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Endlich verstehen Wie schlafen Fische?

Man fragt sich beim Blick ins Aquarium: Wie schlafen Fische?
So mancher einer fragt sich beim Blick ins Meer: Wie schlafen Fische?
© Teerayuth - Adobe Stock
Guter Schlaf ist für jedes Lebewesen überlebenswichtig. Doch wie schlafen Fische – so ganz ohne Augenlider? Die Natur hat sich da etwas einfallen lassen...

Einfach mal die Augen schließen und ein Nickerchen machen: Was für Menschen selbstverständlich ist, bleibt Fischen verwehrt. Sie haben keine Augenlider. Trotzdem brauchen die Kiemenatmer ihren Schlaf wie jedes Lebewesen, denn dauerhafter Schlafentzug wäre tödlich.

Deshalb hat die Natur viele verschiedene Varianten entwickelt, um auch Fischen die verdiente Ruhephase zu gönnen: Vom Schleim-Schlafsack bis zur Hirnabschaltung.

Manche Fischarten schweben im Wasser

Wer jemals als Schwimmer versucht hat, bewegungslos im Wasser in Rückenlage zu schweben, kennt das Problem: Wasser hat keine Balken und schon sackt der Körper gnadenlos Unterwasser in Richtung Boden ab. Für ein kleines Schläfchen denkbar schlechte Voraussetzungen.

Fische haben es da besser, denn bestimmte Fischarten verfügen über eine Schwimmblase, die sie im Wasser auf Position hält. Das klingt für einen erholsamen Schlaf im Wasserbett schon besser.

Tiere senken Atmung und Herzschlag

Tatsächlich haben einige Knochenfische wie beispielsweise Lachse, Barsche, Dorsche und andere bekannte Fischarten dieses spezielle Organ. Die Schwimmblase wird über den Darm oder Gas aus dem Blut mit dem nötigen Auftrieb versorgt.

Für den Schlaf im See, Fluss oder Meer ist das praktisch der Garant, denn jegliche Bewegung als Schlaf-Störenfried wird durch die Schwimmblase überflüssig – und der Fisch kann selbst mit offenen Augen schlafen. Wie bekommt er das hin?

  • Die Atmung wird langsamer.
  • Der Herzschlag reduziert sich.
  • Der Stoffwechsel fährt runter.
  • Tagaktive Fische schlafen bei Dunkelheit.
  • Rückzug in Höhlen oder Spalten.

Schlafverhalten von Fischen weiterhin unklar

Dabei ist bis heute nicht abschließend geklärt, ob Fische dasselbe Schlafverhalten wie Menschen haben. Schließlich läuft der Schlaf beim Homo sapiens abhängig von der Gehirnaktivität unterschiedlich ab und ist auch unterschiedlich intensiv.

Grundlegend wird zwischen der Tiefschlafphase und der REM-Phase (Rapid Eye Movement) als Traumphase unterschieden. Dabei schlafen manche Menschen so fest, dass nicht mal ein Kochlöffel-Solo auf dem Kochtopf direkt neben dem Bett zum Aufwachen führt.

Auf Fressfeinde im Dämmermodus reagieren

Im heimischen Schlafzimmer ist das problemlos möglich, denn Braunbären oder Wölfe werden dort eher selten gesichtet. Fressfeinde ist das Stichwort. Hätten Fische also eine Schlafphase wie den Tiefschlaf, würden sie daraus eventuell erst wieder im Magen eines Raubfisches erwachen – was ungünstig wäre.

Forscherinnen und Forscher gehen deshalb bisher davon aus, dass die meisten Fische sich eher in einer Art Dämmer-Modus befinden, wenn sie schlafen. Der Zebrafisch allerdings tanzt hier aus der Reihe und könnte die Wissenschaft eines Besseren belehren.

Schlafphase beim Zebrafisch erforscht

An der Stanford University School of Medicine (USA/Kalifornien) fanden Schlafforscher in einem Versuch heraus, dass Zebrafische offenbar doch einen Wechsel von Tiefschlaf und Traumschlaf durchleben könnten. Unterschieden wurden hierbei ein unterschiedlicher Herzschlag und ein veränderter Muskeltonus. Eine REM-Phase mit starken Augenbewegungen wie beim Menschen haben Zebrafische nicht.

Hautfarbe verändert sich in Ruhephase

Ein Beleg für diese Vermutung könnte das Schlafverhalten von Tintenfischen sein. Zwar passen die Tiere die Farbe ihrer Haut über die Pigmentierung dem jeweiligen Schlafuntergrund an. Es wurde aber schon vielfach beobachtet, dass die Hautfarbe sich während des Schlafens ändert – so wie auch im Wachzustand die Gefühlszustände von Tintenfischen durch ihre wechselnde Hautfarbe zu sehen sind.

Das Max-Planck-Institut für Hirnforschung hat deshalb Tintenfische im Schlaf beobachtet und dazu einen Fachartikel veröffentlicht. Zwar sind Tintenfische keine Fische, sondern Weichtiere. Wenn das Forschungsteam die Farb-Akrobaten tatsächlich beim Träumen erwischt hat, könnte das jedoch zur Schlafforschung bei Fischen beitragen.

Delfine können ihre Augen schließen

Erwiesen ist, dass auch Delfine im Schlaf praktisch halbwach sind – doch dafür einen ganz besonderen Trick anwenden. Der Zahnwal schaltet ganz einfach eine Gehirnhälfte ab, während die andere Gehirnhälfte weiterhin aktiv ist und im Gefahrenfall einen Kaltstart hinlegen könnte.

Tatsächlich schließt der Delfin das Auge auf der Seite der abgeschalteten Gehirnhälfte, um schlafen zu können. Das andere Auge bleibt offen und aktiv. Dementsprechend heißt diese Art von Schlaf „Halbseitenschlaf“.

Fische im Schwarm schlafen in der Gruppe

Pottwale wiederum schlafen senkrecht stehend im Wasser und das so tief und fest, dass sie oft nicht einmal herannahende Schiffe kommen hören – was zu Kollisionen führen kann. Schwarmfische wie der Salmler wiederum stehen zusammen im Wasser und dösen vor sich hin. Forschende vermuten, dass es hier wechselweise eine Art Wachposten gibt, der nicht schläft und vor Gefahren warnt.

Wenn Fische also ihre Augen mangels Lidern nicht schließen können und die Augen auch nicht in einer Schlafphase wie der REM-Phase aktiv bewegen – woran ist dann überhaupt zu erkennen, dass Fische schlafen? Vor allem an drei Anzeichen:

  • Die Bewegung der Kiemen ist verlangsamt.
  • Der Fisch steht bewegungslos im Wasser – oft nahe der Oberfläche – oder liegt am Boden.
  • Die Reaktion des Fischs auf Reize ist stark reduziert.

Flussbarsche in der Stadt haben kürzere Ruhephase

Dieses Verhalten gilt auch für Fische in Aquarien, da die Tiere ebenso wie Menschen abhängig von ihrer Aktivität mit einer inneren Uhr ausgestattet sind. Trotzdem sollte das Licht im Aquarium passend zur Tages- oder Nachtzeit gedämmt oder abgeschaltet werden, damit die Fische in die Ruhephase kommen.

So haben Untersuchungen an Flussbarschen durch das Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei gezeigt, dass die Tiere abhängig von der vorhandenen Lichtmenge unterschiedlich viel Melatonin bilden.

Dieses Hormon steuert den Tages- und Nachtrhythmus und damit die Schlafzeiten und die Schlafdauer, auch beim Menschen. Die Forscherinnen und Forscher vermuten aufgrund ihrer Ergebnisse, dass Flussbarsche aus städtischen Gewässern durch den nächtlichen Kunstlicht-Einfall schlechter schlafen als ihre Kollegen in ländlichen Gebieten.

Papageifische bauen Kokon aus Schleim

Was wäre da also schlauer, als sich einen eigenen Schlafsack zu bauen? Tatsächlich tut das der Papageifisch – wenn auch nicht aus Lichtschutzgründen. Der bunte Tropenfisch produziert vor dem Zubettgehen aus seinem Mund heraus eine durchsichtige Schleimschicht, die ihn nach gut einer Stunde wie ein Kokon komplett umhüllt. Zusätzlich zum Rückzug in eine kuschelige Riffspalte ist das der perfekte Schutz für die Nacht – denn der Schleim ist nicht einfach nur Schleim.

Kokon schützt den Papageifisch vor Parasiten und Fressfeinden

Er verhindert, dass Geruchsstoffe des Körpers ins Wasser gelangen, während der Papageifisch mit offenen Augen schläft. Schließlich sind nachts längst nicht alle Tiere im Wasser inaktiv, sondern manche drehen erst richtig auf: Räuber. Muränen, Zackenbarsche oder Makrelen gehen nach Sonnenuntergang auf Jagd und nehmen im Wasser die Witterung auf.

Aber auch andere Plagegeister wie Parasiten machen sich dann auf den Weg und setzen sich zum Beispiel blutsaugenderweise an Fischen fest. Der Papageifisch bleibt durch seinen Kokon aus Schleim oft davon verschont.

Kiemen von Haifischen brauchen Bewegung und Sauerstoff

Haie sind seit 450 Millionen Jahren in den Meeren nachts auf Beutezug und gerade diese Fische sollten eigentlich diejenigen sein, die den Schlaf am nötigsten hätten: als Knorpelfische besitzen Haie keine Schwimmblase. Sie können also nicht im Wasser schweben, sondern müssen bis auf Ausnahmen ständig in Bewegung bleiben - so wie der bekannte, große Weiße Hai. Nur durch die Bewegung bekommt er genügend sauerstoffreiches Wasser in die Kiemen, um den Körper zu versorgen. Ist damit der Hai das einzige Lebewesen auf der Erde, das ohne Schlaf auskommt?

Ruhephase bei Haien im Schwimmen

Nein, denn auch Haie müssen schlafen. Im Fall des Weißen Hais gehen Forschende davon aus, dass der Fisch sich beim Schwimmen Ruhephasen gönnt, in denen er langsamer schwimmt. Bekannt ist, dass Weiße Haie dann ihr Maul öffnen, damit das Wasser ungehindert und frei durch die Kiemen fließen kann.

Es gibt aber auch Hai-Arten wie den Zitronenhai oder Weißspitzenriffhaie, die sauerstoffreiches Wasser aktiv durch ihre Kiemen pumpen.  Diese Haie haben durchaus mal Zeit, sich ein Nickerchen auf dem Meeresboden oder in einer Höhle zu gönnen.

Und wenn auch das unangebrachte Schreckensbild des menschenfressenden Haifisches oft weiterhin in den Köpfen ist, ergibt sich doch eine erstaunliche Parallele, die beide Spezies endlich vereint - zwei ganz unterschiedliche Arten, die eines gemeinsam haben: Beide gehen im Wasser unter, wenn sie sich nicht bewegen – wobei Schlafen beim Schwimmen den Menschen bisher selten gutgetan hat. 

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