Kein Betrieb für Reißeckbahn im Sommer 2016
Durch die Tunnelaufweitung am Schoberboden wird es keinen Tourismusbetrieb im Sommer 2016 geben; Bürgermeister von Reißeck und Mühldorf protestieren.
REISSECK. Aufgrund von Bauarbeiten am Schoberboden wird Verbund in der Sommersaison 2016 den Tourismusbetrieb mit der Reißeck-Standseilbahn aussetzen. Die Bürgermeister Kurt Felicetti und Erwin Angerer üben heftige Kritik und befürchten um Einnahmen und Arbeitsplätze.
Unwetter beschädigte Bahn
Nach der Inbetriebnahme des neuen Pumpspeicherkraftwerks Reißeck II im Frühjahr 2016 plant das Energieunternehmen Verbund für die Sommermonate des nächsten Jahres die Aufweitung des 60 Jahre alten Höhenstollens, der in einer Seehöhe von 2.200 Meter den Schoberboden mit dem Seenplateau am Reißeck verbindet. Bis zum Sommer 2014 führte die bei einem Unwetter schwer beschädigte Höhenbahn durch diesen Stollen. Für die Durchfahrt von Bussen oder Lkw ist das Tunnelprofil allerdings bei weitem zu schmal, weshalb Verbund bereits im vergangenen Jahr ankündigte, den Tunnel aufzuweiten.
Arbeiten nach Inbetriebnahme
"Die geplanten Aufweitungs-Arbeiten können erst nach Inbetriebnahme des neuen Pumpspeicherkraftwerks Reißeck II erfolgen, das über einen eigenen Triebwasserstollen verfügt, der auch das Kraftwerk Reißeck I versorgen wird", so Unternehmenssprecher Robert Zechner. Die Inbetriebnahme von Reißeck II verzögerte sich, da der Stollen noch abgedichtet werden muss.
Ausbrucharbeiten im Tunnel
Das Ausbruchmaterial aus dem Stollen wird laut dem Unternehmen unmittelbar im Bereich der Bergstation der Reißeck-Standseilbahn gelagert, weshalb der in diesem Jahr bereits stark eingeschränkte Tourismusbetrieb aus Sicherheitsgründen in der kommenden Saison nun völlig ausgesetzt werden muss. Als Alternative steht die Kreuzeck-Standseilbahn zur Verfügung, mit der Besucher in einer elfminütigen Fahrt auf die Bergstation Roßwiese in 1.200 Meter Seehöhe gelangen.
Bürgermeister wehren sich
In einem Brief an Landeshauptmann Peter Kaiser - bereits vom 12. August, als der Zeitplan der Bauarbeiten laut Verbund noch nicht festgelegt war - drücken die Bürgermeister Kurt Felicetti (Reißeck) und Erwin Angerer (Mühldorf) ihren Protest über die - damals schon befürchtete - Schließung für den Sommer 2016 aus. "Neben der finanziellen und wirtschaftlichen Problematik, die sich daraus für die Standortgemeinden ergibt, ist zudem der beschäftigungspolitische Nachteil ins Kalkül zu ziehen." Das Reißeck fehle als Leitbetrieb und die Betriebsunterbrechung bringe erhebliche finanzielle und wirtschaftliche Nachteile mit sich.
Wichtig sei den Bürgermeistern aber "der Umstand der Sicherheit. Die Erreichbarkeit des Reißecks und aller damit verbundenen Betriebsanlagen muss unserer Auffasung sowohl im Winter, als auch im Sommer dauerhaft gegeben sein. Diese Erreichbarkeit ist (...) weder durch eine Straße und schon gar nicht durch Hubschrauberflüge auf den Schoberboden oder den Bereich der Sperren am Seenplateau gegeben." Felicetti und Angerer sehen dringenden Handlungsbedarf.
"Kahlschlag im Mölltal"
"Das ist ein Desaster mit Ansage", meldet Landesrat Christian Ragger in einer Aussendung. Er erinnere daran, dass er bereits am 11. März des Vorjahres in der Landesregierung eine Protestresolution an den Verbund und den Bund als dessen Eigentürmer eingebracht habe. Darin wurde die Hydro Power AG aufgefordert, ihrer
Verantwortung für die Region, deren Wasserkraftressourcen sie nutzen
dürfe, nachzukommen und von Schließungsplänen Abstand zu nehmen.
"Doch Kaiser, Holub und der damalige VP-Tourismusreferent Waldner
hielten das nicht für nötig. Sie lehnten ein gemeinsames Auftreten
Kärntens für das Mölltal ab."
Die Reißeck-Bahn sei laut Ragger in ihrer Art einmalig und habe über viele Jahre annähernd gleichbleibende Beförderungszahlen von 60.000 Personen während der Sommermonate. Es würden 15 Arbeitsplätze wegfallen "und das im Bezirk Spittal, der landesweit Rekordarbeitslosigkeit beklagt. Der
Region geht eine erhebliche Wertschöpfung verloren. Das ist eine
weitere böse Attacke gegen Oberkärnten, womit sich die Ausdünnung des
ländlichen Raums ungebremst fortsetzt", stellt Ragger fest.
Konzept für 2017 gefragt
Zechner weist die Vorwürfe zurück: "Der Brief der Bürgermeister kam am 12. August, damals stand der Zeitplan und der Beschluss zu den Bauarbeiten noch gar nicht fest. Zum Betrieb im Jahr 2017 wurde den Bürgermeistern auch mitgeteilt, dass sich die Gemeinden mit einem vernünftigen Tourismuskonzept mit allen Partnern und Beteiligten einbringen müssen." Dazu will man sich in den kommenden Monaten nochmals an einen Tisch setzen. Laut Aussendung von Ragger wären 15 Mitarbeiter betroffen, auch hier dementiert Zechner: "Es sind nur acht Kollegen, die allesamt weiterhin im Betrieb arbeiten." Die gesamte Region würde nicht nur vom Mölltalfonds profitieren, sondern auch vom laufenden Betrieb des größten Wasserkraftwerkes Österreichs mit zahlreichen Rahmenverträgen für "zig heimische Gewerbe- und Handwerksbetrieben, bis zu den neuen Arbeitsplätzen im Kraftwerk Reißeck II", so Zechner.
Die WOCHE durfte bei der ersten Inbetriebnahme des Kraftwerkes Reißeck II mit dabei sein. Den Artikel dazu lesen Sie hier.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.