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Hera Lind: Mit 60 war ich endlich schuldenfrei

Hera Lind Mit 60 war ich endlich schuldenfrei
Hera Lind - Mit 60 war ich endlich schuldenfrei © IMAGO / Horst Galuschka

Hera Lind hat in ihrem Leben alles gewonnen und alles verloren. Die Autorin musste vor vier Jahren finanziell bei null anfangen, verriet sie BUNTE. Doch sie hat viel daraus gelernt.

An ihrem melodiösen Lachen erkennt man die frühere Opernsängerin. Und Hera Lind (64) hat nicht nur beim BUNTE-Shooting derzeit viel Grund dazu. Mit ihrem Mann Engelbert Lainer (65) lebt sie seit eineinhalb Jahren in einer Traumwohnung mitten in der Altstadt von Salzburg. In einem Haus von 1360 mit Blick auf Mozarts Geburtshaus schreibt sie ihre Bestseller, mittlerweile nicht mehr leichte Stoffe wie im "Superweib" oder der "Zauberfrau", sondern über harten Tobak: wahre, tragische Schicksalsgeschichten, die ihre Leserinnen ebenso begeistern wie früher ihre beschwingten Romane.

Am 13. Dezember erscheint ihr 20. Tatsachenroman und sie schreibt bereits an drei neuen. "Ich bekomme jedes Jahr Hunderte Geschichten zugeschickt. Wenn sie mich im Herzen treffen und Kino im Kopf entsteht, weiß ich, dass sie meine Leserinnen auch berühren werden."

Anfang 2000 verlor die "Superweib"-Autorin all ihr Geld

Hera Lind kennt das Gefühl, vom Schicksal getroffen zu werden. Anfang 2000 verlor die Autorin all ihr Geld, das sie sich mit 20 Bestsellern erschrieben hatte. Ihr Ex-Lebensgefährte und Vater ihrer vier Kinder Ulrich Heidenreich hatte ihr Vermögen in Ost-Immobilien angelegt und sich dabei tragisch verspekuliert. "Ich habe die letzten 15 Jahre lang meine Millionenschulden abbezahlt. Erst an meinem 60. Geburtstag hatte ich unterm Strich wieder eine Null stehen. Seit vier Jahren bin ich endlich wieder im Plus. Das hat mich dankbar und empfindsam für andere Lebensgeschichten gemacht", erklärt sie im BUNTE-Gespräch.

"Wir mussten damals unser Haus verkaufen, sind in eine kleine Mietwohnung gezogen, hatten kein Auto mehr. Wir sind näher zusammengerückt", erinnert sie sich. "Ich habe den Kindern nie etwas vorgemacht. Sie sind damit aufgewachsen, dass ein Erwachsener auch Fehler macht und abstürzen kann." Gegen ihren Ex-Partner hegt sie keinen Groll. 

Lind: "Unsere Beziehung geriet in die Krise"

"Wir sind immer gemeinsam Eltern geblieben. Unser ältester Enkel hat seine ersten Schritte zwischen uns gemacht. Auf einmal stand das Kind auf und ging zwischen uns beiden hin und her. Wir mussten lachen und weinen gleichzeitig." Für sie schloss sich so ein Kreis, auch der ihrer Entwicklung als Frau – sie lebte "female empowerment", bevor das Wort erfunden wurde. "In meiner ersten Lebenshälfte trat ich in die Fußstapfen meiner Mutter. 'Herlind, stell dich in die zweite Reihe', sagte sie immer", erinnert sich Hera Lind. "Ich war daheim bei den Kindern, bügelte Arztkittel, gab die Patientenkarten in den Computer ein und sang im Rundfunkchor. Doch dann entdeckte ich mein Schreibtalent. Statt Laternen zu basteln, ging ich auf Lesungen und moderierte TV-Sendungen. So hatte sich mein Partner das nicht vorgestellt", betont sie. "Unsere Beziehung geriet in die Krise. Und dann traf ich Engelbert."

Sie bereute den Schritt, ihren Partner trotz vier gemeinsamer Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren verlassen zu haben, niemals. Auch wenn der ihr öffentlich sehr verübelt wurde, ihre Karriere zum Stillstand kam und Engelbert Lainer seinen Job als Hoteldirektor der "MS Deutsch- land" verlor. "Den finanziellen Preis habe ich bezahlt, der war extrem hoch. Aber ich würde es trotzdem immer wieder tun. Jeder Mensch hat das Recht auf seine freie Entfaltung." Sie ist glücklich, dass ihre Kinder heute ganz selbstverständlich feministisch leben. "Mein Sohn ist Kinderarzt, er nimmt sich 50 Prozent Elternzeit, unterstützt seine Frau, die auch Ärztin wird. Es ist wunderbar, wie anders junge Männer heute ihre Vaterrolle leben."

Hera Lind hat mit Engelbert ihren Lebensmenschen gefunden

Sie hat mit Engelbert ihren Lebensmenschen gefunden. "Engelbert ist damals auf die Buchmessen gegangen, als niemand mehr mich haben wollte. Ich bin so dankbar, dass ich ihn habe." Eine neue gemeinsame Leidenschaft sind ihre Schreibseminare. "Da kommen Leute aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Engelbert als ehemaliger Spitzengastronom bekocht und bewirtet sie", betont sie. 

"Schreiben ist ein Handwerk, das ich meinen Teilnehmer*innen in selbst entworfenen Übungen vermittle. Für uns als Paar ist das eine richtige Berufung und eine tolle Aufgabe geworden."

Anja Reichelt