St. Martin im Innkreis
NS-Märtyrer Pfarrer Matthias Spanlang geehrt

Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher, Pfarrgemeinderats-Obfrau Gitti Legler, Landtagsabgeordneter Günther Lengauer, Propst Markus Grasl, Künstlerin Paulina Skavova, der Pfarrer von St. Martin Lic. Jophy Francis, Christine Herzog aus Weimar, Bischofsvikar Wilhelm Vieböck, Maria Beatrice Arco-Zinneberg, Bürgermeister Hans Peter Hochhold, der frühere Pfarrer von St. Martin, Pfarrer Franz Asen, und Gemeindearzt Clemens Novak mit der Büste von Pfarrer Matthias Spanlang. | Foto: Pfarre St. Martin im Innkreis
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  • Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher, Pfarrgemeinderats-Obfrau Gitti Legler, Landtagsabgeordneter Günther Lengauer, Propst Markus Grasl, Künstlerin Paulina Skavova, der Pfarrer von St. Martin Lic. Jophy Francis, Christine Herzog aus Weimar, Bischofsvikar Wilhelm Vieböck, Maria Beatrice Arco-Zinneberg, Bürgermeister Hans Peter Hochhold, der frühere Pfarrer von St. Martin, Pfarrer Franz Asen, und Gemeindearzt Clemens Novak mit der Büste von Pfarrer Matthias Spanlang.
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Am 5. Juni 1940 war Matthias Spanlang im KZ Buchenwald ermordet worden.  Fast auf den Tag genau 82 Jahre später, am 6. Juni 2022, wurde im Rahmen einer kirchlichen Feier die Büste des ehemaligen Pfarrers von St. Martin im Innkreis enthüllt.

ST. MARTIN IM INNKREIS. 82 Jahre nach seinem Märtyrertod wurde in St. Martin eine Büste von Pfarrer Matthias Spanlang enthüllt und von Bischofsvikar Wilhelm Vieböck gesegnet. Die von Paulina Skavova gestaltet Büste wurde von Riprand Arco-Zinneberg gestiftet.

Bischofsvikar Wilhelm Vieböck enthüllt die Büste von Pfarrer Matthias Spanlang. | Foto: Pfarre St. Martin im Innkreis
  • Bischofsvikar Wilhelm Vieböck enthüllt die Büste von Pfarrer Matthias Spanlang.
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Berichte in der Rieder Volkszeitung

Spanlang, geboren im Jahr 1887, war ein früher Warner vor den Nazis gewesen. Ab 1931 fanden sich seine kritischen Beiträge auch in Zeitungen. Die Spanlang-Biografin Monika Würthinger weiß zu den Artikeln, die von 1932 bis 1935  in der „Rieder Volkszeitung“ in der Rubrik „Aus dem Antiesentale“ erschienen sind: „In etwa 170 Beiträgen wurde von Machenschaften der Nazis – auch gegen die Kirche – berichtet. Sie richteten sich alle gegen Hitler und seine Gewährsmänner, gegen die Partei, gegen das Deutsche Reich. Die nicht gezeichneten Beiträge wurden unisono von Freunden und Feinden Matthias Spanlang zugeschrieben. Sie waren die Hauptursache für dessen Verhaftung zusammen mit der Tatsache, dass er die Informanten – die Gestapo vermutete den bayerischen Klerus dahinter – nicht verriet. Er wurde ohne Anklage im Kreisgericht Ried inhaftiert und am 24. Mai 1938 nach Dachau transportiert.“

Die Diözese Linz schreibt zur Festnahme und Ermordung Spanlangs: "Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war sein Schicksal besiegelt. Am 15. März 1938 wurde Spanlang verhaftet und ins Kreisgericht Ried eingeliefert, am 24. Mai 1938 wurde er ins KZ Dachau gebracht und kam von dort im September 1939 nach Buchenwald, wo er brutal ermordet wurde. Man vermutet, dass er wie Pfarrer Otto Neururer aus Tirol mit dem Kopf nach unten gehängt wurde. Dem Totenschein zufolge starb er am 5. Juni 1940; seine Urne wurde im Familiengrab in Kallham beigesetzt."

Gedenken mit biografischer Broschüre

Während Otto Neururer im November 1996 von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen wurde, beschränkte sich das Gedenken an Matthias Spanlang jedoch lange Zeit hauptsächlich auf seine Heimat Kallham. Eine Begegnung von Vertreterinnen und Vertretern aus Spanlangs Geburtsort Kallham mit Bischof Manfred Scheuer gab den Ausschlag für einen Forschungsauftrag an die ehemalige Direktorin des Linzer Diözesanarchivs,  Monika Würthinger. Neue Quellen zum Leben und Schicksal Spanlangs sollten zusammenzutragen und ein gesichertes Lebensbild über seine Person erstellt werden. 2021 entstand so die Broschüre „Matthias Spanlang – Christ und Märtyrer“, die als Teil der Reihe „Christ und Märtyrer“ einen leicht lesbaren und reich bebilderten Zugang zur facettenreichen Persönlichkeit Spanlangs ermöglicht, erklärt die Diözese Linz.

Spanlang-Biografin Monika Würthinger skizzierte bei der Enthüllung von Spanlangs Büste seine bewegte Biografie und seine schillernde Persönlichkeit. So sei Matthias Spanlang sprachlich begabt, belesen, humorvoll und bei der Bevölkerung beliebt gewesen, habe jedoch auch ungehalten werden können; Vorgesetzte hätten sein Verhalten „flegelhaft“ genannt. Seine politische Überzeugung habe er „unverblümt und fest entschlossen mit seinen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln“ verteidigt. „Am 10. Jänner 1926 als Pfarrer von St. Martin im Innkreis installiert, übernahm er eine seelsorglich gut betreute, zu hundert Prozent katholische Pfarre unter dem Patronat des Grafen Arco, in einer Zeit, die geprägt von wirtschaftlichen und sozialen Missständen, viel politischen Zündstoff in sich barg. Käthe Koller, Tochter des damaligen Bürgermeisters, charakterisierte den Pfarrer als gewissenhaften Priester, guten Prediger und Beichtvater, der gerne unter die Leute ging, für den Krankenbesuche selbstverständlich waren, der gemeinsam mit ihrem Vater oft energisch und erfolgreich für die Arbeiter intervenierte, der zu Weihnachten für Bedürftige Lebensmittel organisierte, die der Pfarrer persönlich bei den Bauern erbat, der manche arbeitslose Burschen finanziell unterstützte und der Schulkinder in den Pfarrhofgarten einlud," schildert Würthinger.

Radikaler Warner vor den Nazis

Als ab 1931 nationalsozialistische Versammlungen in St. Martin stattfanden, warnte Spanlang als einer der ersten und radikalsten Gegner vor den Gefahren; äußerst gut informiert demaskierte er deren Propaganda, sagte den Zusammenbruch des Hitlerreiches voraus; und schloss kategorisch den Anschluss an das Deutsche Reich unter Hitler aus. Im Jänner 1934 forderten die damals illegalen Nazis vom Bischof seine „Entfernung als Pfarrer von St. Martin“. Eine entsprechende Unterschriftenaktion wurde von der Gendarmerie zunächst als „illegale Betätigung“ angezeigt, dann als „persönliche Feindschaft“ abgetan. Nach einer kurzen Ruhephase konnten die Nationalsozialisten ab 1936 ihre Position stärken; die Auseinandersetzungen wurden heftiger, besonders mit dem politisch orientierten christlich-deutschen Turnverein, dessen Obmann der Pfarrer 1936 wurde, erläutert die Diözese Linz.

Qualvoller Tod im KZ

Im September 1939 wurde Spanlang von Dachau in das KZ Buchenwald „als Volksschädling“ überstellt. "Im KZ Buchenwald bestand zu dieser Zeit die Tagesration an Essen und Trinken für einen Häftling aus ein bis zwei Litern Kaffee-Ersatz, Krautsuppe, zirka 50 dag Brot, darauf ein Löffel Marmelade. Die Häftlinge hatten immer Hunger. Es war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel", weiß Historikerin Christine Herzog, die zu deutschen Geistlichen im KZ Buchenwald forscht.

Am 28. Mai 1940 brachten die Nazis Spanlang zusammen mit dem Tiroler Pfarrer Otto Neururer in den tödlichen Lagerbunker, weil die beiden eine Konversion eines Häftlings durchführen wollten, obwohl Priestern die religiöse Betätigung im KZ nicht erlaubt war. Die Verbindung des Schicksals mit Neururer lässt vermuten, dass auch Spanlang mit Ketten an den Fußgelenken an der Decke der Zelle aufgehängt wurde. Er starb am 5. Juni 1940 einen qualvollen Tod.

Die Büste von Pfarrer Matthias Spanlang wurde von der Künstlerin Paulina Skavova gestaltet und von Riprand Arco-Zinneberg gestiftet. Seine Witwe Maria Beatrice Arco-Zinneberg war beim Festakt anwesend. | Foto: Pfarre St. Martin im Innkreis
  • Die Büste von Pfarrer Matthias Spanlang wurde von der Künstlerin Paulina Skavova gestaltet und von Riprand Arco-Zinneberg gestiftet. Seine Witwe Maria Beatrice Arco-Zinneberg war beim Festakt anwesend.
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Biografin Würthinger erkärte bei der Enthüllung der Büste von Pfarrer Spanlang in St. Martin: „Das Schicksal und die Erinnerung an den unkonventionellen Priester wurden auch kirchlicherseits lange verdrängt und tabuisiert. Möge die Büste ein Denkmal gegen das Vergessen der NS-Gräuel sein und der Märtyrer Matthias Spanlang als Mahnmal für Frieden und Toleranz stehen.“

Pfarrer Jophy Francis und Pfarrgemeinderats-Obfrau Brigitte Legler bedankten  sich im Rahmen der feierlichen Enthüllung und Segnung der Spanlang-Büste bei Maria Beatrice Arco-Zinneberg für die großzügige Spende. Die Witwe von Stifter Riprand Arco-Zinneberg nahm ebenso am Festakt teil wie Landtagsabgeordneter Günther Lengauer, Bürgermeister Hans Peter Hochhold, Angehörige von Pfarrer Spanlang, Propst Markus Grasl von Stift Reichersberg und Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von der Marktmusikkapelle und dem Chor SMS.

ZUR SACHE

Monika Würthinger, Thomas Schlager-Weidinger, Andreas Schmoller und Bernhard Zopf (Hg.):
Matthias Spanlang – Christ und Märtyrer. Aus der Reihe „Christ und Märtyrer“. Linz 2021, Behelfsdienst der Diözese Linz
ISBN: 978-3-9504182-7-9
Preis: 5 Euro

Zu beziehen im Behelfsdienst der Diözese Linz (www.behelfsdienst.at)

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