Michael Niavarani: Geburtswehen eines Buchvaters
Mit dem Kinofilm „Salami Aleikum“, der am 1. Jänner anläuft, eröffnet Michael Niavarani sozusagen das neue Jahr. Heute gastiert er als Kabarettist in Leonding in der (ausverkauften) Kürnberghalle mit seinem Programm „Alles, was ich schon immer machen wollte, und das an einem Abend“.
Tickets für den letzten der drei Abende gibt es nur noch mit viel Glück, denn sie sind total ausverkauft.
Zum Inhalt des Programms sagt Niavarani: „Ich präsentiere Kostproben aus ‚Tante Jolesch’, erzähle ein paar blöde Geschichten, singe Lieder von Georg Kreisler und spiel’ eine Jerry-Lewis-Nummer. Mit dem habe ich einmal anlässlich einer Rainhard-Fendrich-Show geplaudert. Das war 1994, ich war gerade Simpl-Chef geworden, jemand hatte ihn offensichtlich darüber informiert, denn er fragte: ‚So you are the guy from the Jewish Delicatesse?’”
Seit 18. November ist auch Niavaranis erstes Buch auf dem Markt. Titel: „Vater Morgana“.
Das hat sich so ergeben: „Der Amalthea-Verlag fragte, ob ich nicht einmal Lust hätte. Ich antwortete: ‚Gut, ich probier’s’. Was herauskam, war eine große persische Familiengeschichte. Halb erfunden, halb wahr. Die Figur des Vaters ähnelt meinem wirklichen Vater, auch im Schuss Militarismus, obwohl er untauglich war. Ansatzpunkt des Romans ist der Tod des Vaters, und dann treten viele Familienmitglieder auf. Was passiert, ist der reine Wahnsinn. Das kommt davon, dass die über die ganze Welt verstreut sind. Das heißt, dass man in allen möglichen Ländern anrufen muss. So traurig der Anlass ist: Allein dadurch, dass die in so verschiedenen Kulturkreisen leben, passieren viele witzige Dinge. Perser nehmen auch oft die Kultur des jeweiligen Landes an. Das bedeutet: Die in den USA leben, sind zu wirklichen Amerikanern geworden, und auf einmal erleben wir eine Art Kulturkampf zwischen den USA und Europa.“
Ein Jahr für „Vater Morgana“
Die Arbeit am Buch bezeichnet er als nicht unbedingt einfach: „Es herrscht vielleicht die romantische Vorstellung, dass ein Romancier mit Rollkragenpullover und Pfeife dasitzt, sich zum Fenster rauslehnt und beschließt: ‚So, jetzt fange ich zu schreiben an!’ Das ähnelt den romantischen Vorstellungen vom Kabarett. Doch dann stellt sich heraus, dass die schönsten Dinge des Lebens mit sehr viel Arbeit verbunden sind. Die hässlichen hingegen laufen wie von selbst.“
Ein Jahr hat er für „Vater Morgana“ gebraucht: „Und jetzt kommt’s mir irgendwie wie ein Mirakel vor. Das Ganze bleibt nun immer meine Geschichte, ist nicht einfach ein Buch. Ich kann es nicht von außen sehen, weil ich es von innen kenne. Irgendwie ist es wie ein Kind. Zu Hause kann ich nicht daran vorbeigehen, ohne zu blättern und danach den Kopf zu schütteln. Aus Verwunderung darüber, dass das wirklich ein Buch geworden ist.“
Apropos Kind: Mit seiner Tochter Hannah, elf Jahre jung, erlebt er jetzt die Vorstufen der Pubertät. „Und wenn du noch einmal sagst“, hat sie ihn jüngst gerügt, „dass ich nicht fernsehen darf – dann reicht’s mir aber wirklich…“
Michael Niavarani über nächste Kabarettpläne: „Ab Februar gibt es ein neues Programm. Viktor Gernot und ich werden es im Zelt beim Wiener Gasometer spielen.“