Kino

Dritte Dimension für "Die drei Musketiere" Alle für Milla, Milla für sich

Alter Stoff, neue Technik.

Alter Stoff, neue Technik.

(Foto: Constanin Film Verleih)

Der klassischste aller Mantel- und Degen-Filme erfährt eine Wiederauferstehung in 3D. Die Verfilmung von "Die 3 Musketiere" kann jedoch trotz opulenter Ausstattung und großer Namen wie Orlando Bloom, Mads Mikkelsen und Milla Jovovich nicht halten, was sie verspricht.

3D, Milla Jovovich, Paul Anderson - wer das hört, denkt vielleicht: Moderne Technik, ein spacig aussehendes Supermodel und ein Science-Fiction-Regisseur - das zusammen könnte doch ein Actionabenteuer, angesiedelt irgendwo in der Zukunft, aber mindestens im Jahr 3000, ergeben. Aber weit gefehlt. Für sein aktuelles Projekt hat sich der "Resident Evil"-Regisseur einen klassischen Stoff ausgesucht: Alexandre Dumas' Abenteuer-Roman "Die drei Musketiere" von 1843.

Stakst ungelenk durch die Ausstattung: Milla Jovovich.

Stakst ungelenk durch die Ausstattung: Milla Jovovich.

(Foto: Constantin Film Verleih)

Nach "Alice im Wunderland" wurde nun ein zweiter klassischer Stoff mit moderner Technik verfilmt. Doch während Tim Burtons Version eher mit einer Fantasy-Optik versehen war, sind die Musketiere, wie es sich gehört, in Burgen, Schlössern und Gärten beheimatet. Altmodische Kulisse und 3-D? Das geht erstaunlich gut zusammen. Doch da das Auge sich schnell an die visuellen Effekte gewöhnt hat, ist nach 20 Minuten die Luft raus. Denn alles andere kommt in diesem Werk leider zu kurz.

Auch Musketiere sind Menschen. Und die zweifeln gelegentlich an dem, was sie tun, wenn sie einen Rückschlag erleiden. Kämpfen, Frankreich dienen, das alles kommt Athos, Porthos und Aramis zu Beginn des Films reichlich sinnlos vor. Nach einer missglückten Aktion verlieren die drei ihren Mut und verbringen ihre Zeit mit Trinken und gelegentlichen Duellen. "Es gibt keine großen Herausforderungen mehr für uns", erklärt Anführer Athos ihre Situation. Männer, die sich aus Langeweile schlagen, weil es für sie keine Aufgabe mehr gibt. Fight Club 1625. Erst der abenteuerhungrige Jungspund D'Artagnan vom Lande kann die ehemaligen Helden aus ihrer Lethargie reißen, indem er sie erstmal in Lebensgefahr und dann auf eine neue Mission bringt.

Viel Gerede, wenig Kämpfe

Paul Anderson beschreibt den Übergang zur 3-D-Technik ähnlich epochal wie die Erfindung des Tonfilms. "Ich gehe davon aus, dass künftig alle großen Abenteuerfilme in 3D gedreht werden", meint Robert Kulzer von Arri. Gerade die Schlösser und Burgen seien für die neuen Kameras ideal. Gedreht wurde fast ausschließlich in Deutschland. Burghausen, die Würzburger Residenz und Bamberg verkaufen sich gut als Paris und die Gascogne, in denen der Film unter anderem spielt. Ein großer Teil der Studioaufnahmen wurde in Babelsberg gemacht.

Logan Lerman alias D'Artagnan hat die Haare schön.

Logan Lerman alias D'Artagnan hat die Haare schön.

(Foto: Constantin Filmverleih)

Die Actionszenen sind gut choreographiert und eindrucksvoll in 3-D umgesetzt, aber leider zu selten. Nicht, dass es zu wenige Tote geben würde. Aber die meiste Zeit des Films wird geredet, geplant, intrigiert und erklärt, warum wer wann wen tot sehen will. Nach den umständlichen Meetings, die den Zuschauer eher verwirren als aufklären, weil er nicht mehr weiß, für oder gegen wen Doppelt- und Dreifach-Agentin Lady de Winter, verkörpert von Milla Jovovich, jetzt eigentlich ist, läuft alles auf die Jagd nach ein paar Diamanten heraus. All der Aufwand, all die Kämpfe und Toten für ein paar Diamanten? Die Drehbuchautoren seien hier entschuldigt. Löblicherweise haben sie das Original nicht nur gelesen, sondern auch versucht, ihm gerecht zu werden, was mit fliegenden Schiffen und automatischen Abseilvorrichtungen trotzdem nicht ganz gelungen ist.

Lichtblick Christoph Waltz

Abgesehen von der restlos überforderten Milla Jovovich kann man den Schauspielern nichts anderes vorwerfen, als dass sie ihre Arbeit solide erledigen. Matthew Macfayden, der in "Stolz und Vorurteil" eine perfekte Version des Mr. Darcy ablieferte, macht seine Sache als gebrochener, kluger und trauriger Anführer der drei Helden gut. Auch an Ray Stevenson, der einen brachialen Porthos abgibt, und Luke Evans als Aramis mit religiösem Touch ist nichts auszusetzen - wenn sie denn mal zu Wort kommen würden. Denn die Show stiehlt ihnen Jungstar Logan Lerman, der mit seinen künstlichen Locken, die er sich in einer zehnstündigen Sitzung hat anflechten lassen, dem offenen Hemd und der fürs 17. Jahrhundert erstaunlich modernen Lederkluft an eine Mini-Version von Jim Morrison erinnert. Orlando Bloom kann nach Fluch der Karabik anscheinend gar nicht mehr anders, als in aufwendigen Rüschenkostümen auf Schiffen umherzuspringen. Er gibt einen der zahlreichen Feinde der Musketiere in der Geschichte.

"Die drei Musketiere" läuft ab 1. September 2011 im Kino.

"Die drei Musketiere" läuft ab 1. September 2011 im Kino.

(Foto: Constantin Film Verleih GmbH)

Wieso der sonst in Dogma-Filmen beheimatete Mads Mikkelsen hier wie schon in Casino Royale einen Bösewicht gibt, der was mit dem Auge hat, bleibt unverständlich. Vielleicht wollte er auch mal mit dem Degen auf dem Dach einer berühmten Kirche herumfuchteln. Milla Jovovich stakst deplaziert in sekündlich wechselnden und auseinanderfallenden Kostümen umher und sollte sich lieber ans Modeln als ans Schauspielern halten. Großer Lichtblick des Films ist, wie zu erwarten, Christoph Waltz. Man gebe ihm ein rotes, Papst-ähnliches Gewand, eine kleine Brille und ein paar Sätze zum Sagen, fertig ist die geniale Vorstellung. Mit minimalistischer Mimik bringt er als intriganter Kirchenmann viel Komik in diese sonst eher unlustige Verfilmung. Zwar mangelt es nicht an coolen Sprüchen, doch die Pointen zünden nicht.

Was ein optisches Meisterwerk - irgendwo angesiedelt zwischen "Robin Hood" und "Kill Bill" - hätte werden können, ist leider nur einer der vielen Kostümfilme mit lahmer Handlung und schlechten Sprüchen. Das  Filmteam hat die Möglichkeiten einer revolutionären Technik und der Geschichte nicht ausgereizt. Schade.

Quelle: ntv.de

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