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Tierkinder Eisiger Start ins Leben

Mit großen schwarzen Augen blickt das Robbenbaby aus seiner Schneehöhle. Es ist erst ein paar Wochen alt – und doch schon ganz auf sich allein gestellt

Weit und breit nichts außer Schnee und Eis. Doch in der Ferne ist das laute Knurren von Robben zu hören. Wie jedes Jahr im Frühling bereiten sich die Männchen auf die Paarung vor. Die Rivalitätskämpfe zwischen den Konkurrenten finden nicht etwa um ein Weibchen, sondern um das beste Territorium statt. Vor Ankunft der Weibchen will jede männliche Robbe ein prächtiges Paarungsterrain stellen.

Tierkinder: Ein wenige Tage altes Robbenbaby erkundet seine Welt
Ein wenige Tage altes Robbenbaby erkundet seine Welt
© Wayne Lynch/Arcticphoto/laif

Einige Wochen nach den Männchen treffen dann die trächtigen Weibchen in der Kolonie ein. Der Partner wird anhand des geeigneten Paarungsterrains gewählt. Nach einer Tragzeit von 8 bis 15 Monaten bringt die Robbenmama ihr Baby zur Welt. Mit dem Kopf oder dem Schwanz vorweg wird das Kleine geboren. Zwillingsgeburten sind bei Robben selten, da die sehr fetthaltige Muttermilch nicht für zwei Babys ausreicht.

Große schwarze Kulleraugen blicken in die Welt

Das kleine Robbenbaby wiegt bei der Geburt bereits bis zu 14 Kilogramm. Sein dickes, flaumiges Fell, das sogenannte Lanugo, schützt vor der eisigen Kälte und Wind. Sieben Mal täglich säugt die Mutter ihr Junges. Dabei wendet sie ein festes Ritual an: Erst reibt die Mama liebevoll ihre Nase an der ihres Kindes, bevor sie sich auf die Seite rollt, um ihm den Zugang zu ihren Zitzen zu erleichtern. Während der dreiwöchigen Säugung nimmt die Robbenmama keine Nahrung zu sich, und verliert bis zu drei Kilogramm am Tag. Der hungrige Nachwuchs dagegen nimmt dank der fetthaltigen Milch schnell an Gewicht zu – pro Tag bis zu zwei Kilogramm!

Vor allem die dicke Speckschicht wird dabei ausgebildet. Sie übernimmt die isolierende Funktion bei Kälte. Erst nach der Säugung wachsen dem Robbenbaby Zähne und es kann die erste feste Nahrung aufnehmen. Zwar können Robben schon von Geburt an schwimmen, doch ihre Fettschicht ist noch nicht ausreichend, um genügend Auftrieb im Wasser zu bekommen und es abzuweisen. So muss die Mutter nach Dorschen, Heringen und Flusskrebsen jagen. Robben sind in allen Ozeanen dieser Welt beheimatet. Auf der Suche nach Beute können sie bis zu 300 Meter tief tauchen.

Auf sich allein gestellt

Nach wenigen Wochen der Aufzucht wird das kleine Robbenkind von seiner Mutter verlassen. Zu diesem Zeitpunkt wiegt es schon 30 Kilogramm, darf aber noch nicht ins Wasser. Es ist ganz auf sich allein gestellt, und muss auf dem Eis ausharren, bis es seinen weißen Pelz vollständig abgelegt hat. Erst im Alter von vier Wochen ist das weiße Jugendfell vollständig durch ein wasserabweisendes Haarkleid ersetzt. Nun kann die kleine Robbe schwimmen, tauchen und auf die Jagd gehen. Das ist auch dringend notwendig, da das Junge seit der Abkehr der Mutter ohne Nahrung auskommen musste.

In den meisten Fällen ist die Beziehung zwischen dem Kind und seiner Mutter nach wenigen Wochen beendet. Nur die Ohrenrobbe behält bis zu sechs Monate einen engen Kontakt zu seinem Nachwuchs – und säugt diesen selbst dann noch, wenn sie bereits neuen Zuwachs erwartet. Und das kann ziemlich schnell gehen! Schon eine Woche nach der Geburt ihres Babys paart sich das Robbenweibchen mit einem der ungeduldig wartenden Männchen. Und so werden 8 bis 15 Monate später wieder große schwarze Augen hilflos aus dem Schnee blicken.

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