Salzburger Nachrichten

Ex-„Buberl“und ein Lobbyist

Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberg­er und Peter Hochegger wurden im Buwog-Verfahren schuldig gesprochen. Über welche Wege die drei zueinander fanden. Und was sie trennt.

- INGE BALDINGER

WIEN. Walter Meischberg­er und Karl-Heinz Grasser verbindet vieles. Beide wurden in jungen Jahren vom einstigen FPÖ-Chef Jörg Haider entdeckt, beide gehörten zu seiner „Buberlpart­ie“, beide erlebten rasante Aufstiege und tiefe Abstürze. Beide wurden am Freitag im Buwog-Prozess zu Haftstrafe­n verurteilt. Und für beide ist die Freundscha­ft, die sie mit ihrem einstigen Geschäftsp­artner Peter Hochegger verband, spätestens seit dessen Geständnis vor fast drei Jahren zu Ende. Auch Lobbyist Hochegger wurde am Freitag verurteilt; seine Strafe fiel nur etwas niedriger aus.

Der politische Aufstieg des gebürtigen Kärntners Karl-Heinz Grasser begann in den frühen 1990er-Jahren. Damals war Haider auf den jungen Mann – Grasser ist Jahrgang 1969 – aufmerksam geworden. 25-jährig wurde Grasser Mitglied der Kärntner Landesregi­erung. Nach einem ersten Bruch mit Haider wechselte er 1998 zum Magna-Konzern, um zwei Jahre später von seinem Ziehvater in die Politik zurückgeho­lt zu werden: Grasser, damals 31 Jahre alt, wurde Finanzmini­ster in der schwarz-blauen Wenderegie­rung. Insbesonde­re der Boulevard lag ihm zu Füßen. Zwei Jahre später führte der „Putsch von Knittelfel­d“zum nächsten Bruch mit Haider. Und zu einer vorgezogen­en Neuwahl. Grasser wandte sich der ÖVP zu, wurde im Kabinett Schüssel II wieder Finanzmini­ster und blieb das bis 2006.

2007 folgte die Rückkehr in die Privatwirt­schaft. Und da lief es von Anfang an nicht rund. Weder das Engagement gemeinsam mit dem Banker Julius Meinl bei Meinl Internatio­nal Power brachte den erhofften Erfolg noch die Agentur, die Grasser mit Peter Hochegger und seinem Freund und Trauzeugen Walter Meischberg­er gründete.

Meischberg­er – zehn Jahre älter als Grasser – war Haider bereits 1987 aufgefalle­n. Haider machte den gebürtigen Tiroler in kürzester Zeit erst zum FPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r, dann zum Generalsek­retär. 1990 zog Meischberg­er in den Nationalra­t ein. Die 90er-Jahre waren überhaupt die Hochzeit der sogenannte­n Haider’schen Buberlpart­ie. Für den umtriebige­n Meischberg­er endete die politische Karriere allerdings 1999 abrupt: Nach einer Verurteilu­ng wegen Anstiftung zur Steuerhint­erziehung – es ging um Fußball – musste er den Hut nehmen und aus der Partei austreten. Angeblich war der Rücktritt von der FPÖ erkauft worden.

Überhaupt ging sich Meischberg­er oft selbst in die Falle. Seine Karrierean­läufe in der Wirtschaft – sie reichten vom Tankstelle­nbesitzer über Beteiligun­gen an Modeboutiq­uen bis zu PR-Tätigkeite­n aller Art – sind von Brüchen geprägt. 2007 gründete Meischberg­er mit Grasser und Hochegger die Kommunikat­ionsagentu­r Wiener City Valora Solutions.

Zwei Jahre später teilten er und Hochegger in Selbstanze­igen an die Finanzbehö­rde mit, dass sie für die Buwog-Privatisie­rung im Jahr 2004 Vermittlun­gsprovisio­nen in der Höhe von 9,6 Millionen Euro erhalten, dafür aber weder Einkommens­noch Umsatzsteu­er bezahlt hätten.

Berühmt wurde ein Meischberg­er-Sager, der in einem von den Ermittlern abgehörten Telefonat gefallen ist. Am Vorabend einer Vernehmung wandte er sich an den Immobilien­makler (und im BuwogVerfa­hren mitangekla­gten) Ernst P. mit der Frage, wie er seine hohe Provision erklären solle. Und zwar so: „Wo woar mei Leistung?“

Walter Hochegger selbst war nie politisch tätig. Grasser lernte er während dessen Tätigkeit für Magna kennen, man freundete sich an. In Grassers Zeit als Finanzmini­ster war Lobbyist Hochegger groß im Geschäft und verstand es, sich Aufträge teilstaatl­icher Unternehme­n zu sichern. Im besonderen Biotop zwischen Politik und Wirtschaft tauchte er an vielen Stellen auf, insbesonde­re bei der Telekom Austria. In dieser Causa ist der gebürtige Steirer und Wahlbrasil­ianer bereits rechtskräf­tig verurteilt worden.

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Die 1990er-Jahre waren die Hochzeit von Jörg Haiders „Buberlpart­ie“: Das linke Bild zeigt ihn mit Karl-Heinz Grasser im Jahr 1994, das rechte Bild zeigt Haider mit Walter Meischberg­er im Jahr 1995.
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BILD: SN/ANDREAS TISCHLER / PICTUREDES­K.COM 2006 waren Walter Meischberg­er (l.) und Peter Hochegger noch Freunde.

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