Bittere Schokolade

Von JOHANNES RITTER
Foto: Nana Kofi Acquah

23.12.2019 · Die Weihnachtszeit ist verführerisch und schmeckt süß. Konzerne verdienen viel Geld mit Schokolade. Dafür darben viele Kakaobauern in Afrika und lassen ihre Kinder schuften. Wie lange noch?

S teven Nyarko hält die Machete locker in der Hand. Sie ist sein wichtiges Werkzeug, um seine kleine Kakaoplantage in der Ashanti-Region im Herzen von Ghana halbwegs in Schuss zu halten. Es gilt, genügend Licht und Luft in das grüne Dickicht zu lassen, das einst ein Regenwald war, nun aber schon seit Generationen für den Anbau von Kakao genutzt wird. Die Kakaopflanze gedeiht in dem feuchten und warmen Klima, das dort in der Nähe des Äquators herrscht, besonders gut. Die Ernte sowie die anschließende Aufbereitung und Trocknung der Bohnen sind unter diesen Bedingungen eine schweißtreibende Angelegenheit, zumal Nyarko alles von Hand erledigt.

Kakaobauer Steven Nyarko Foto: Johannes Ritter

Die drahtige Gestalt, die muskulösen Oberarme, der Schmutz, der an seinem blauen T-Shirt, den Jeans und den grünen Gummistiefeln klebt – all das zeugt von der harten körperlichen Arbeit, die Nyarko leistet. Nur freitags, erzählt der Kakaobauer, arbeite er nie. Warum ausgerechnet freitags nicht? „Wegen des Flussgottes Aboabo“, erklärt er: „Er verbietet es uns, freitags zu arbeiten. Daran halten sich hier alle.“

Aus Ghana und von der Elfenbeinküste kommen zwei Drittel aller Kakaobohnen, die rund um den Globus geerntet werden. Kakao aus Westafrika steckt in den meisten Schokoladen-Weihnachtsmännern, die in diesen Tagen millionenfach von gierigen Kinderhänden geknackt werden. Der süße Genuss hat jedoch eine bittere, dunkle Seite: Die meisten Kakaobauern in Westafrika leben unterhalb der von der Weltbank definierten absoluten Armutsgrenze; sie verdienen also weniger als 1,90 Dollar am Tag. Weil sie sich keine erwachsenen Hilfsarbeiter leisten können, lassen viele Bauern ihre Kinder mitschuften, anstatt sie in die Schule zu schicken.


„Kinderarbeit darf nicht Teil unserer Lieferkette sein. Wir müssen sie komplett ausmerzen.“
NICKO DEBENHAM, Chef für Nachhaltigkeit bei Barry Callebaut

Früheren Studien zufolge arbeiten in den Kakaoanbaugebieten Ghanas und der Elfenbeinküste rund zwei Millionen Kinder. Viele von ihnen verrichten dabei Arbeiten, die gesetzlich verboten sind, weil sie die körperliche und geistige Gesundheit der Minderjährigen gefährden: Sie tragen schwere Säcke, brennen und holzen Wälder ab, öffnen Früchte mit scharfen Macheten oder hantieren ungeschützt mit Pestiziden. „Weil sich die Lieferketten nicht bis ins letzte Glied zurückverfolgen lassen und die Bohnen in der Regel aus verschiedenen Regionen kommen und miteinander vermischt werden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass in jeder Tafel Schokolade, die in Europa verkauft wird, Kinderarbeit steckt“, sagt Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene in Bonn.

An der Hauptstraße des Dorfs Gyadam in der Ashanti-Region, Ghana Foto: Johannes Ritter

Das aktuelle Ausmaß der Kinderarbeit im Kakaoanbau in Ghana und an der Elfenbeinküste wird eine neue internationale Studie beleuchten, die eine Forschungsstelle der Universität Chicago im kommenden Frühjahr herausbringen will. Selbst wenn daraus hervorgehen sollte, dass die Zahl der im Kakaoanbau schuftenden Minderjährigen inzwischen gesunken ist, würde Nicko Debenham, Chef für Nachhaltigkeit beim schweizerischen Schokoladenproduzenten Barry Callebaut, dies nicht als Entwarnung interpretieren. „Kinderarbeit darf nicht Teil unserer Lieferkette sein“, sagt er. „Wir müssen sie komplett ausmerzen.“

Barry Callebaut ist der größte Hersteller von Kakao- und Schokoladenprodukten der Welt. Das weiß nur kaum ein Verbraucher, weil der Konzern nicht mit eigenen Marken im Supermarkt zu finden ist, sondern seine (Vor-)Produkte zur Weiterverarbeitung an andere Schokoladenanbieter wie Nestlé, Unilever und Mondelez verkauft. In jeder vierten Schokolade, die rund um den Globus verkauft wird, steckt die Vorarbeit von Barry Callebaut.

Schulkinder beim Spielen in Gyadam
Die Sonne trocknet die Wäsche und die Kakaobohnen.
Entlegen in den Kakaoplantagen, ...
... das Lehmhüttendorf Dekwai
Fotos: Johannes Ritter

Wegen dieser Marktmacht ist Debenham vor gut fünf Jahren zu Barry Callebaut gewechselt. Der Engländer arbeitet seit mehr als dreißig Jahren in der Kakaoindustrie. Und schon bei seinem ersten Feldeinsatz als junger Bursche in Nigeria wurde ihm klar, dass man dieses Geschäft ganz anders anpacken müsste. Zu groß waren schon damals das Elend, die Armut und die Umweltschäden in jenen Ländern, wo das Herz und die Seele des Kakaoanbaus und damit auch der Schokoladenproduktion schlägt. In den Reihen und mit der Kraft des Marktführers, so hofft Debenham, müssten doch am ehesten Fortschritte zu erzielen sein. Leicht ist das freilich nicht: „Es reicht nicht, nur die Liegestühle an Deck zu verschieben. Wir müssen das ganze Schiff bewegen“, sagt Debenham im Gespräch mit Journalisten, die Barry Callebaut nach Ghana eingeladen hat, wo der Konzern mit einer eigenen Einkaufsgesellschaft namens Nyonkopa und mit einem großen Kakaoverarbeitungsbetrieb vertreten ist.

Adam Alhasan beim Trocknen seiner geernteten Kakaobohnen Foto: Johannes Ritter


Wie schwer es ist, die Missstände zu beseitigen, lässt sich exemplarisch in der Plantage von Steven Nyarko besichtigten. Er ist einer von rund 800.000 Kakaobauern in Ghana. Die große Zahl lässt schon erkennen: Es sind in der Regel Kleinbauern, die nur eine winzige Parzelle bewirtschaften. Nyarko beackert rund zwei Hektar. Das entspricht der Größe von drei Fußballfeldern. Entsprechend bescheiden fällt das Volumen seiner Ernte und damit seiner Einnahmen aus. Hinzu kommt: Seine Kakaobäume sind schon 24 Jahre alt. Von diesem Alter an tragen sie immer weniger Früchte und müssten eigentlich ausgetauscht werden. Doch eine Neupflanzung kostet Geld und provoziert zunächst schlagartige Einnahmeverluste.

Kakaobauer Seidu Mbogo während der Ernteschulung in der Plantage Foto: Johannes Ritter
Im Herzen des Dorfs Dekwai Foto: Johannes Ritter

An dieser Stelle kommt nun Barry Callebaut ins Spiel. Im Rahmen des vor drei Jahren lancierten Nachhaltigkeitsprogramms „Forever Chocolate“ will der Konzern den Bauern dabei helfen, Produktivität und Ernteerträge zu erhöhen. Nyarko brachten die lokalen „Technical Trainer“ bei, dass er zunächst nur ein Fünftel seiner Fläche rodet und nicht, wie sonst in Ghana üblich, gleich alle alten Kakaobäume abhackt. So kann er nicht nur den Einnahmeverlust mildern, sondern er hält sich noch das zusätzliche existentielle Risiko vom Hals, seine Plantage zu verlieren. Die Agrarflächen rund um Nyarkos Heimatdorf Gyadam werden vom Chief, eine Art Dorfkönig, vergeben. Wenn eine Parzelle gerodet ist, kann der Chief diese freihändig jemand anderem zuteilen, gerne auch gegen Geld.

Dass die Plantagen in ganz Ghana so klein und unwirtschaftlich sind, hat neben dem Erbrecht – private Grundstücke werden unter allen Nachkommen aufgeteilt – ebenfalls mit der Macht der Dorfkönige zu tun. Im sogenannten Abunu-System muss der Pächter die Hälfe des Landes an den Chief abtreten, sobald die Kakaobäume dicke Früchte tragen. In der zweiten gängigen Variante, Abusa genannt, müssen die Bauern die Hälfte oder, wenn der Besitzer ihnen auch Dünger und andere Hilfsmittel zur Verfügung gestellt hat, sogar zwei Drittel ihrer Ernte abtreten. Für die Kakaopflanzer und ihre Familien bleibt so am Ende zum Leben viel zu wenig hängen.

An den über eine lange Zeit gewachsenen Besitz- und Pachtstrukturen kann Barry Callebaut nichts ändern. Sie sind Teil der Kultur. Stattdessen versucht der Konzern den Bauern in Zusammenarbeit mit der – maßgeblich mit eigenem Geld finanzierten – Stiftung „Cocoa Horizons“ auf andere Art auf die Sprünge zu helfen. Eines der Pilotprojekte, welche die Einkommen erhöhen und diversifizieren sollen, lässt sich in Gyadam besichtigen. Das Dorf liegt eineinhalb Autostunden entfernt von Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Die meisten der rund 1000 Einwohner hier leben vom Kakaoanbau.

Hühnerstall von John Afful in Gyadam Foto: Johannes Ritter

John Afful ist einer von ihnen. Der kleine, schmale Mann steht etwas schüchtern vor einem grünen Holzschuppen und wischt sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. In dem von Cocoa Horizons finanzierten Schuppen picken fünfzig Hühner im Stroh. Bevor Afful frühmorgens zum Arbeiten in seine kleine, überalterte Plantage geht, füttert er die Tiere; abends sammelt er die gelegten Eier ein. Der Verkauf der Eier beschert dem Vater von fünf Kindern ein Extra-Einkommen von rund 400 Dollar im Jahr. Ein wichtiges Zubrot: „Vorher war es schwer, die Kinder in die Schule zu schicken“, erzählt er. Es habe am nötigen Geld für die Schuluniformen und die Bücher gefehlt.

In weiteren Projekten schulen Angestellte von Nyonkopa die Bauern darin, wie sie die Kakaobäume beschneiden und wie sie Dünger und Pestizide sowie Geräte und Maschinen einsetzen sollten, um eine größere Ernte einzufahren. Wenn es nicht gerade regnet, finden diese Schulungen frühmorgens inmitten der Plantagen statt. Seidu Mbogo ist einer der Teilnehmer. Er wohnt in Dekwai, einem bitterarmen Dorf in den Weiten der Ashanti-Region, das nur mühsam über eine schlaglochübersäte Schotterpiste zu erreichen ist. Es besteht aus einer Ansammlung einfachster Lehmhütten. Strom gibt es nicht, wenn man vom flauen Energiefluss aus zwei Solarpanelen absieht.

Mbogo sitzt auf einem blauen Plastikstuhl unter dem dichten Blätterdach der Kakaobäume. Profitiert er von den Schulungen? Mbogo lächelt verlegen. Die Anbau- und Erntetipps seien schon hilfreich. Aber es sei sehr schwierig, diese auch in die Praxis umzusetzen. „Dazu fehlt mir das Geld“, klagt der Vater von vier Kindern mit Blick auf den Mitteleinsatz, den es braucht, um Dünger oder Geräte zu kaufen.

Ernteschulung in der Plantage Foto: Johannes Ritter
Technical Trainer Patrick Adamu während der Schulung. Foto: Johannes Ritter
Er zeigt, wie man die Kakaofrucht vom Baum abschneidet. Foto: Johannes Ritter

Barry Callebaut hat sich vorgenommen, binnen fünf Jahren hundert Prozent der Kakaobohnen aus nachhaltigem Anbau zu beziehen. Aktuell beträgt der Anteil 47 Prozent. Dass es innerhalb der eigenen Beschaffungskette zu Kinderarbeit kommt, wollen die Schweizer bis zum Jahr 2025 überwunden haben. Im Geschäftsjahr 2018/19 entdeckten sie 3900 Fälle von schwerer Kinderarbeit in ihrer Kakao-Lieferkette.

Da Kinderarbeit meist ein Zeichen von Not ist, will das Unternehmen bis 2025 mehr als 500.000 Kakaobauern von der Armut befreien. Dazu werden nun zunächst die Plantagen der Lieferanten vermessen und die Beschäftigten erfasst, um auf Basis dieser Daten und mit Hilfe zahlreicher unterstützender Projekte (wie dem Bau von Hühnerställen) konkrete Geschäftspläne für zigtausende Bauern zu entwickeln und so deren Arbeit zu professionalisieren.

Andere große Kakaoeinkäufer wie die amerikanische Cargill oder Olam International aus Singapur haben ähnliche Programme, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Nach Einschätzung von Friedel Hütz-Adams von Südwind reichen diese Maßnahmen jedoch bei weitem nicht aus, um die Einkommen der westafrikanischen Bauern auf ein existenzsicherndes Niveau zu heben und die Menschenrechtsverletzungen im Kakaoanbau zu beenden. Er erinnert daran, dass sich die Kakao- und Schokoladenindustrie im sogenannten „Harkin-Engel-Protokoll“ vor zwei Jahrzehnten freiwillig dazu verpflichtet hatte, schwerste Formen der Kinderarbeit bis 2005 zu beenden. Damit bogen die Lobbyisten eine gesetzliche Regelung in den Vereinigten Staaten ab. Doch auf die Ankündigungen folgten kaum Taten, und die Kinderarbeit ging ungebremst weiter.

Als Ende 2016 der Weltmarktpreis für Kakao aufgrund einer Überproduktion in der Elfenbeinküste in den Keller sackte, wurde es sogar noch schlimmer. Viele Bauern waren nun erst recht nicht mehr in der Lage, Hilfsarbeiter zu bezahlen, und vergatterten ihre Kinder zur Mitarbeit. Zu dem ökonomischen gesellte sich ein ökologisches Problem: Auf der Suche nach zusätzlichen Anbaugebieten machten sich die Bauern in Naturschutzgebieten breit und rodeten illegal in großem Umfang Regenwälder. In diesen Regionen waren und sind zudem Schulen für die Kinder kaum zu finden.

Qualitätskontrolle im Zwischenlager der Einkaufsgesellschaft Nyonkopa Foto: Johannes Ritter


Die Regierungen Ghanas und der Elfenbeinküste haben auf die Misere reagiert und sich im Sommer zu einer ungewöhnlichen Aktion zusammengeschlossen: Die beiden größten Anbauländer der Welt bilden ein Kartell. Ihre Marktmacht nutzend, schlagen sie je Tonne Kakao 400 Dollar auf den Weltmarktpreis von derzeit mehr als 2000 Dollar auf. Da der Aufschlag zum größten Teil direkt den Bauern zugutekommen soll, heißt Barry Callebaut das Manöver der Afrikaner gut – und die eigenen Erträge soll es ohnehin nicht schmälern: „Wir werden die Preiserhöhungen an unsere Kunden weitergeben“, sagt der Vorstandschef Antoine de Saint-Affrique. Der Kostenanteil von Rohkakao an einer Tafel Milchschokolade, die für 0,89 Euro verkauft wird, beträgt 5 bis 6 Prozent.

Fragt man den ghanaischen Kakaobauern Steven Nyarko, ob er gerne einen höheren Preis für seinen mühsam geernteten Kakao hätte, muss er unwillkürlich lachen. „Na klar“, entgegnet er schließlich und zuckt mit den Schultern, „das würde uns schon helfen. Aber darauf haben wir keinen Einfluss.“ Höhere Preise könnten aber Anreize setzen, noch mehr geschützte Wälder zu roden, um dort Kakaobäume anzupflanzen. Das so zustande kommende höhere Angebot könne die Marktpreise dann abermals sinken lassen, argumentiert Fachmann Hütz-Adams – eine normale Marktreaktion. Auch die von Barry Callebaut und anderen Unternehmen aufgelegten Programme zur Steigerung der Produktivität könnten im Ergebnis zu sinkenden Kakaopreisen führen.


„Wir brauchen eine gesetzliche Regulierung, die alle Unternehmen zwingt, gegen Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten vorzugehen.“
FRIEDEL HÜTZ-ADAMS, Südwind-Institut

Um diese Logik zu durchbrechen, die für die Bauern einen Teufelskreis bedeutet, müsse man die an sie fließenden Zahlungen an eine fixe Menge koppeln, schlägt der Kakao-Spezialist vor. Die Zertifizierung von Kakao durch Standards wie Fairtrade und Rainforest Alliance reiche bei weitem nicht aus, weil die Prämien, die dafür an die Bauern flössen, viel zu gering seien. Daher plädiert Hütz-Adams für ein drastisches Durchgreifen des Staates: „Wir brauchen eine gesetzliche Regulierung, die alle Unternehmen zwingt, gegen Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten vorzugehen.“

Barry Callebaut zeigt sich einer solchen staatlichen Regulierung durchaus zugeneigt. Der Nachhaltigkeitschef Nicko Debenham hielte es für zielführend, wenn die EU eine rechtliche Sorgfaltspflicht für die gesamte Kakaoindustrie auf den Weg brächte. „Ein guter Anfang wäre schon, wenn die Unternehmen über Menschenrechts- und Umweltprobleme in ihrer Lieferkette zu berichten hätten und diesbezüglich Lösungswege aufzeigen müssten.“ Von einer stärkeren Regulierung würde Barry Callebaut als Branchenprimus und Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit wohl auch am meisten profitieren. Denn die Wettbewerber müssten dann ebenfalls tüchtig investieren, um bis ins letzte Glied Transparenz in ihre Lieferkette zu bringen und die Missstände in den Kakao-Herkunftsländern zu beheben.

Amtliche Versiegelung der Kakaobohnensäcke Foto: Nana Kofi Acquah
Schnellfeueröfen zur Reduzierung des Holzverbrauchs Fotos: Nana Kofi Acquah
Die Kakaobohnen müssen ein bis zwei Wochen getrocknet werden. Foto: Nana Kofi Acquah


Das ist nur dann annähernd zu schaffen, wenn die EU nicht nur die Schokoladenindustrie in die Pflicht nimmt, auf die auch die verschiedenen Nichtregierungsorganisationen ihr kritisches Hauptaugenmerk gerichtet haben, sondern auch die afrikanischen Regierungen. Die Behörden in Ghana und der Elfenbeinküste spielen nur allzu oft ihr eigenes (korruptes) Spiel, setzen die bestehenden Arbeits- und Umweltschutzgesetze allenfalls halbherzig um und tun viel zu wenig gegen die grassierende Kinderarbeit.


„Meine Vorstellung, wie ein weißer Ritter auf einem Pferd in die Dörfer zu reiten und die armen Bauern mit meinen Aufbauplänen glücklich zu machen, hat sich schon vor 15 Jahren als Illusion entpuppt.“
NICKO DEBENHAM, Chef für Nachhaltigkeit bei Barry Callebaut

Und dann sind da noch die Kakaobauern selbst. „Meine Vorstellung, wie ein weißer Ritter auf einem Pferd in die Dörfer zu reiten und die armen Bauern mit meinen Aufbauplänen glücklich zu machen, hat sich schon vor fünfzehn Jahren als Illusion entpuppt“, erzählt Debenham beim Gang durch das Lehmhüttendorf Dekwai. Höhere Produktivität? Größere Ernte? Mehr Arbeit? „Nein, danke“, habe der Pächter einer kleinen Kakaoplantage ihm damals beschieden: Er sei zufrieden mit seinem Dasein und wolle nichts ändern.