Hera Lind ganz privat: Ein Leben wie ein Bestseller

Bestseller-Autorin Hera Lind (65, „Das Superweib“) beim BILD-Interview auf ihrer Terrasse in Salzburg (Österreich)

Bestseller-Autorin Hera Lind (65, „Das Superweib“) beim BILD-Interview auf ihrer Terrasse in Salzburg (Österreich)

Von: Tanja May

Als Hera Lind, aus einer Langeweile heraus, ihren ersten Bestseller („Ein Mann für jede Tonart“) schrieb, hatte sie schon zwei Karrieren ausprobiert. Die Tochter eines Arztes und einer Musikpädagogin studierte Germanistik und Theologie, machte ihr Staatsexamen und wollte Lehrerin werden.

Nebenbei gewann sie 1979 den Bundeswettbewerb Gesang. Sie begann eine Gesangsausbildung an der Musikhochschule, bestand ihr Konzertexamen für Oper und Konzertgesang mit Auszeichnung und wurde 1982 festes Mitglied des Kölner Rundfunkchores.

Herlind Wartenberg (so ihr bürgerlicher Name) machte sich als Solistin einen Namen, trat in Israel, Japan, Südamerika auf.

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Schreiben war Hera Linds Hobby

„Es war eine aufregende und prägende Zeit, als ich auf internationalen Bühnen singen durfte“, erzählt Hera Lind BILD. „Das Lampenfieber war mein Fegefeuer. Doch ich war fest entschlossen, tapfer weiterzusingen, bis mein altersbedingtes Vibrato zur Frühpension führen würde.“

1981: Lind bei Opernfestspielen in Südfrankreich in Verdis „Troubadour“ mit ihrem Gesangspartner

1981: Lind bei Opernfestspielen in Südfrankreich in Verdis „Troubadour“ mit ihrem Gesangspartner

Foto: privat

Dann spielte Amor Schicksal: Hera Lind verliebte sich in einen Kölner Arzt, wurde 1988 schwanger und hatte plötzlich viel Zeit. „Ich saß in der Garage, wollte mir die Zeit vertreiben und schrieb meinen ersten Roman.“

Die wohl beste Fügung ihres Lebens. „Ich stellte fest, dass es mich wegtrug vom Alltag. Ich schrieb auf den Flügeln meiner Fantasie. Es war wie ein Fenster zur Freiheit. Meine Romanheldinnen waren Superweiber, schlagfertig, stark, angstfrei. Die trauten sich alles, was ich mich nicht traute.“

1976 in Duisburg: Hera mit Schwester Baptista vom Orden der Carmeliterinnen

1976 in Duisburg: Hera mit Schwester Baptista vom Orden der Carmeliterinnen

Foto: privat

Inzwischen hat Hera Lind 16 Millionen Bücher verkauft, ist eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen.

„Ich sah das Schreiben jahrelang nur als Hobby“, sagt sie. „In jeder weiteren Schwangerschaft schrieb ich wieder einen Roman, um mich abzulenken. Wobei ich meine sechzehn Jahre als klassische Sängerin nie missen möchte. Die Musik hat meine Seele und mein Herz reich beschenkt.“

Hera Lind mit ihren Eltern bei ihrer ersten Buchpräsentation 1987. Vater Felix war Arzt, Mutter Gerda arbeitete als Musikpädagogin

Hera Lind mit ihren Eltern bei ihrer ersten Buchpräsentation 1987. Vater Felix war Arzt, Mutter Gerda arbeitete als Musikpädagogin

Foto: privat

Nun zum Namen, Frau Lind.

Sie lacht, „Ja. Herlind war wirklich nicht der klassische Modename. Ich wollte wenigstens Fraulind heißen, wenn es denn überhaupt so ein schräger Name sein musste.“

Als Buchautorin machte sie Hera Lind zu ihrem Pseudonym. „Meine ahnungslosen Musiker-Kollegen schenkten mir damals meine eigenen Bücher zum Geburtstag und sagten: ‚Herlind, das musst du lesen, das ist dein Humor.“

Hera Lind: „Ich war pummelig und unsportlich“

Was für ein Kind waren Sie?

„Zeitgemäß in den 60er-Jahren war ich ein angepasstes, braves Kind. Ich spielte Blockflöte und Klavier, meine Eltern schickten mich ins Ballett. Was nicht viel brachte. Ich war pummelig und unsportlich. Ich war aber auch fantasievoll, konnte mich gut mit mir selbst beschäftigen.“

Hera Lind als kleine Herlind

Hera Lind als kleine Herlind

Foto: privat
Blick ins Fotoalbum: die junge Hera Lind

Blick ins Fotoalbum: die junge Hera Lind

Foto: privat

Mit ihren eigenen Kindern, zwei Söhnen und zwei Töchtern, ist sie eng verbunden. „Für meine klugen, starken Kinder bin ich unendlich dankbar. Ich darf immer noch so viel von ihnen lernen. Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Meine Töchter sind selbstbewusste Frauen geworden, die ich gern früher als Freundinnen gehabt hätte.“

Ihr Mann Engelbert Lainer (verheiratet seit August 2002) werde oft mit ‚Herr Lind‘ angesprochen, erzählt sie. „Er trägt es mit Fassung.“

Seit 2002 ist Hera Lind mit Hotelmanager Engelbert Lainer verheiratet

Seit 2002 ist Hera Lind mit Hotelmanager Engelbert Lainer verheiratet

Foto: People Picture/Willi Schneider

Als sie den damaligen Hoteldirektor eines Kreuzfahrschiffes im Jahr 1999 kennenlernte, war es bei beiden Liebe auf den ersten Blick. Sie trennte sich vom Vater ihrer vier Kinder und hatte den Mut, ihr komplettes Leben zu ändern.

„Wenn man seinen Lebensmenschen findet, ist es oft nach außen hin nicht der richtige Zeitpunkt. Man möchte niemanden verletzen, niemanden vor den Kopf stoßen, und es ist doch manchmal unvermeidlich.“

Man sieht Hera Lind an, wie glücklich, lebensfroh und zufrieden sie ist. „Letztlich, nach einer so großen Zeitspanne, sind alle Wogen geglättet und auch meine erwachsenen Kinder sagen: ‚Mama, das war das Beste, was dir passieren konnte. Ihr passt einfach so wunderbar zusammen und ihr macht einander glücklich.‘ Was kann man sich, besonders in unserem Alter, Besseres wünschen?“

Mit der Vergangenheit versöhnen ist „großes Geschenk“

Mit dem Vater ihrer Kinder verbindet sie inzwischen auch die schöne Tatsache, dass beide Enkelkinder haben. „Wir sehen mit Freude und Dankbarkeit unserem fünften entgegen. Das nächste wird vermutlich ein Christkind.“

Sie strahlt. „Es ist ein großes Geschenk, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen und die Gegenwart genießen zu dürfen. Letztlich sind es die Kinder und Enkel, für die es sich lohnt, ein freundliches und respektvolles Miteinander zu haben.“

Urlaub in Tirol im Jahr 2000: die Autorin mit ihren Kindern Felix, Fritzi, Franzi und Florian

Urlaub in Tirol im Jahr 2000: die Autorin mit ihren Kindern Felix, Fritzi, Franzi und Florian

Am 2. November, feiert Hera Lind ihren 66. Geburtstag. Fängt jetzt das Leben erst so richtig an?

„Tatsächlich fühle ich mich gerade glücklicher, unbeschwerter und dankbarer als in vielen früheren Phasen meines Lebens“, sagt sie. „Ich muss niemandem mehr etwas beweisen, auch nicht mir selbst. Eigentlich wollte ich immer nur so geliebt werden, wie ich bin. Und das ist mir volle Pulle gelungen.“

Ein Limit, irgendwann mit dem Schreiben aufhören zu wollen, hat sie keines. Seit 2010 schreibt sie nur noch Tatsachenromane, in denen sie die wahren Geschichten ihrer Leser zu Papier bringt. Einfühlsam. Respektvoll, dazu ein Schuss Humor.

„Ich möchte mit meinen Tatsachenromanen noch ganz viele Menschen berühren und mich auf diesem Wege bei meinen Lesern bedanken. Sie geben mir das Gefühl, das Richtige zu tun.“

„Das einzige Kind“ (384 Seiten, 12,99 Euro, Knaur) erscheint am 2. November

Das einzige Kind“ (384 Seiten, 12,99 Euro, Knaur) erscheint am 2. November

Foto: KNAUR

Drei Fragen an Hera Lind:

BILD: Was lesen Sie gerade?

Hera Lind: „Hans-Joachim Maaz: ‚Keine Mutter ist perfekt‘.“

Was ist Ihr Sonntagsritual?

Lind: „Die Gäste unseres Schreibseminars zu begrüßen. Während wir eifrig schreiben, macht Engelbert die besten Schnitzel.“

Worauf freuen Sie sich in der nächsten Woche?

Lind: „Auf meinen Geburtstag, da werde ich mit meinem Mann, meinen Töchtern und meinem in Kapstadt lebenden Patenkind Leoni auf den Tafelberg wandern.“

Teaser-Bild

Foto:

„Dieser Artikel stammt aus BILD. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.

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