Ihr Aussehen ist unverwechselbar: Mit ihrem hellen Fell, dem Aalstrich und der zweifarbigen Mähne heben sich die Norwegischen Fjordpferde deutlich von anderen Pferderassen ab. pferde.de präsentiert 7 spannende Fakten zu den die „Wikinger-Falben“.
Ihr Name ist eigentlich eine Täuschung. Denn auch wenn sie Fjordpferde genannt werden – in den meisten Fällen sind es Ponys. Nur die ganz Großen ihrer Rasse rutschen mit 1,50 Metern um zwei Zentimeter aus dem Pony-Stockmaß.
Doch egal ob Pferd oder Pony: Die norwegischen Fjordpferde sind auf jeden Fall etwas ganz Besonders. Äußerlich erinnern sie an das wilde Przewalski-Pferd, innerlich sind sie oft sehr ruhig und ausgeglichen. Und erobern mit ihrer sanften Art immer mehr Herzen.
Wenn Du Dich auch für die Fjordpferde begeisterst, haben wir hier ein etwas anderes Rasseporträt für Dich:
1. Fjordpferde – oder nicht?
Kaum eine Rasse hat so viele Namen wie das Fjordpferd. In ihrer Heimat sind sie als Vestlandhest oder Fjordhest bekannt. Bei uns ist die korrekte Bezeichnung „Norwegisches Fjordpferd“. Doch so lang mögen es die meisten nicht, daher werden sie als Norweger oder Fjordpferde bezeichnet. Wer es noch kürzer mag, spricht einfach von Fjording, Fjordi – oder ganz kurz einfach Fjord.
2. Wikinger unter den Ponys
Ihr Name verrät es: Die Norwegischen Fjordpferde stammen aus Norwegen. Genauer kommen sie aus dem Westen des Landes, dem Vestland. Die Landschaft dort ist geprägt von schroffen Bergen und den typischen Fjorden. In dieser Gegend lebten die Wikinger, die von hier zu ihren Raubzügen aufbrachen. Von diesen brachten sie aus England und Irland die keltischen Pferde mit, die sie mit ihren eigenen Pferden einkreuzten. Daraus entstanden die Vorfahren des heutigen Fjordpferdes.
Als die Wikinger sesshaft wurden, nutzten sie die Pferde vor allem im Ackerbau und zum Transport ihrer Waren über die Berge. Entsprechend züchteten sie Pferde, die besonders trittsicher waren – und gleichzeitig schwere Lasten tragen und ziehen konnten. So entstand immer deutlicher ein genügsames Gebirgsarbeitspferd.
Und auch wenn sie eine der ältesten Pferderassen der Welt sind und ihre Blutlinien mehr als 4.000 Jahre zurückreichen: Eine richtige Zucht gab es dabei lange nicht. Bis ins 19. Jahrhundert war es eher die natürliche Selektion, die über die Rasse entschied. Das änderte sich um 1820: Damals wurden die Fjordpferde als eigene Rasse erfasst. Und relativ schnell stand fest: Die bis dahin knapp 1,30 Meter großen Pferde sollten größer und noch kräftiger werden.
So wurden zum Beispiel eine weitere Norwegische Rasse mit eingekreuzt, das Dölepferd. Doch das Ergebnis überzeugte nicht wirklich. Denn den Preis für die Einkreuzungen zahlte meist der Charakter der Pferde, sie waren nicht mehr so ruhig und lernwillig. Das Ergebnis: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Pferde anderer Herkunft von der Zucht ausgeschlossen. Seitdem dürfen nur noch reinrassige Fjordpferde für die Zucht verwendet werden.
Als Urvater der Reinzucht gilt der Hengst Njål, der 17 Jahre lang für Nachkommen sorgte. Alle reinrassigen Fjordpferde gehen auf ihn zurück – was auch erklärt, warum die Rasse so ein einheitliches Erscheinungsbild hat.
3. Fjordpferde – in Deutschland erst im Zoo
Das bedeutendste Nachzuchtland wurde in den 30er Jahren Dänemark, wo die Pferderasse auf den leichten Böden der jütländischen Geest als landwirtschaftliches Arbeitspferd eingesetzt wurde.
In Deutschland wurden Norwegische Fjordpferde zum ersten Mal 1883 präsentiert – auf einer Landwirtschaftsausstellung. Dort wurden sie als wirtschaftliche Alternative zu den schweren Kaltblütern angepriesen. Motto: Sie leisten mehr, futtern aber weniger. Doch die Fjordpferde konnten sich damals noch nicht durchsetzen. Dafür wurden sie zum Beispiel in den Tierparks Hellabrunn bei München und Duisburg gehalten.
1940 kamen dann doch wieder Norweger nach Deutschland: 18 Fjordpferde wurden damals importiert. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte dann eine Importwelle ein, denn die Pferde wurden gerade für kleinere Betriebe und in Siedlungen gebraucht. So kamen die Fjordpferde zum Beispiel nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Südhessen. Die anderen Bundesländer wählten stattdessen den Haflinger.
Übrigens: Auch heute noch gibt es bei uns Fjordpferde im Zoo, zum Beispiel in Essen, Suhl und im Tiergarten Staßfurt.
Obwohl es Fjordpferde mittlerweile in vielen Ländern gibt, überwacht Norwegen noch immer die Erhaltungszucht. Und: Mittlerweile gibt es nur noch 5.500 Fjordpferde in Norwegen. Es kämen einfach zu wenig Fohlen pro Jahr auf die Welt, so „Visit Norway“.
4. Fjordpferde: Eine Farbe, viele Nuancen
Wer es lieber braun, schwarz oder weiß mag, wird bei Fjordpferden nicht fündig. Sie gibt es nur als Falben. Wer jetzt denkt, das ist doch langweilig – ganz so eintönig ist das Fell dann doch nicht. Schließlich gibt es in der Zucht fünf akzeptierte Falbvariationen:
- Braunfalben (brunblakk)
- Graufalben (grå)
- Rotfalben (rødblakk)
- Gelbfalben (gulblakk)
- Weißfalben (ulsblakk)
Und noch etwas zeichnet die Fjordpferde aus: Mit ihrem Aalstrich erinnern sie an Wildpferde. Bei einigen gibt es auch die für Wildpferde typischen dunklen Zebrastreifen an den Beinen. Übrigens: Weiße Abzeichen sind bei Hengsten verboten, bei Stuten kann ein kleiner, weißer Stern toleriert werden.
5. Mähne – hängend oder stehend?
Wenn die Natur entscheidet, dann haben Fjordpferde eine Hängemähne. Doch das sieht man eher selten. Meist wird die Mähne zur Stehmähne geschnitten – das wirkt sportlicher. Und ist übrigens nicht neu: Schon bei den Wikingern war der „Kurzhaarschnitt“ bei den Pferden angesagt. So zeigen alte Runensteine die Pferde mit der typischen Stehmähne.
Wenn Du es auch lieber kurz magst: Bei einer korrekt geschnittenen Mähne stehen die inneren schwarzen Mähnenhaare etwas höher als die hellen seitlichen Haare. So sollen der Aalstrich und der kräftige Hals besser zum Ausdruck kommen.
6. Von wegen gemütlich – ganz schön sportlich
Sie werden für ihren ruhigen und entspannten Charakter geliebt. Aber das heißt nicht, dass Norwegische Fjordpferde gemütliche Gesellen sind. Im Gegenteil: Sie sind auch richtig sportlich. In Dänemark gibt es sogar reine Fjordpferd-Meisterschaften.
Neben der Dressur beweisen sich die Norweger auch im Springparcours. Denn obwohl sie Ponymaß haben, können sie problemlos bis zu 1,25 Meter überspringen. In den vergangenen Jahren haben sie sich nicht zuletzt im Bereich des Fahrens hervorgetan. So holte zum Beispiel Thomas Köppen mit seinem Norweger-Vierspänner WM-Gold mit der Mannschaft.
7. Auch vor der Kamera ganz cool
Sie sind ein tierisches Markenzeichen für Norwegen. Kein Wunder also, dass bei der Weltausstelkung „Expo 86“ in Kanada die Fjordpferde das Kennzeichen für das Land waren. Aber nicht nur als Markenbotschafter für ihre Heimat sind Fjordpferde im Einsatz. In dem Westernfilm „The Ballad of Lefty Brown“ haben sie einen Auftritt als tierische Statisten.
Eine größere Rolle spielte dagegen Sitron. Zugegeben – ganz real ist dieses Fjordpferd nicht. Genauer: Es ist eine Zeichnung – und spielt in dem Disney-Film „Die Eiskönigin – völlig unverfroren“ mit. Da begleitet Sitron nämlich Prinz Hans auf seinem Weg ins Königreich Arendelle…