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Zum Weltbienentag am 20. Mai: Bienen: unverzichtbar für Mensch und Natur

Fliegende Biene sammelt Pollen
Ohne die fleißigen Bienen hätten wir keine so große Vielfalt an Lebensmitteln. | Bild: Dave Massey / AdobeStock

Die immensen Leistungen der Bienen bekommen wir tagtäglich zu spüren. Der Honig auf dem Frühstücksbrot spielt dabei eher eine Nebenrolle. Viel wichtiger: Die pelzigen Insekten bestäuben 80 Prozent der Obstbäume und zahlreiche Nutz- und Futterpflanzen. 

Circa ein Drittel von dem, was wir insgesamt essen, gäbe es daher ohne die Tätigkeit von Bienen gar nicht. Aber auch viele Wildpflanzen sind auf die Insektenbestäubung angewiesen, nicht zuletzt wichtige Heilpflanzen, beispielsweise Thymian und Salbei

Bienen: emsige Bestäuber

Die bekannteste Biene ist die Honigbiene (Apis mellifera, früher: Apis mellifica). Schon lange wird sie vom Menschen wegen ihrer Wachs- und Honigproduktion genutzt und gehalten. Bereits vor 4.500 Jahren war die Imkerei im alten Ägypten verbreitet. Honigbienen besuchen Blüten, um Nektar und Pollen einzusammeln und als Nahrungsgrundlage in den Bienenstock zu bringen. Bei dieser Sammeltätigkeit übertragen sie Pollen von einer Blüte zur anderen. 

Eine noch höhere Bestäubungsleistung als die Honigbiene erbringen jedoch Wildbienen. Ungefähr 560 verschiedene Arten von Wildbienen gibt es in Deutschland – darunter ganz kleine von nur 5 Millimeter Größe bis hin zu 3 Zentimeter langen Arten. Auch die Hummeln gehören zu den Bienen. 

Bekannte Vertreter der Wildbienen sind zum Beispiel die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) – mit 2 bis 3 Zentimeter Länge die größte heimische Biene –, außerdem die an eine Wespe erinnernde Wollbiene (Anthidium manicatum) sowie die häufig vorkommende Dunkle Erdhummel. 

Unterschiede zwischen Honigbienen und Wildbienen

In einigen grundlegenden Eigenschaften unterscheiden sich Honigbienen und Wildbienen:

  • Honigbienen sind staatenbildende Insekten mit bis zu 80.000 Individuen in einem Volk. Als Einzelwesen ohne sozialen Kontakt zu Artgenossen können sie nicht überleben. Unter den Wildbienen bilden zwar die Hummeln kleinere Staaten, andere Wildbienen leben aber überwiegend solitär. Sie benötigen artspezifische Nistplätze, etwa im Boden, in Hohlräumen von Mauern oder in hohlen Pflanzenstängeln.
  • Bei den Honigbienen ist ausschließlich die Königin zur Eiablage befähigt. Bei den Wildbienen (außer bei den Hummeln und einigen anderen Arten) legt jedes Weibchen eigene Eier.
  • Während Honigbienen Generalisten sind – also ganz unterschiedliche Blüten anfliegen –, handelt es sich bei einem Großteil der Wildbienen um Pollenspezialisten – das heißt, diese sind auf bestimmte Pflanzenarten als Futterquelle spezialisiert.
  • Erst ab circa 10 Grad Celsius fliegen Honigbienen aus. Hummeln und einige andere Wildbienenarten sind als Blütenbesucher bereits zeitig im Frühjahr bei Temperaturen ab 4 Grad Celsius aktiv.
  • Der Flugradius von Honigbienen kann mehr als drei Kilometer betragen. Wildbienen fliegen nur circa 50 bis 300 Meter weit.
  • Während uns Honigbienen schmerzhafte Stiche zufügen können, dringt der Stachel der meisten Wildbienen (ausgenommen Hummeln) in der Regel nicht in unsere Haut ein.

Bienen als Vorbild bei Wabenbauweise und Kommunikation

Neben ihrer immensen Bedeutung für die Natur und die menschliche Ernährung hat die Biene auch eine Vorbildrolle für unser modernes Leben. So wird die Wabenbauweise beispielsweise in der Raumfahrttechnik und im Flugzeugbau angewendet. Wabenstrukturen finden sich noch in vielen weiteren Bereichen, zum Beispiel bei Verpackungen, in der Waschmaschinentrommel oder bei einigen Wundauflagen. Die effizienten Kommunikationsformen in einem Honigbienenvolk sind außerdem Vorbild für Logistikprozesse. 

Weltbienentag am 20. Mai

Um an die Schlüsselstellung der Bienen in der Natur und im menschlichen Leben zu erinnern, haben die Vereinten Nationen den 20. Mai als Weltbienentag ausgerufen. Er mahnt auch an das weltweite Bienensterben. Zu den Gründen dafür gehört zum Beispiel der Rückgang an Nahrungsquellen, bedingt durch die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen, und auch monotone Privatgärten sowie der Einsatz von Pestiziden. Der Honigbiene macht außerdem die Varroamilbe zu schaffen. Sie saugt die Bienenbrut aus und überträgt Krankheitserreger. 

Auch für Wildbienen ist ihr schwindender Lebensraum eine Bedrohung. So stehen infolge von Flächenversiegelung und Entfernung von Totholz immer weniger Nistmöglichkeiten für sie zur Verfügung. Von den 560 heimischen Wildbienenarten zählt daher ungefähr die Hälfte zu den gefährdeten Arten in Deutschland.  

Jeder Einzelne kann aber etwas für die nützlichen Insekten tun, etwa durch das Ausbringen vielfältiger Blühmischungen im Garten oder Balkonkasten und durch das Anpflanzen bienenfreundlicher Zierpflanzen statt prächtiger Zuchtformen mit gefüllten Blüten, die weder Pollen noch Nektar bieten. Quellen:
FINE Frankfurter Institut für nachhaltige Entwicklung e.V.;
NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V.; Deutsche Wildtierstiftung;
DAZ Nr. 16/2021;
PTAheute Nr. 10/2021
 

Gut zu wissen: Bienen in der Pharmazie

  • Bienenwachs, das aus Bienenwaben hergestellt wird, ist Bestandteil von Cremes und Lippen(pflege)stiften. Außerdem können Bienenwaben als Bienenwachsauflagen beispielsweise zur Schleimlösung und zur Entspannung der Muskulatur angewendet werden.
  • Propolis – das Kittharz aus den Bienenstöcken – wird in Dermatika und Zahnpflegeprodukten eingesetzt.
  • Gelée Royale – der Königinnenfuttersaft, den die Arbeitsbienen aus speziellen Drüsen absondern – ist zum Beispiel in Nahrungsergänzungsmitteln und Anti-Aging-Produkten enthalten.
  • Bienengiftsalbe wird traditionell bei Prellungen sowie Muskel- und Gelenkbeschwerden aufgetragen.
  • Apis mellifica – hergestellt aus der ganzen Biene – wird als Homöopathikum vor allem bei Entzündungen eingesetzt.
  • Heißer Tee mit Honig oder heiße Milch mit Honig sind alte Hausmittel bei Erkältung bzw. zum leichteren Einschlafen.
  • Manuka-Honig ist ein spezieller Honig aus Neuseeland und Südostasien, der als traditionelle Volksmedizin dient, beispielsweise zur Wundbehandlung. Die beanspruchten antibakteriellen, antiviralen und tumorhemmenden Wirkungen sind wissenschaftlich aber nicht hinreichend belegt.