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Österreich Österreich: Bischof übernimmt Verantwortung für Sex-Skandal

14.07.2004, 09:02
Bischof Kurt Krenn (Foto: dpa)
Bischof Kurt Krenn (Foto: dpa) APA FILES

Wien/München/dpa. - Nach dem Sex-Skandal am katholischen Priesterseminarvon St. Pölten in Österreich werden die Forderungen nach einemRücktritt des umstrittenen Bischofs Kurt Krenn immer lauter. DerOmbudsmann der Erzdiözese Wien für Opfer sexuellen Missbrauchs,Helmut Schüller, forderte den 68-Jährigen am Mittwoch öffentlich auf,sein Amt niederzulegen. Erst dann sei eine vollständige Aufklärungder Geschehnisse möglich.

Krenn selbst verbat sich jegliche Einmischung seiner bischöflichenKollegen in den Fall. «Das geht die Bischofskonferenz einen Dreckan», sagt er der Illustrierten «News». Krenn übernahm bei einerFernsehdiskussion am Dienstagabend zwar die Verantwortung für dieEreignisse an seinem Seminar, lehnt einen Rücktritt jedoch weiterkategorisch ab. Er selbst setzte am Mittwoch eine Kommission ein, dieden Skandal aus Sicht der katholischen Kirche untersuchen soll.

Inzwischen hat die Kriminalpolizei nach eigenen Angaben einenSeminaristen überführt, der in dem Priesterseminar Kinderpornos ausdem Internet heruntergeladen hat. Nach Angaben der Illustrierten«News» handelt es sich um einen 33-jährigen polnischen Studenten, derdabei überwiegend auf einschlägige polnische Internetseitenzurückgegriffen habe. Derselbe Mann habe auch die zweideutigen Fotosbei einer Weihnachtsfeier gemacht, bei der unter anderem derinzwischen zurückgetretene Seminarleiter bei einem Zungenkuss miteinem Priesteranwärter abgelichtet wurde.

Bischof Krenn bezeichnete diese Szene im ÖsterreichischenFernsehen ORF am Dienstagabend als «völlig harmlos». Es habe sichlediglich um «einen Weihnachtskuss» am Ende einer etwas feucht-fröhlichen Weihnachtsfeier gehandelt. Krenn warf der Presse erneutvor, nicht wahrheitsgetreu über den Fall zu berichten.

Bei Durchsuchungen der Räume des Seminars hatte dieKriminalpolizei in den vergangenen Monaten auf Computern Tausendepornografischer Fotos, darunter auch Kinderpornografie, entdeckt. Diebeiden deutschen Seminarleiter sind bereits zurückgetreten.

Ein Sprecher des Vorsitzenden der österreichischenBischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, sagte dem «MünchnerMerkur» (Mittwochausgabe), es bestehe «größter Handlungsbedarf». Aufdie Frage, ob Krenn zurücktreten werde, sagte Sprecher ErichLeitenberger: «Ich kann Ihnen versichern, dass (der Vatikan in) Romdie Vorgänge um das Priesterseminar in St. Pölten sehr aufmerksamverfolgt. Man rechnet damit, dass demnächst etwas passieren wird.»