1989 begann Renate Peters mit der Zucht von Norwegischen Waldkatzen. Als die ersten Fellnasen bei ihr einzogen, war ihr Sohn Christian gerade erst zwölf Jahre alt. Heute führt er die Zucht in zweiter Generation fort. Dabei kann er bereits einige Erfolge verzeichnen. Im Interview spricht er darüber, wie die Zucht abläuft, warum die Katzen Nachnamen haben und wie sich das Klima unter Züchtern verändert hat.

Herr Peters, ihre Katzen tragen royal-anmutende Namen: Mona Lisa fra Rhinen, White Queen av Moltemyr oder Tinka av Tromsø. Wie entstehen diese Namen?

Christian PetersDer Nachname ist der Name der Zucht, in der die Katze geboren wurde. Man nennt diese Bezeichnung Zwinger- oder Catterynamen, der sowohl vor dem Namen der Katze stehen kann oder so wie bei mir nach dem Namen der Katze steht. Somit haben alle Tiere, die bei mir geboren wurde, den Zuchtnamen „av Tromsø“, was „aus Tromsø“ bedeutet. Der Vorname ist der Rufname der Katze. Bei mir beginnen alle Kitten eines Wurfes mit demselben Buchstaben, das ist ein gängiges Prinzip unter Züchtern, obwohl man heute auch oft Themenwürfe macht, zum Beispiel einen Harry Potter-Wurf mit Hermine, Ron und Harry.

Die jüngsten Kitten befinden sich gerade im Auszug. Wie ist es für Sie, wenn Sie sich verabschieden müssen?

PetersAls Kind gab es da oft noch Tränen bei meiner Schwester und mir, wenn das Lieblingskätzchen auszog. Aber man gewöhnt sich daran. Ich weiß auch, dass sie es in ihrem neuen Zuhause gut haben. Ich bleibe in Kontakt mit den Besitzern und achte darauf, dass die Katzen im neuen Zuhause nicht allein sind. Und wenn jemand bereit ist, eine Rassekatze zum entsprechenden Preis zu erwerben, dann werden es die Kleinen vermutlich nicht schlecht bei ihm oder ihr haben. Immerhin reden wir hier von etwa 1000 Euro für ein Kitten.

Ein stolzer Preis. Wie ist dieser gerechtfertigt?

PetersManche glauben, dass sie einfach eine Katze und einen Kater zusammensetzen und eine Zucht beginnen können. Es gehört jedoch einiges mehr dazu. Man kann nicht einfach alle Tiere miteinander verpaaren. Ich muss gut auf Verwandtschaftsverhältnisse achten, da die Zucht mit nur wenigen Paaren der vom Aussterben bedrohten Rasse in den 70er-Jahren begonnen hatte, damals war der Genpool noch sehr klein. Zudem sollte man darauf achten, den typischen Look der Katze zu erhalten und entsprechend passend Kater und Katze auswählen. Hinzukommen natürlich die laufenden Kosten, die Kosten für tierärztliche Untersuchungen, Impfungen und viele weitere Dinge, die für die Kleinen notwendig sind.

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Und welche Arbeiten fallen für Sie bei der Zucht an?

PetersDas kann von Tag zu Tag unterschiedlich sein. Aktuell habe ich drei Kater und vier Katzen. Es gibt natürlich die täglichen Aufgaben: Füttern, Katzenklos reinigen und Schmuse-Einheiten – wobei ich letzteres nicht als Arbeit ansehe. Das läuft abends auf dem Sofa so mit. Einmal pro Jahr müssen alle Katzen zum Tierarzt. Bevor ich eine Katze decken lasse, gibt es zudem vorgeschriebene Untersuchungen und Tests. Manchmal, das ist gerade der Fall, muss man Tiere auch vorübergehend trennen, beispielsweise, wenn sie Kitten bekommen oder sich Katzen mal nicht so gut verstehen, man braucht also Platz. Wenn eine Katze kurz vor der Geburt steht, schlafe ich bei ihr und warte manchmal auch einige Nächte auf die Geburt. Gelegentlich müssen wir auch mal bei Babys zufüttern, weil der Wurf zu groß ist oder die Mutter nicht so viel Milch bekommen hat.

Sie gehen auch auf Ausstellungen...

PetersPro Jahr finden mehrere Ausstellungen statt. Ende Oktober geht es für uns zur World-Cat-Show im französischen Straßburg. Dort werden 1500 Katzen unterschiedlicher Rassen sein. Um teilzunehmen, musste man sich qualifizieren. Bei der Ausstellung werden die Samtpfoten tierärztlich kontrolliert und ein Katzenrichter bewertet das Aussehen. Bei den Norwegern ist dabei die Kopfform ein wichtiges Merkmal. Diese sollte einem gleichseitigen Dreieck entsprechen. Zudem werden Körperbau, Fell, Schwanz, Augen und Nase bewertet.

Ihre Katzen sind also hoch-prämiert?

PetersDas kann man so sagen. Leider spielt dann auch schnell Neid eine Rolle. Früher herrschte unter den Züchtern ein sehr freundschaftliches und solidarisches Verhältnis. Heute braucht man wirklich ein dickes Fell. Über mich wurden zum Beispiel schon Gerüchte verbreitet, dass die Katzen im Keller in Käfigen leben. Das ist besonders witzig, da wir nicht einmal einen Keller haben. Ich begegne dem dann einfach mit Ironie und Humor: „Natürlich leben die bei uns im Keller, man sieht doch, wie ungepflegt und ängstlich sie sind.“

Sabrina Holthaus
Sabrina Holthaus Volontärin, 1. Ausbildungsjahr