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Auch Dresden reizt das Bernsteinzimmer

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Das rekonstruierte Bernsteinzimmer im Katharinenpalast.
Das rekonstruierte Bernsteinzimmer im Katharinenpalast. © Peter Kneffel (dpa)

Repliken von Teilen des rekonstruierten preußisch-russischen Bernsteinzimmers sind in der Dresdner Ausstellungshalle „Zeitenströmung“ zu bestaunen.

Von CARLO MERTENS (KNA)

„Russia and Prussia“: Die englischen Namen offenbaren die kulturelle Nähe der beiden Staaten viel mehr, als es die deutschen Varianten können. Beide Monarchien erreichten im 18. Jahrhundert einen militärischen Machtzuwachs und eine kulturelle Blüte. Dies drückte sich auch in ihren Staatsgeschenken aus: großgewachsene russische Soldaten für den König von Preußen und ein Kabinett aus Bernstein aus dem Berliner Schloss Charlottenburg für den Zar. Die „Langen Kerls“ sind ein historisches Kuriosum geworden, das Bernsteinzimmer ein Mythos.

Die Ausstellungshalle „Zeitenströmung“ in der Dresdner Neustadt präsentiert bis 31. Juli „Faszination und Mythos Bernsteinzimmer“. Denn durch den Zweiten Weltkrieg wurde aus dem preußischen Staatsgeschenk ein Symbol für Beutekunst und Kulturverlust schlechthin: Nach seinem Raub 1941 durch die deutsche Wehrmacht ist sein Verbleib bis heute ungeklärt. 2003 wurde in einem Staatsakt im Katharinenpalast bei Sankt Petersburg eine Rekonstruktion eingeweiht, die um die wenigen Originalstücke entstand.

An ihr wurde 24 Jahre lang in Russland gefeilt und geschnitzt. „Dort hatte man 1979 keine Ahnung von der historischen Bearbeitungstechnik von Bernstein“, erklärt die Kuratorin der Dresdner Ausstellung, Tatjana Sergeeva. „Das ganze Wissen über das leicht zerbrechliche Material haben sich russische Schnitzer wieder erarbeitet“. In der Schau führt ein russischer Bernsteinspezialist dem Publikum die Bearbeitung des Materials in einer offenen Werkstatt vor.

Außerdem sind Repliken von Teilen des Bernsteinzimmers ausgestellt. Es besteht aus mehr als einer halben Million Einzelteilen. Zwar vermisst man die Fotoreproduktion einer Zimmerwand im Originalmaßstab, um sich ein Bild der wahren Dimensionen zu machen. Dafür kann man über zwei Meter hohe Aufstellmänner in Form der „Langen Kerls“ bewundern.

Zu sehen sind neben den Preziosen des Bernsteinzimmers auch vielfarbige Bernsteinikonen. Daran ist besonders gut die Kunst der Bernsteinfärbung erkennen. „Das unbearbeitete fossile Harz hat eine ziemlich unattraktive Sauerkrautfarbe“, erläutert die Kuratorin. „Deshalb wurde Bernstein schon im 16. Jahrhundert mit Honig oder anderen Materialien gefärbt.“

Ausstellungshalle „Zeitenströmung“, Dresden, Königsbrücker Straße 96. Bis 31. Juli, täglich 10–18 Uhr. Eintritt 8 Euro. Telefon (03 51) 48 64 20 02. Internet

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