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Bestseller-Autorin Nele Neuhaus ruft Jugendliche zur Teilnahme an Schreibwettbewerb auf

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Schreibwettbewerb mit Nele Neuhaus
Lädt die Gewinner zu einer Schreibwerkstatt ein: die Bestseller-Autorin Nele Neuhaus. © Gaby Gerster/nh

Werra-Meißner. Für den Schreibwettbewerb „Respekt, was geht? – Erzähl’ deine Story“ können Jugendliche bis 16. Januar Texte einreichen. Bestseller-Autorin Nele Neuhaus wählt fünf Gewinner aus.

Vorab haben wir mit der Verfasserin der Taunuskrimis über Respekt, Rosamunde Pilcher und die Jugend von heute gesprochen.

Frau Neuhaus, wo fehlt es unserer Gesellschaft an Respekt?

Nele Neuhaus: Überall. Im Supermarkt sind Leute genervt und drängeln an der Kasse, im Straßenverkehr achten einige nur auf den eigenen Vorteil, sogar innerhalb der Familie sind manche nur auf sich konzentriert.

Ist Respekt darum das Thema des Schreibwettbewerbs?

Neuhaus: Genau. Wenn keiner mehr den anderen respektiert, haben wir hier bald Chaos. Respekt ist für mich der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.

Wo können sich Jugendliche Inspiration für ihre Geschichten holen?

Neuhaus: In ihrem Umfeld, zum Beispiel an der Schule. In den bisherigen Beiträgen geht es oft um Mobbing, um Respekt beim Sport oder Flüchtlingen gegenüber.

Wovon handelte die Geschichte, die Sie bisher am meisten beeindruckt hat?

Neuhaus: Eine Geschichte aus Wiesbaden hat uns vom Hocker gehauen: Aus der Perspektive einer 15-Jährigen wird beschrieben, wie der Vater gegenüber der Mutter übergriffig wird. Glücklicherweise hat die Verfasserin eine Lösung gefunden, der Text endet versöhnlich.

Welche Eindrücke aus dem Wettbewerb nehmen Sie mit in Ihr Schreiben?

Neuhaus: Dass viele junge Menschen noch Werte haben. Unsere Gesellschaft kann die Kurve kriegen und sich selbst retten.

Sie haben jahrelang nur für sich geschrieben, während Sie in der Wurstfabrik ihres damaligen Mannes und in einem Reitstall gearbeitet haben. Wie haben Sie sich zum Schreiben motiviert?

Neuhaus: Das war gar nicht schwierig. Meine Arbeit war anstrengend und eintönig. Die Schreiberei war für mich ein Ausflug in andere Welten.

Anfangs haben Sie im Selbstverlag publiziert, jetzt bei Ullstein. Mit dem Krimi „Im Wald“, der im Oktober erschienen ist, haben Sie wieder einen Bestseller gelandet. Was raten Sie Jugendlichen, die von der Schriftstellerkarriere träumen?

Neuhaus: Selbstkritisch sein! Man sollte das Handwerkszeug beherrschen und Talent mitbringen. Wenn ich nicht besonders gut singen kann und zu „DSDS“ gehe, werde ich enttäuscht. Das kann einem an Seele und Herz gehen. Bevor man sein Buch also der Öffentlichkeit zum Fraß vorwirft, sollte man es daher Probe lesen lassen. Ich diskutiere viel mit meiner Lektorin und bin nie eingeschnappt.

„Die Lebenden und die Toten“ wurde mit Felicitas Woll verfilmt. Wie gefällt Ihnen die Nordhessin in der Rolle?

Neuhaus: Ziemlich gut, mittlerweile habe ich mich auch daran gewöhnt, dass sie 15 Jahre jünger ist als meine Pia.

Ein Kritiker hat einmal geschrieben, Sie seien wie Rosamunde Pilcher, nur mit Toten. Wie gehen Sie mit einer solchen Kritik um?

Neuhaus: Das stört mich nicht mehr. Wenn man so viele Bücher verkauft, muss man damit rechnen, dass sie manchen nicht gefallen.

Raten Sie das auch Jugendlichen, die mit Kritik konfrontiert werden?

Neuhaus: Es ist was anderes, wenn man bereits Erfolg hat. Junge Leute sind natürlich unsicherer. Sie sollten versuchen, neugierig und dankbar zu sein und aus Kritik etwas für ihre Zukunft mitzunehmen.

Woran arbeiten Sie gerade?

Neuhaus: Am sechsten Band von „Charlottes Traumpferd“, der im Frühling 2018 erscheint. Danach geht’s los mit dem neunten Taunuskrimi.

Was ist beim Schreiben schwieriger: Ein guter Anfang oder ein guter Schluss?

Neuhaus: Der Anfang. Der erste Entwurf und das fertige Buch haben oft nichts miteinander zu tun, das entwickelt sich beim Schreiben. Sich darauf einzulassen und diese Hürde anzugehen, ist eine Überwindung. Aber wenn es läuft, dann ist es der schönste Job der Welt. Der Schluss ist nie das Problem.

Zur Autorin

Nele Neuhaus (50) ist eine deutsche Schriftstellerin. Ihre ersten Bücher erschienen im Eigendruck, 2008 wurde sie vom Verlag Ullstein entdeckt. Sie schreibt Jugendbücher, Krimis und Romane, mit ihren Taunuskrimis veröffentlicht sie regelmäßig Bestseller. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten im Vordertaunus.

Teilnahme am Schreibwettbewerb

Bis 16. Januar können Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren Geschichten für den Schreibwettbewerb „Respekt, was geht? – Erzähl’ deine Story“ per E-Mail einreichen. Die Adresse: respekt@stk.hessen.de. Die Texte dürfen maximal zwei Seiten in 12-Punkt-Schrift umfassen. Unsere Zeitung sucht gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung, der Stadtbibliothek Kassel und der Nele-Neuhaus-Stiftung nach den besten Geschichten der Region. 

Nele Neuhaus wählt die fünf Gewinner aus, die am 24. Januar ab 17 Uhr im Evangelischen Forum am Lutherplatz, Kassel, gekürt werden. Sie gewinnen eine Schreibwerkstatt mit der Autorin, außerdem werden weitere Preise verlost.

Von Rebekka Knoll

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