Wer war Matthias Spanlang?
Wissenswertes über den NS-Märtyrer Pfarrer aus St. Martin im Innkreis
Matthias Spanlang, geboren 1887 und Pfarrer in St. Martin im Innkreis, wurde als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus kurz nach dem Anschluss verhaftet und 1940 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Eine neue Broschüre aus der Reihe „Christ und Märtyrer“ eröffnet einen vielschichtigen Zugang zur facettenreichen Persönlichkeit Spanlangs.
ST. MARTIN IM INNKREIS. Er war ein früher Warner vor den Nazis und tat dies ab 1931 in Zeitungsberichten auch öffentlich kund: Pfarrer Matthias Spanlang aus St. Martin im Innkreis. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war sein Schicksal besiegelt. Am 15. März 1938 wurde Spanlang verhaftet und ins Kreisgericht Ried eingeliefert, am 24. Mai 1938 wurde er ins KZ Dachau gebracht und kam von dort nach Buchenwald. Als Priester erlitt er in Buchenwald ein jahrelanges Martyrium und wurde schließlich ermordet. Die genauen Umstände seines Todes sind ungewiss. Man vermutet, dass er gemeinsam mit Pfarrer Otto Neururer aus Tirol mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde. Dem Totenschein zufolge starb er am 5. Juni 1940. Er wurde im Familiengrab in Kallham, Bezirk Grieskirchen, beigesetzt.
Auf Initiative der Diözese Linz wurde Pfarrer Spanlang in die Sammlung „Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen. Während Otto Neururer im November 1996 von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen wurde, beschränkte sich das Gedenken an Matthias Spanlang jedoch lange Zeit hauptsächlich auf seine Heimat Kallham. Eine Begegnung von VertreterInnen aus Spanlangs Geburtsort Kallham mit Bischof Manfred Scheuer gab den Ausschlag für einen Forschungsauftrag an die ehemalige Direktorin des Linzer Diözesanarchivs, Monika Würthinger, mit dem Ziel, neue Quellen zum Leben und Schicksal Spanlangs zusammenzutragen und ein gesichertes Lebensbild über seine Person zu erstellen.
Von der Priesterpersönlichkeit bis zum Martyrium im KZ
Einen Beitrag dazu soll die Broschüre „Matthias Spanlang – Christ und Märtyrer“ leisten, die am 3. November 2021 im Linzer Priesterseminar präsentiert wurde. Als Teil der Reihe „Christ und Märtyrer“ ermöglicht sie einen leicht lesbaren und reich bebilderten Zugang zur facettenreichen Persönlichkeit Spanlangs. Bischof Manfred Scheuer, Spanlang-Forscherin Monika Würthinger und Andreas Schmoller (Franz und Franziska Jägerstätter-Institut) beleuchten in ihren Artikeln Spanlangs Wirken als Pfarrer und Seelsorger, sein anti-nationalsozialistisches Engagement ab 1931, seine Rolle in der regionalen politischen Situation der Zwischenkriegszeit, Spanlangs Verhaftung 1938, die KZ-Haft und sein Martyrium, seine Spiritualität sowie die schwierige Rezeptionsgeschichte und das sehr verhalten einsetzende Gedenken nach 1945.
Die Broschüre „soll die Priesterpersönlichkeit Spanlangs, sein Wirken im politischen Kontext seiner Zeit, sein Martyrium im KZ und das zögerliche Einsetzen eines Gedenkens einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Sie soll auch ein Beitrag für eine Erinnerungskultur sein, die sich der – bisweilen unbequemen – Vielschichtigkeit und Gebrochenheit von Lebensgeschichten verpflichtet weiß“, so die HerausgeberInnen Monika Würthinger, Thomas Schlager-Weidinger, Andreas Schmoller und Bernhard Zopf in ihrem Vorwort.
Bei der Präsentation der Broschüre gab Spanlang-Forscherin Monika Würthinger Einblicke in das Forschungsprojekt „Matthias Spanlang“. Von den vielen bisher unerforschten Themenbereichen stellte sie Spanlangs Persönlichkeit in den Vordergrund und widmete sich den Fragen: Was hat Spanlang geprägt? Was war typisch für ihn? Wie waren die äußeren Umstände? Würthinger konnte mit neuen Fakten, überraschenden Ergebnissen und Thesen eine bisher unbekannte, neue Seite von Matthias Spanlang präsentieren, die auf eine spannende Biografie schließen lässt.
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