Ingolstadt
"Wir haben uns gegenseitig Komplimente zugeworfen"

Die Designer Günter Beltzig aus Hohenwart und Luigi Colani stellten 2002 gemeinsam in Ingolstadt aus

16.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:36 Uhr
Stand gerne im Mittelpunkt: Luigi Colani (Mitte) im Jahr 2002 in Ingolstadt bei einer Podiumsdiskussion mit Günter Beltzig (rechts), die der Kunsthistoriker Albrecht Wangert moderierte. −Foto: Herbert/Archiv

Ingolstadt (DK) Sie waren damals das Kunststoff-Duo Deutschlands: Die Designer Luigi Colani und Günter Beltzig stellten 2002 zusammen in Ingolstadt aus: In der Reithalle im Klenzepark präsentierten sie unter dem Titel "Experiment 70" ihre Designvisionen.

Ein wenig stand Beltzig damals schon im Schatten des Künstlers aus Berlin, der ein begnadeter Selbstdarsteller war und bei der Podiumsdiskussion zur Ausstellung lautstark ins Publikum brüllte: "Quer-Denken! Quer-Denken! "

Colanis Tod bedauert der im Hohenwarter Ortsteil Deimhausen (Kreis Pfaffenhofen) lebende Beltzig als einen großen Verlust: "Er war ein Pionier", sagt er schlicht und betont zugleich, wie gegensätzlich Colani und er waren: "Er kam von der Akademie und war ein Bildhauer. Er versuchte, in seine Objekte eine Funktion hineinzudenken. Ich war gelernter Schlosser und habe ein Problem erkannt, eine Funktionslösung gefunden und dann eine Form geschaffen", erklärt der 78-Jährige den Unterschied. "Seine Objekte waren dekorativ - meine praktisch. "

Praktisch war die legendäre gelbe Kugel-Küche von Colani, die damals auch in Ingolstadt zu bewundern war, in der Tat nicht - der wie ein Ufo anmutende Prototyp ging nie in Serie. Wogegen Beltzigs Stuhl "Floris" nicht nur seinen Sinn erfüllte, sondern längst ein Design-Klassiker geworden ist.

Beltzig betont, Colani und er hätten sich gegenseitig geschätzt: "Wir wollten beide Design verbessern. Er war mein Partner, nicht mein Konkurrent", erinnert er sich und schmunzelt: "Bei der Ausstellung damals haben wir uns gegenseitig Komplimente zugeworfen. "

Am Anfang habe er Colani noch sehr bewundert. "Doch schon bald habe ich einen Bogen um ihn gemacht", erzählt Beltzig. "Er hat gern Jüngere um sich geschart, die leicht in seinen Sog gerieten. Davor hatte ich Angst. Wir haben Distanz gehalten, damit jeder seinen Stil entwickeln konnte. "

Die Beltzig-Brüder betrieben früher, von 1966 bis 1976, eine Design-Werkstatt, in der sie auch für Colani Prototypen bauten. Der 78-Jährige ist bis heute aktiv: Unter anderem hat er zwei Spielplätze in Schrobenhausen und einen Wohlfühl-Schulhof in Pfaffenhofen gestaltet. Bekannt ist Beltzig vor allem für seine Spielgeräte und Kindermöbel.
 

Suzanne Schattenhofer