Der steinige Weg von Nele Neuhaus zur Star-Autorin: An meinem ersten Buch zerbrach meine Ehe!

Nele Neuhaus (56) ist eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen, verkaufte allein in Deutschland mehr als zehn Millionen Bücher

Nele Neuhaus ist eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen, verkaufte allein in Deutschland mehr als zehn Millionen Bücher

Foto: stephan pick
Von: tanja may

Der Name, den ihre Eltern ihr gaben, ist viel zu hart für diese herzliche, blonde Frau mit dem frechen, wachen Blick.

Die Bestseller-Autorin Nele Neuhaus (56) hieß vor ihrer (ersten) Hochzeit mit einem (20 Jahre älteren) Fleischfabrikanten aus dem Taunus bei Frankfurt: Cornelia Löwenberg. „Ich mochte meinen Vornamen nie besonders“, sagt sie lachend zu BILD.

„Nur meine Lehrer und mein Vater, wenn ich etwas ausgefressen hatte, sagten Cornelia zu mir. Ich selbst nannte mich früh Nele. Irgendwann habe ich dann den Herrn Neuhaus geheiratet und wurde so zu Nele Neuhaus.

Bevor ich mein erstes Buch veröffentlichte, überlegte ich kurz, ob ich so überkandidelt sein und mir ein Pseudonym zulegen soll. Aber für die paar Leute, die es vielleicht lesen würden, fand ich das damals jedoch übertrieben und ließ Nele Neuhaus aufs Cover drucken.“

Die kleine Nele beim Toben mit Papa Bernward

Die kleine Nele beim Toben mit Papa Bernward

Foto: privat

Das war vor 18 Jahren, der Rest ist Geschichte. In wenigen Tagen erscheint das 28. Buch von Nele Neuhaus, ihre Taunus-Krimis und Romane erscheinen in 32 Ländern. Selbst auf Thailändisch wurden 1000 Bücher gedruckt, ein Exemplar steht in ihrem übervollen Bücherregal, sie findet das „großartig“.

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Pferdegeschichten hat sich Nele schon als Kind ausgedacht und später dann auch auf ihrer kleinen, gelben Schreibmaschine getippt. „Nach einem schweren Verkehrsunfall lag ich wochenlang mit Schädelbasisbruch im Klinikbett, konnte nur an die Decke starren. Ich dachte mir Geschichte aus gegen die Langeweile“, erzählt sie.

Später studierte sie Jura und verliebte sich im Reitstall in ihren Mann. Als Gattin eines mittelständischen Unternehmers schuftete Nele Neuhaus tagsüber in der Fleischfabrik, putzte das große Haus, versorgte die Pferde. Abends tauchte sie am Schreibtisch in ihre Fantasiewelt ab – und schrieb.

„Als ich Mitte 30 war, wuchs tief in mir die Sehnsucht, mehr aus meinem Leben zu machen als nur Ehefrau und Putzfrau zu sein. Die Arbeit war oft schon sehr demütigend. Ich wollte mir meinen Traum erfüllen und ein Buch schreiben.“

Neuhaus hat drei Geschwister, hier steht sie mit ihren Schwestern Claudia (l., heute 59) und Camilla (55, r.) in der Familienküche

Neuhaus hat drei Geschwister, hier steht sie mit ihren Schwestern Claudia (l., heute 59) und Camilla (55, r.) in der Familienküche

Foto: privat

2005 veröffentlichte Nele Neuhaus ihr erstes Werk („Unter Haien“) im Eigenverlag, bot es im Büro der Fleischfabrik ihres Mannes den Kunden an. „Am Tag kamen etwa 400 Leute, das Buch stand neben mir auf dem Tresen, direkt neben der Dosenwurst. So fand ich meine ersten Leser.“

Bereits Ende der 90er-Jahre hatte sie ein Manuskript ihres ersten Romans an „alle möglichen Verlage geschickt. Niemand wollte es haben“. Jahre später nahm sie dann „allen Mut zusammen“, lief über die Frankfurter Buchmesse und sprach Verlagsleute an.

„Natürlich hatte kein Mensch Zeit für mich“, erinnert sie sich. „Ich war frustriert. Ich dachte, ich würde es nie schaffen. Es gab keine Tür, durch die ich gehen konnte, denn ich kannte niemanden in der Branche.“

Auch zu Hause bekam sie keinerlei Unterstützung. Im Gegenteil. „Mein Mann nahm mein Schreiben nicht ernst. Er verstand einfach nicht, dass es mein Herzenswunsch war, einmal ein Buch in den Händen zu halten, auf dem mein Name steht“, sagt Nele Neuhaus.

An der Schreibmaschine saß Nele Neuhaus schon früh, Bücher schrieb sie aber erst viel später

An der Schreibmaschine saß Nele Neuhaus schon früh, Bücher schrieb sie aber erst viel später

Foto: privat

„Ich bin nicht besonders ehrgeizig. Doch je mehr Gegenwind ich von meinem Mann bekam, desto stärker wurde mein Wille, ihm zu beweisen, dass ich auch Erfolg haben kann. Er hat meinen Ehrgeiz entfacht.“ Als irgendwann mehr Kunden im Laden standen, die weder Wurst noch Fleisch, sondern ihr Buch kaufen wollten, kam es zum Streit.

Danach immer wieder. Ihr Mann war eifersüchtig, gönnte ihr den stetig wachsenden Erfolg nicht. An einem Tag im Jahr 2011 sagte er, er wolle nicht länger „der Herr Nele sein“. Da war klar, dass ihre Ehe keine Zukunft mehr hatte und Nele Neuhaus zog nach 23 gemeinsamen Jahren einen schmerzhaften Schlussstrich. „Als ich ging, nahm ich nur meinen Hund, meinen Computer und eine Tasche mit Klamotten mit.“

Damals war sie 44 Jahre alt und musste sich wegen eines angeborenen Herzfehlers eine neue Herzklappe einsetzen lassen. „Ich zog zu einer Freundin nach Hamburg, ließ mich operieren und nahm mir später eine kleine Wohnung.

Die Autorin mit ihrem zweiten Ehemann Matthias Knöß (57), mit dem sie seit 2017verheiratet ist

Die Autorin mit ihrem zweiten Ehemann Matthias Knöß (57), mit dem sie seit 2017 verheiratet ist

Foto: stephan pick

Da stand nichts drin außer einem Gartentisch, Gartenstühlen und einem Bettgestell meiner Eltern.

Es war ein kompletter Neuanfang. Mein Mann wollte mir nichts geben, nicht mal meine persönlichen Sachen. Auch kein Geld. Und ich wollte nicht betteln. Bei der Scheidung habe ich dann auch auf alles verzichtet.“

Glücklicher als vorher war sie trotzdem. Und sie fand noch mal die große Liebe. Nele Neuhaus und ihr zweiter Mann Matthias Knöß sind seit 2017 verheiratet, leben inzwischen in einem schönen, großen Haus im Taunus. Seine jüngste Tochter, fast 17, wohnt bei dem Paar, und Nele Neuhaus’ Hund.

„Monster“ von  „Nele Neuhaus, 24,99 Euro,669 Seiten

„Monster“ von Nele Neuhaus, 24,99 Euro, 669 Seiten

Foto: Ullstein

Eigene Kinder hat sie keine. „Das hat mich eine Zeit lang beschäftigt. Ich wollte gern Kinder haben. Aus gesundheitlichen Gründen war es aber nicht möglich.“ Pause. „Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und sagte mir, wenn der liebe Gott dir keine Kinder schenkt, dann soll es wohl so sein. Ich hatte immer Pferde und Hunde, das war mir genug. Dank meines Mannes habe ich aber jetzt auch zwei Töchter.“

Bevor ihr erster Mann starb, haben sich beide ausgesöhnt. Sein Neffe bot ihr an, sich ihre Sachen aus ihrem früheren Haus zu holen. Nele Neuhaus kehrte also noch einmal zurück in ihr früheres Leben und erschrak: „Alles im Haus war unverändert wie am Tag, als ich auszog.“

Am Schwarzen Brett in der Küche hingen sogar noch ihre Notizen. Ihre persönlichen Sachen hatte er in ein Zimmer gepackt. „Es war wie ein Altar“, sagt Nele Neuhaus.

3 Fragen an Nele Neuhaus

BILD: Was lesen Sie gerade?

Nele Neuhaus: „The Shards“ von Bret Easton Ellis und parallel dazu die Biografie von Britney Spears“

Welches Sonntagsritual haben Sie?

Neuhaus: „Ein spezielles Sonntagsritual habe ich leider nicht, aber da weder mein Mann noch meine Stieftochter frühstücken, ist die Zubereitung meines Frühstücks jeden Morgen nach dem Hundespaziergang mein tägliches Ritual: Avocado auf Eiweißbrot, dazu ein Spiegelei und ein frisch gepresster Orangensaft.“

Worauf freuen Sie sich in der kommenden Woche besonders?

Neuhaus: „Dass am Donnerstag mein neues Buch erscheint!“

Teaser-Bild

Foto: BILD

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