Nonseum: Wo der Unsinn zuhause ist

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Ein ausrollbarer Zebrastreifen, ein Regenschirm für Pessimisten oder Luftschlossgrabungen als Exponate einer Ausstellung? In Herrnbaumgarten gibt es das wohl ungewöhnlichste Museum in ganz Österreichs. In diesem kleinen Ort stellt der Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen epochal unbrauchbare Erfindungen aus. Der Leiter des Museums selbst, Fritz Gall, bezeichnet das Nonseum als Sammelsurium an Sinnlosigkeiten. Diese sind jedoch sorgsam losgelöst vom Nützlichkeitsdenken des Alltags und genau das ist Sinn des Museums! 

Nonseum – die wohlverdiente Verschnaufpause vom Alltag

Wer jedoch definiert eigentlich, was eine Nonsens-Erfindung ist und ab wann diese unsinnige Erfindung dann auch gut ist? In Herrnbaumgarten ist dafür größtenteils Fritz Gall zuständig. Laut ihm kommt es auf die Idee und die Ausführung gleichermaßen an. Es muss also entweder perfekt aussehen oder das komplette Gegenteil, also “vernudelt” sein. Die Erfindungen sind letztendlich Prototypen, die eigentlich nicht brauchbar sind, im täglichen Leben jedoch trotzdem ein “missing link” sein können, wo man denkt: “Oh, das hätte ich fast brauchen können!”

Wieso ist es jedoch sinnvoll, vermeintliche Sinnlosigkeiten zu sammeln und sogar auszustellen? Fritz Gall macht es persönlich sehr viel Spaß, genau diese Dinge zu sammeln. Die Welt ist unheimlich rational und ökonomisch geworden, wo lediglich Erfolg zählt und kaum Luft für Unsinn bleibt. Bei diesem Stress braucht es eben jene Erfindungen, die einen zum Lächeln bringen. Das Nonseum bietet mit seinen unsinnigen Kreationen genau diese dringend nötige Verschnaufpause vom Alltag. 

Mit den Exponaten wird der Menschheit selbst, ein Spiegel vorgehalten und unsere Zeit auf mehr oder minder geistreiche Art verspottet. Insbesondere für Probleme, wie dem Konsumwahn oder dem Klimawandel, wird versucht ein Ausweg zu finden. Laut Fritz Gall funktioniert das im Nonseum zwar weder beim ersten Versuch so wirklich, noch beim zweiten, aber es macht den Kopf frei und bricht aus der Rationalität aus, welcher wir sonst unterworfen sind.

Die Gründung des Nonseums in Herrnbaumgarten

Aber wie kam es dazu, dass Herrnbaumgarten generell von epochal unbrauchbaren Erfindungen nur so strotzt? Die fünf Gründungsväter Fritz Gall, Stefan Slupetzky, David Staretz, Peter Zott und Friedl Umschaid hatten bei ein paar Gläsern Wein die Kellnerin im Gasthaus dabei beobachtet, wie sie eine Tischdecke zur Wiederverwendung einfach auf links gedreht hat. Dabei kamen sie auf die Idee ein quaderförmiges Tischtuch zu entwickeln, dass sogar gleich sechsmal wieder verwendet werden kann.

Durch diesen Einfall wurde 1984 die erste österreichische Nonsens-Erfinder-Messe durchgeführt. Anstatt der erwarteten 37 Besuchern, waren allerdings 5000 Gäste im Winzerhof von Friedl Umschaid aufgetaucht. Die fünf Gründer waren komplett überrumpelt und erhielten, trotz damals nur wenigen ausgestellten Erfindungen, durch Fernseh-Teams und zahlreiche Medienberichte viel Aufmerksamkeit. Klassiker, wie beispielsweise der ausrollbare Zebrastreifen, waren damals schon dabei und nach dieser Resonanz haben sich die Gründer dazu entschieden, das Ganze weiterzuführen und 1991 den Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen, kurz den VVG zu gründen.

1994 wurde dann, aus den über die Jahre gesammelten Exponaten, die noch auf dem Dachboden zu verstauben drohten, das Nonseum gegründet. Mit einer stetigen Erfolgsgeschichte seit der Gründung ist es im Gegensatz zu Kunstmuseen, die es doch zahlreich gibt auf der Welt, einmalig und einzigartig. 

Das ursprüngliche Museumsgebäude wurde im Laufe der Zeit auch mehrmals umgebaut und stark erweitert. Irgendwann waren die Ausstellungsstücke fast stockbettartig übereinander gestapelt und so wurde ein Durchbruch in den Nachbargarten geschaffen. 2013 gab es jedoch die größte Veränderung, in Form eines großen Zubaus, wo sich heute die meisten Exponate befinden und der die Museumsfläche auf einen Innenraum von 700 Quadratmetern vergrößert hat. Zusätzlich gibt es aber auch noch einen Museumsgarten, der mit der ein oder anderen interessanten Erfindung lockt.

Das Nonseum – Eigentlicher Erfinder der Fake-News?

Neben unzähligen Nonsens-Erfindungen ist das Nonseum in Herrnbaumgarten jedoch auch in der Forschung tätig. So wurde bei Umbauarbeiten im Weinkeller von Friedl Umschaid ein Skelett eines Doppelkopf-Adlers gefunden, was den Ort natürlich historisch wahnsinnig bedeutend macht, gerade für die k. u. k. Monarchie! Das ganze zog auch direkt Fernseh-Teams an, und es wurde ein Filmbeitrag gedreht, der heute noch im Kino des Museums gezeigt wird. Schon allein deshalb lohnt sich also die Fahrt nach Herrnbaumgarten.

Neben dem Doppelkopf-Adler kann im Nonseum auch die einzigartige Sammlung von Knopflöchern historischer Kleidungsstücke bestaunt werden. Unter anderem ist das Knopfloch des Waffenrocks von Napoleons zu sehen. Konkret handelt es sich um das dritte Knopfloch von oben und diesen besonderen Waffenrock trug er nachweislich bei der historischen Schlacht von Jena und Auerstedt!

Schon allein die Beschriftungen der Exponate des Nonseums sind eigene Wortspiele, die der Ausstellung nochmal eine Besonderheit obendrauf legt. Aber wie wird man eigentlich zum Nonsens-Erfinder oder zur Nonsens-Erfinderin? Fritz Gall sagt, dass man da zunächst im eigenen Alltag schon Hinweise auf Ideen findet und nach Situationen ausschau halten kann, wo eine Erfindung das Leben vielleicht ergänzt. Man muss sich jedoch frei machen von den Zwängen des alltäglichen Kreislaufs und so hat die Erfindung dann eben einen mehr oder weniger sinnigen Zweck.

Sonderausstellung im Nonseum: die uninteressanteste Ausstellung der Welt

Welche Namen Sonderausstellungen im Nonseum haben, das liegt dann eigentlich auf der Hand! Bei der uninteressantesten Ausstellung der Welt handelte es sich um eine Persiflage über den Kunstmarkt, wobei sich gefragt werden musste, ob manche der Exponate besser nie erschaffen worden wären. Warum der Unterschied zwischen Aktionspreis und Normalpreis der uninteressantesten Ausstellung der Welt, so manchem Besucher übel mitgespielt hat, könnt ihr im No Kangaroos – Der Österreich Podcast nachhören!

Aber auch der Einzelsockenwandertag ist etwas ganz Besonderes in Herrnbaumgarten. Über einen 6 km langen Wanderweg wird hier auf Wäscheleinen das Kleiderstück geehrt, dass wir wohl am meisten mit Füßen treten. Und ein besonderes Ausstellungsstück hat es im Museum auch schon zur Serienreife geschafft. Der Nasenbohrer, der aufgrund des von Fritz Gall vermuteten Nasenbohren-Traumas, das jeder mit sich trägt, erfunden wurde, gibt es bereits mit und ohne Kurbel sowie auch schon mit zwei Fingern!

Laut Fritz Gall muss sich generell mehr in der Kunst des Scheiterns geübt werden. Scheitern muss wieder salonfähig und erlaubt werden und das wird im Nonseum gelebt. Gegen alle Regeln der Gesellschaft, die Scheitern mit Misserfolg gleichsetzt, gibt es im Nonseum viel zu entdecken. Mindestens zwei Stunden sollten für einen Besuch im Nonseum mitgebracht werden. Es warten schließlich nicht nur bahnbrechende Erfindungen, die es zu bestaunen gilt, sondern auch zwei Filme im hauseigenen Kino, sowie die Familienspiel-Ecke und die Vinothek. 

Aber was es mit den Nebelbildern des Weinviertels auf sich hat, warum in Herrnbaumgarten die Weinbergschnecken Nummern haben und noch das ein oder andere Schmankerl, könnt ihr euch in der Nonseum Folge des No Kangaroos – Der Österreich Podcast anhören!

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Informationen zur Episode

Nonseum
Poysbrunner Str. 9
2171 Herrnbaumgarten