, in der Sommerstadt anzukommen und die gut gelaunten Menschen auf den Straßen zu sehen. Jetzt ist Berlin lebendig, sagte ich mir.

Die deutschen Kollegen loben die Klimaanlage

Als es am Wochenende kühl wurde, merkte ich, dass mir etwas fehlt. Wenn meine deutschen Kollegen im Büro die Klimaanlage loben, rücke ich ans Fenster, um mich zu wärmen. Auch wenn die Kollegen der Meinung sind, eine Verdunklung wäre angebracht, um sie vor der höllischen Hitze zu bewahren, dann öffne ich die Jalousie ein kleines Stück.

Wärme, auf Spanisch: calor, ist Bewegung. Musik, die uns dazu bringt, unseren Hintern zu bewegen, kommt aus heißen Klimazonen. Man denke nur an Salsa, Cumbia und heute an Reggaeton, bei dem die ganze Welt Spanisch lernt und dabei wie wahnsinnig die Hüften schwingt. Eine Befreiung des Körpers und der Seele, die viel Gutes bewirkt.

Ich komme aus einer Kultur, die traditionell die Sonne verehrt, als Quelle des Lebens, die den Mais wachsen lässt, die Nahrung, die den Kulturen, die im Zentrum des Landes koexistierten, zu einer Bevölkerung von etwa 200.000 Einwohnern verhalf. Vor der Kolonialisierung durch die Spanier. Heute liefert der Mais und damit die Sonne uns die Tortillas, mit denen wir köstliche Tacos zubereiten.

Im Norden: Cowboyhüte, im Süden: Hängematten

Das bedeutet natürlich nicht, dass wir gegen Hitzewellen immun sind, sondern dass wir wie alle anderen auch Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen. Im Norden Mexikos benutzt man einen Cowboyhut, eine Baseballkappe oder einfach einen Regenschirm. Im Süden geben die Menschen die Betten auf und schlafen in Hängematten. Das mag ein bisschen extrem erscheinen, aber ist tatsächlich sehr bequem und kühl.

Die Kleidung sollte natürlich leicht und in hellen Farben gehalten sein. Die Menschen, die auf den Feldern arbeiten, beginnen ihren Tag um vier Uhr morgens, um mittags nach Hause gehen zu können. Nach Sonnenuntergang gehen alle nach draußen, um das kühlere Wetter zu genießen.

Das Wichtigste ist natürlich die Flüssigkeitszufuhr, in mexikanischen Haushalten darf Wasser mit Limette nie fehlen. In den Städten füllen wir unsere Häuser mit Pflanzen, um eine frische Atmosphäre und saubere Luft zu haben. Wann immer wir können, suchen wir Zuflucht in den wenigen Grünflächen, die wir haben.

Lassen Sie sich von der Sonne umarmen!

Das ist etwas, was ich an Berlin liebe: Es gibt viele Parks und sie sind sehr groß. Alle treiben Sport, treffen sich auf einen Drink, grillen oder fahren Rollschuh. Ich liebe die Parkkultur in Berlin wirklich. In Mexiko hingegen müssen wir gegen den ständigen Vormarsch von Zement ankämpfen dank einer Politik, die seit vielen Jahren Autos und Einkaufszentren den Vorrang gibt.

Das ist das eigentliche Problem. Der beste Weg, die Hitze zu bekämpfen, ist also umweltbewusstes Verhalten. Wärme tut der Seele gut. Aber extreme Hitze und Städte ohne Schatten sind Folgen des exzessiven Raubbaus an der Umwelt. Ein Ungleichgewicht, das wir bekämpfen sollten.

Vergessen Sie in der Zwischenzeit aber nicht, zu tanzen und sich von Zeit zu Zeit von der Sonne umarmen zu lassen.

Ignacio Rosaslanda ist ein mexikanischer Journalist und im Rahmen des IJP-Stipendiums Austausch-Journalist bei der Berliner Zeitung.