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Tatort Uffing: Nicola Förg widmet sich in „Zornige Söhne“ dem Generationenkonflikt

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Ein Bergpass in Südtirol.
Der Valparola-Pass in den Dolomiten spielt in dem neuen Alpen-Krimi eine Rolle. Vor Ort schaute sich die Autorin in der Provinz Belluno nahe der Grenze zu Südtirol um. © privat

Nicola Förg setzt auf spannende Ermittlung mit unerwarteten Wendungen, einer Prise Humor und Detailwissen. Zudem gelingt es ihr, aktuelle Themen mit aufzunehmen. In ihrem neuen Alpen-Krimi „Zornige Söhne“ geht es um den Konflikt zwischen den Babyboomern und der Generationen Z.

Uffing – Nicola Förg ist dankbar. Dafür, dass ihre Alpen-Krimis seit 15 Jahren erfolgreich laufen. Und dafür, dass sie in dieser Zeit ihre Charaktere, insbesondere die Kommissarinnen – die bodenständige Irmi Mangold und die überschäumende Kathi Reindl – weiterentwickeln konnte. Es sind authentische Figuren, die sie im Landkreis Garmisch-Partenkirchen auf Verbrecherjagd schickt.

Figuren mit Ecken und Kanten, die auch mal mit dem Leben hadern. Irmi ist mittlerweile 65 Jahre alt „und denkt über ihre Pensionierung nach, auch darüber, was sie dann tun wird“, sagt Förg, die es ihrer Hauptfigur nicht gerade leicht macht. „Sie ist ja nicht der Typ, der sein Heil in Reisen oder Yoga Retreats findet, sie kocht ungern und macht keinen Sport. Da ist die Rente ein Stück weit auch bedrohlich, wenn der Job so lange das Leben regiert hat.“

Erschossen auf einer Baustelle in Uffing

Passend dazu widmet sich die Autorin, die mit Pferden und anderen Tieren auf einem Hof in Prem (Landkreis Weilheim-Schongau) lebt, in ihrem neuen Krimi „Zornige Söhne“ dem Generationenkonflikt. In dem steckt auch der junge Mann, der erschossen auf einer Baustelle in Uffing gefunden wird. Es gibt freilich mehrere Möglichkeiten, warum er getötet wurde. Zum einen ist da eine Diebesbande unterwegs, die Holz und andere Baustoffe stiehlt. Außerdem trug er den Kapuzenpulli seiner Mutter, einer Grundschullehrerin, die von Eltern vermeintlicher Überflieger-Kinder per E-Mail oder WhatsApp bedroht wird. „Das ist real“, sagt Förg. Eine Bekannte sei diesem „permanenten Lehrerbashing“ beinahe täglich ausgesetzt. Die dritte Spur, auf die die Ermittlerinnen stoßen, ist der hoch brisante YouTube-Battle zwischen dem Toten und seinem Vater. Die Positionen bei diesem Schlagabtausch über die Babyboomer, die etwa von Mitte der 1950er bis Ende der 1960er Jahre zur Welt gekommen sind, und die Generation Z, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, sind absolut verhärtet.

Eine Frau und ein Mann im Hintergrund.
Recherche am Staffelsee: Nicola Förg nahe Schöffau. © privat

„Die Jungen prangern an, dass die Boomer verschwenderisch nur aufs Materielle gesehen haben und eine reine Hedonisten-Generation waren, die schuld sind, dass Ressourcen mutwillig verschwendet wurden und werden, die sich nun am Bequemen festhalten“, sagt Förg, selber eine Boomerin. Noch gut erinnert sie sich an die Kämpfe, die sie in jungen Jahren ausfechten musste. An die Akademikerschwemme – „wir waren immer zu viele, das prägt einen“. Der Vorwurf an die Nachkommen lautet, „dass sie leicht von einem hohen Ross herunter lamentieren können, die Eltern haben ihnen ja auch eine starke mentale und materielle Basis geschaffen“. Das Thema sei facettenreich – und mörderisch. Dazu kommt, dass der Jahrgang 1964 mit 1,35 Millionen Personen der geburtenstärkste seit 1945 ist. „Die werden heuer alle 60, wenn sie in Rente gehen, ist das kaum mehr finanzierbar.“

Recherche in Südtirol und rund um den Staffelsee

Eine mögliche Lösung hat Frank Weiss, der Vater des Toten, parat, der als F.T.A. White den Roman „Boomer oder etwas Besseres als den Tod findest du überall“ veröffentlicht hat. Ein Bestseller, der hohe Wellen schlägt. Irmi liest dieses Werk, in dem es um die Boomer und assistierten Suizid geht. „Ein denkbares Szenario“ findet Förg, die ihr Buch im Buch sehr mag. Zwei Senioren wollen sich dem Ganzen entziehen, „ihr Lebenswille ist stärker“, und fliehen nach Südtirol.

Dort und selbstredend auch in den Orten rund um den Staffelsee war die Autorin unterwegs, um für ihr aktuelles Buch zu recherchieren. Wieder hat sie es geschafft, ein Thema, das sie beschäftigt, in einen spannenden Kriminalfall zu verpacken. Und erneut ist es ihr gelungen, ihre Leser bis zum Schluss auf die falsche Fährte zu locken. „Wichtig ist, dass die Person, die’s dann war, von Anfang an mitgespielt hat“, verrät Förg. Mit der kommt es am Ende zu einem dramatischen Showdown, nach dem Irmi verkündet, dass sie in Pension geht. „Das heißt aber nicht unbedingt, dass sie das Ermitteln sein lässt, sie ist dann nicht mehr in den Zwängen und Strukturen der Polizei gefangen, man darf also gespannt sein.“

Der neue Alpen-Krimi

„Zornige Söhne“ von Nicola Förg ist ab 29. Februar im Buchhandel erhältlich. Das Buch erscheint im Piper-Verlag (ISBN 978-3-492-06415-6), es umfasst 336 Seiten und kostet 17 Euro. Die Premierenlesung findet am 1. März um 20 Uhr in der Westtorhalle in Riedhausen statt. Dort gibt es auch Karten für zwölf und ermäßigt acht Euro.

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