Christian Brandstätter - © Foto: APA / Brandstätter Verlag  / Julia Dragosits

Homme de lettres, Sammler, Genießer: zum Tod von Christian Brandstätter

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Mit Christian Brandstätter starb ein Buchliebhaber und Verleger, vor allem aber auch ein Sammler österreichischer Fotografie.

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Mit Christian Brandstätter starb ein Buchliebhaber und Verleger, vor allem aber auch ein Sammler österreichischer Fotografie.

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Als Christian Brandstätter in der Nacht zum 25. Jänner im 81. Lebensjahr starb, wurden in zahlreichen Nachrufen sein Werdegang und seine verlegerische Bedeutung für die Buchkultur in Österreich betont, denn die Verlags- und Kunstszene verlor eine ihrer prägenden Figuren. Nach einem Jurastudium bildeten Lehrjahre im Molden Verlag den Grundstein für ein lebenslanges Wirken im Zeichen der Buchkunst. Als Brandstätter 1982 seinen eigenen Verlag gründete, formte er mit unverkennbarem Gespür für kunst- und kulturhistorische Themen eine Institution, die sich bald in der österreichischen und internationalen Buchlandschaft einen ­Namen machte.

Doch er war viel mehr als das: homme de lettres, Sammler bedeutender Fotografien und, das vielleicht zuvorderst, Genießer. Christian Brandstätters unstillbare Sehnsucht nach schönen Objekten, Fotografien und Kunst war für ihn die Voraussetzung zur Publikation hochwertiger Bücher. Es war eine lebenslange Suche nach spannenden Themen und ästhetisch hochwertigen Dingen, die sich nicht nur in einer sinnlich-haptischen Beziehung zu Druckwerken und Fotografien manifestierte, sondern auch im Wunsch, diese zu besitzen, darüber nachzudenken und das Wissen einem interessierten Publikum zugänglich zu machen.

Brandstätter begann sich bereits in den 1960er Jahren für Fotografien zu begeistern, die zu diesem Zeitpunkt am Markt noch völlig unterbewertet waren. So entwickelte er sich zu einem der bedeutendsten Kenner und Fotosammler im Land, dessen Bestände zu einem Hort der österreichischen Kultur- und Gesellschaftsgeschichte wurden. Aus diesem reichen Bilderfundus schöpfend, gründete Christian Brandstätter mit seinem Sohn Nikolaus im Jahr 2002 die Bildagentur ­Imagno (heute: brandstaetter images), die zu den führenden historischen Bildarchiven des Landes zählt. Neben der ursprünglichen Sammlung werden die Archive bedeutender Fotografen wie Franz Hubmann, Barbara Pflaum oder Franz Xaver Setzer verwaltet und bearbeitet und kontinuierlich weitere Bestände erworben.

Christian Brandstätter war vielen ein Freund mit ehrlichem Interesse an seinem Gegenüber. Er war jemand, der zu mannigfaltigen Themen parlieren und dem man stundenlang zuhören konnte, wenn er von Begegnungen mit Literaten, Künstlern oder Fotografen erzählte. Er fehlt.

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