Großglockner Gipfelkreuz

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Großglockner-Gipfelkreuz 2019.
Das Großglockner Gipfelkreuz 1906.
Das Großglockner Gipfelkreuz 2020.

Das Großglockner Gipfelkreuz steht auf Österreichs höchstem Berggipfel, dem Großglockner, auf 3 798 m ü. A. in den Hohen Tauern in den Zentralalpen der Ostalpen. Es ist seit Februar 2024 das erste und höchste Gipfelkreuz Österreichs, das unter Denkmalschutz steht.

Geschichte

Das erste Gipfelkreuz wurde noch am Nachmittag der Erstbesteigung, am 28. Juli 1800, auf den Glockner-Gipfel gebracht. Bei Tagesanbruch am 29. Juli 1800 brachen vier Zimmerleute, unter ihnen die Brüder Martin und Sepp Klotz, von der Salmhütte auf, um das Kreuz aufzustellen. Um 11 Uhr stand es und von Heiligenblut hallten Böllerschüsse die Felswände empor. Die Kreuze am Kleinglockner (1799) und Großglockner (1800) gehörten zu den ersten Gipfelkreuzen im heutigen Sinne, die eigens für die Aufstellung auf einem Gipfel kunstvoll angefertigt wurden. Aufgrund der exponierten Lage verfiel das Holzkreuz jedoch bereits nach wenigen Jahren.

Der Österreichische Alpenklub (ÖAK) sicherte sich 1879 den Grund zur Errichtung eines neuen Kreuzes. Dieses wurde anlässlich ihres 25-jährigen Ehejubiläums Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich gewidmet. Der Kaiser hatte bereits 1865 den Großglockner von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe aus besichtigt, die Kaiserin war bis Bretterboden, den heutigen nach ihr benannten 'Elisabethfelsen', gegangen. Das Kreuz wurde von Friedrich von Schmidt entworfen und durch die "Hüttenberger Eisengewerks-Gesellschaft" in Klagenfurt kostenfrei ausgeführt. Am 2. Oktober 1880 wurde das drei Meter hohe und 300 kg schwere eiserne Kaiserkreuz von Kalser Bergführern am Gipfel aufgestellt.

Zum 200-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung wurde das Kreuz im Jahr 2000 mit einem Hubschrauber ins Tal geflogen und unter Kostenbeteiligung der Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG) restauriert. Während dieser Zeit war ein Ersatzkreuz angebracht.

Im Mai 2010 wurde unter dem Kreuz eine Gedenktafel für den verstorbenen Politiker Jörg Haider errichtet, aufgrund von Protesten und Beschädigungen jedoch nach kurzer Zeit wieder entfernt.

Im August 2010 wurde das direkt im Felsen (und nicht auf einem Podest) stehende Kreuz durch Blitzschlag aus seiner Verankerung gerissen und drohte abzustürzen, sodass es in einer aufwändigen Aktion neu fixiert werden musste. Der Zustand des Großglockner-Gipfelkreuzes ist – trotz diverser Blitzeinschläge und der extremen Ausgesetztheit – hervorragend, was vermutlich auch auf die geringere Oxydation in der gegebenen Höhenlage zurückzuführen ist. Der ÖAK und dessen Kooperationspartner GROHAG, die auch Inhaberin der Domain 'grossglockner.at' ist, waren im Verfahren abgestimmt und wollen den Denkmalschutz und damit verbundene Pflichten in Zukunft gemeinsam meistern.

Das Kreuz trägt heute kein Gipfelbuch mehr, nachdem mehrere Gipfelbücher gestohlen worden waren. Stattdessen wurde im Juni 2007 ein "Online-Gipfelbuch" eingerichtet. Ein laufend wechselnder Zugangscode war am Gipfelkreuz zu finden, um nur tatsächlichen Gipfelbesteigern eine Eintragung zu ermöglichen. Dieses Projekt wurde allerdings im Juni 2008 beendet.

Die Initiative zur Unterschutzstellung

Die Initiative zur Unterschutzstellung hat sich aufgrund einer Anregung des BDA-Leiters für Spezialmaterien, Gerd Pichler, ergeben. Bei einer Befahrung der Großglockner Hochalpenstraße durch eine Delegation des Bundesdenkmalamtes (BDA) im Sommer 2018 wurde die Idee der Prüfung der Denkmalwürdigkeit des Gipfelkreuzes vertieft, war doch der berühmte Ringstraßen Architekt Freiherr Friedrich von Schmidt (er war unter anderem Architekt des Wiener Rathauses und als Dombaumeister für die Sanierung der Turmspitze des Stephansdoms verantwortlich) derjenige, dem das imposante Aussehen des Gipfelkreuzes am Großglockner zugeschrieben wurde.

Die GROHAG als Betreiberin der Großglockner Hochalpenstraße, die selbst 2015 als wohl größtes Monument Österreichs unter Denkmalschutz gestellt wurde, war durch ihren Vorstand Johannes Hörl, Mitglied dieser Delegationsreise in Heiligenblut am Großglockner und hatte das Thema in der Folge dem ÖAK kommuniziert und mit diesem besprochen. Damit war der zweite Schritt getan, denn es galt dieses Thema sorgfältig abzustimmen, bevor die Sachverständigen des BDA eine Prüfung einleiten, um den Eigentümer ÖAK nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Erst nach der Covid-19-Zeit wurde die Idee, nach nochmaliger Rücksprache von Hörl mit dem neuen ÖAK-Präsidenten Christian Zinkl und dem BDA im Sommer 2023 wieder aufgegriffen. Das BDA reagierte umgehend und binnen weniger Wochen war Gerd Pichler vom BDA - begleitet vom Kalser Bergführer Toni Riepler (Wirt der Erzherzog-Johann-Hütte auf 3 454 m ü. A., der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs und im Eigentum des ÖAK) – am 12. September 2023 auch schon am Gipfel des Großglockners, um die Grundlagen für das SV-Gutachten zu erheben. Nach Fertigstellung des Gutachtens war klar, die Schutzwürdigkeit ist gegeben. Nach Information der Legalparteien Gemeinde Kals am Großglockner und das Land Tirol erfolgte die Rechtskraft mit 8. Februar 2024.

Gründe für die Unterschutzstellung

Aus Sicht des Bundesdenkmalamtes sind die Gründe dafür vielfältig: "Ursprünglich gingen wir davon aus, dass das Gipfelkreuz vom Architekten des Wiener Rathauses, Dombaumeister Friedrich von Schmidt entworfen wurde, da sich Zeichnungen dazu von seiner Hand im Wien Museum erhalten haben. Seine Vorstellungen waren aber aufgrund der Größe und des Gewichts des Kreuzes damals nicht realisierbar. So entwarf ein Mitglied des Alpenklubs, Hermann Behrendt, eine besondere Konstruktion für das 'Kaiserkreuz', die aus 60 eisernen Einzelteilen bestand. Ein Bauteil durfte nicht schwerer als 16 kg sein. Das insgesamt ca. 300 kg schwere Gipfelkreuz wurde so in Einzelteilen auf den Gipfel getragen, wo es mit raffinierten Schraub- und Steckverbindungen zusammengebaut wurde. Die zu der damaligen Zeit übliche Nietverbindung für Eisenkonstruktionen war natürlich am Gipfel des Großglockners nicht anwendbar.", so Dr. Gerd Pichler, Leiter der Abteilung für Spezialmaterien im Bundesdenkmalamt.

Das zehnseitige Gutachten würdigt die geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung und begründet, dass die Erhaltung des Gipfelkreuzes im öffentlichen Interesse gelegen ist: Zu der besonderen Ausführung und Konstruktion resümierte das BDA, dass das Gipfelkreuz des Großglockners nicht nur eine symbolische Markierung des höchsten Punktes in Österreich und ein Zeichen für die alpinistische Leistung der Großglockner-Erstbesteigung, sondern auch ein bedeutendes Dokument aus der Zeit des aufstrebenden Alpinismus und der Vermessung und der wissenschaftlichen Betrachtung der Gebirgswelt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ist.

"Beim Entwurf des Gipfelkreuzes bedachte man auch technisch-wissenschaftliche Aspekte des frühen Alpinismus, indem man ein großes Quecksilber-Thermometer am Längsbalken montierte. Das existierte aber bereits um 1900 nicht mehr.", so Dr. Pichler vom BDA, der im September 2023 den Großglockner selbst bestieg, um das Gipfelkreuz zu begutachten.

Bildergalerie

Historische Aufnahmen
Sonnenuntergangsbilder

weitere Bilder

 Großglockner Gipfelkreuz – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen

  • Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Großglockner"
  • Salzburgwiki-Artikel
  • ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 18. April 1915, Seite 10, Die Erstbesteigung des Großglockners
  • Presseaussendung der GROHAG vom 16. Februar 2024