Stralsund. Nach dem ersten Nachweis von Kegelrobben-Geburten seit mehr als 100 Jahren an der deutschen Ostseeküste erwarten die Experten des Deutschen Meeresmuseums weitere Geburten in diesem Jahr. Das Meeresmuseum will Küstengemeinden deshalb durch Schulungen besser auf mögliche Geburten vorbereiten. «Wir wollen ein Netzwerk etablieren, damit die Robbenjungtiere in ihren ersten Lebenswochen weitgehend ungestört gesäugt und aufgezogen werden können», sagte die Robbenexpertin und Meeresbiologin Linda Westphal. Im vergangenen Jahr erfasste das Meeresmuseum vier Kegelrobben im weißen Lanugofell an der deutschen Ostseeküste – die ersten seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Dieses Fell tragen die Tiere nach der Geburt nur wenige Wochen. Die weißen Jungtiere sind noch nicht ausreichend wärmeisoliert, um sich im Wasser aufzuhalten. Wichtig sei daher, bei der Sichtung eines Robbenbabys den betroffenen Strandabschnitt in einem Umkreis von etwa 100 Metern temporär abzusperren, erklärte Westphal. Dies sei die einzige Möglichkeit, um den Jungtieren an der stark frequentierten Ostseeküste das Überleben in den ersten sensiblen Wochen zu sichern. Im April 2018 waren in den vorpommerschen Gewässern zeitgleich etwa 300 Tiere gezählt worden - ein Rekordwert. Das reiche Nahrungsangebot und die Kälte in der nördlichen Ostsee hatten die Tiere an die Küste gelockt. Im Jahresdurchschnitt leben derzeit maximal 30 Robben dauerhaft in den Gewässern vor Mecklenburg-Vorpommern.