Mit dem Roman „Tschick“ gelang Wolfgang Herrndorf ein Bestseller. Jetzt starb der unheilbar krebskranke Schriftsteller in Berlin. Er soll sich erschossen haben, sagt seine Kollegin Kathrin Passig.

Der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf ist tot. Der Autor des Bestsellers „Tschick“ starb am Montag mit 48 Jahren in Berlin, wie der Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg mitteilte. Herrndorf litt unter einem unheilbaren Gehirntumor.

Nach den Worten seiner Kollegin und Weggefährtin Kathrin Passig sei er jedoch nicht seinem Krebsleiden erlegen. „Er hat sich gestern in den späten Abendstunden am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen“, schrieb Passig am Dienstagnachmittag im Kurznachrichtendienst Twitter. Sie kündigte zudem bei Twitter einen entsprechenden Eintrag in Herrendorfs Blog an, der zurzeit nicht erreichbar war.

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Der gebürtige Hamburger hatte 2010 mit seiner anrührenden Ausreißer-Geschichte „Tschick“ einen Überraschungserfolg gelandet. Inzwischen hat sich das Buch über eine ungewöhnliche Jungenfreundschaft mehr als eine Million mal verkauft, es wurde in 24 Sprachen übersetzt.

2012 erhielt Herrndorf für seinen vielschichtigen Agententhriller „Sand“ den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse. Schon damals konnte er die Auszeichnung nicht mehr persönlich entgegennehmen. Er litt seit 2010 an einem bösartigen Gehirntumor und musste sich dreimal operieren lassen. Über seinen Kampf gegen die Krankheit gab er in dem Internetblog „Arbeit und Struktur“ Auskunft.

1965 in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Hamburg geboren, hatte Herrndorf in Nürnberg Kunst studiert und zunächst als Illustrator gearbeitet, unter anderem für das Satiremagazin „Titanic“. Schon sein Romandebüt „In Plüschgewittern“ (2002) wurde von der Kritik positiv aufgenommen, 2004 erhielt er für die Kurzgeschichte „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, bis 2010 mit „Tschick“ der große Durchbruch kam.

In den letzten Einträgen in seinem Blog berichtete der Autor berührend, wie immer mehr seine Kräfte schwinden. „Beim Aufstehen am Morgen drei oder vier Meter rückwärts durchs Zimmer getaumelt und mit Kopf und Nacken gegen die Tischkante geknallt“, schrieb er am 15. Juli. „Befund schlecht wie erwartet. Avastin ohne Wirkung, Glioblastom (bösartiger Hirntumor) beiderseits progressiv. Ende der Chemo. OP sinnlos. Ich weiß, was das bedeutet.“