Frisst der Bienenfresser ein geplantes Melker Betriebsgebiet?

Erstellt am 27. Oktober 2023 | 06:01
Lesezeit: 3 Min
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Der Bienenfresser soll am künftigen Betriebsgebiet zwischen Schrattenbruck und der FIrma Gradwohl beheimatet sein.
Foto: Shutterstock
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Seltene Vogelart auf Flächen des künftigen Betriebsgebietes zwischen Schrattenbruck und der Firma Gradwohl könnte Projekt der Stadtgemeinde Melk zumindest verzögern. Prüfung steht aber noch aus.

Verhindert die seltene Vogelart des Bienenfressers das geplante neue Betriebsgebiet zwischen Schrattenbruck und der Firma Gradwohl direkt neben der Westautobahn?

Darauf aufmerksam gemacht wurden die Melker Grünen von lokalen Vogelkennern. „Wir haben damals gegen das Projekt gestimmt, weil wir klar gegen diese großflächige Bodenversiegelung sind. Mittlerweile ist mir von lokalen Vogelkennern auch bekannt, dass am vorgesehenen Standort Bienenfresser angesiedelt sind“, erklärt Grünen-Klubsprecher Gabriel Kammerer. Er fordert, da die Vögel erst seit einigen Jahren vermehrt in Niederösterreich wieder angesiedelt sind, vor Bautätigkeit auf jeden Fall die Prüfung der Verträglichkeit mit dem Natur- und Artenschutz. „Meines Wissens ist der Vogel zumindest rezent noch auf der roten Liste in Niederösterreich“, sagt Kammerer.

Die NÖN konfrontierte Lanius, Forschungsgemeinschaft für regionalen Naturschutz , mit der Angelegenheit. Dort betont Klaus Teichmann, dass der Bienenfresser sich in den vergangenen Jahren vermehrt von Ostösterreich in Richtung Westen ausbreite und in Niederösterreich derzeit keine gefährdete Art mehr ist. Dennoch stellen seine Brutplätze eine Besonderheit dar, die wegen der speziellen Ansprüche dieser Vögel vor Störungen geschützt werden sollten. „Ob das geplante Betriebsgebiet eine direkte Störung darstellen wird, können wir anhand des aktuellen Informationsstandes nicht beurteilen. Auch eine indirekte Beeinträchtigung wäre denkbar, indem nahe gelegene Flächen verloren gehen, die dem Bienenfresser zur Nahrungssuche dienen“, betont Teichmann.

Bei Bau: Verschlechterung für Vogelart minimieren

Er warnt davor, dass eine großflächige Versiegelung durch ein geplantes Betriebsgebiet eine massive Verschlechterung für das Bodenleben bedeutet und die Fläche für Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung verloren gehe. „Falls das Betriebsgebiet gebaut wird, wäre darauf zu achten, dass die Verschlechterung für Bienenfresser und Wildbiene minimiert wird, etwa dadurch, dass die Beschattung von offenen Hängen vermieden wird“, appelliert Teichmann, der auch empfiehlt, eine nahe Fläche als Blumenwiese zu widmen.

Bei der Bezirkshauptmannschaft Melk, die im Falle der Erschließung die Abwicklung des Verfahrens durchführen müsste, betont der Zuständige, dass aktuell von der Stadtgemeinde Melk erst die Erstellung eines Stadtentwicklungskonzeptes geprüft wird. Sofern dieses Stadtentwicklungskonzept verwirklicht wird und in weiterer Folge Einreichprojekte bei der Bezirkshauptmannschaft Melk einlangen, werden diese entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen geprüft und auch die zur Wahrung des Naturschutzes notwendigen Maßnahmen festgelegt werden.

Ähnlich argumentiert auch die Stadtgemeinde Melk. Derzeit befinde man sich in der Auflagenphase des möglichen Stadterneuerungskonzeptes. „Damit das Konzept einen rechtlichen Status erlangt, gibt es seitens des Landes Niederösterreich durch mehrere Sachverständige, wie z. B. für den Naturschutz, eine Prüfung der angedachten Flächen, die eventuell zur Entwicklung kommen können. Sollte tatsächlich festgestellt werden, dass es den Lebensraum des Bienenfressers betrifft, wird die Angelegenheit durch die Sachverständigen geklärt“, meint der zuständige ÖVP-Stadtrat Peter Rath.

Neben den Grünen zeigt sich auch die FPÖ und Gemeinderat Rudolf Kuntner nicht als Freund des Projektes: „Es ist ein Wahnsinn, den betroffenen Bürgern diese geplante Betriebserweiterung einfach hinzuwerfen. Ich bin neugierig, wie diese reagieren. Über die zusätzlichen Schulden und die Mehrbelastung der Umwelt hat sich noch keiner Gedanken gemacht“, fordert Kuntner die Stadt-Verantwortlichen auf, die Umwidmung nochmals zu überdenken.