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Legnan Koula/EPA/Shutterstock

Für Kinder erklärt Die dunkle Seite der Schokolade

In Ghana und der Elfenbeinküste bauen Kinder den Kakao für unsere Schokolade an. Warum ist das so? Und was kann man dagegen tun? "Dein SPIEGEL" erklärt's.
Von Nicolai Kwasniewski

Mhm, Schokolade! Wie sie riecht, wie sie süß und klebrig auf der Zunge zergeht und wie sich ihr Geschmack im Mund ausbreitet – in Deutschland kennt das jedes Kind.

In Ländern, in denen Kakao – also der Grundstoff für Schokolade – angebaut wird, wissen nur wenige, wie Schokolade schmeckt. Selbst viele Kakaobauern und ihre Kinder haben noch nie Schokolade gegessen. Sie sind einfach zu arm, um sich die Süßigkeit leisten zu können.

Aber eine Tafel Schokolade kostet hier im Supermarkt doch meist weniger als einen Euro. Das stimmt – und es ist ein Teil des Problems. Die Schokolade ist in Deutschland auch deshalb so billig, weil in den Anbauländern Erwachsene und sogar Kinder ausgebeutet werden. Viele Bauern verdienen so wenig, dass ihre Kinder bei der Arbeit mithelfen müssen.

Auf einer Kakaoplantage in einem Dorf in der Elfenbeinküste erntet ein Junge mit einer Machete die großen Früchte, in denen die Kakaobohnen stecken

Auf einer Kakaoplantage in einem Dorf in der Elfenbeinküste erntet ein Junge mit einer Machete die großen Früchte, in denen die Kakaobohnen stecken

Foto: DANIEL ROSENTHAL/LAIF

Mehr als zwei Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren müssen zum Beispiel in Ghana und der Elfenbeinküste bei der Ernte helfen. Viele von ihnen machen Arbeit, die zum Teil sehr gefährlich ist: Sie müssen scharfe Werkzeuge wie Macheten benutzen, um Unkraut zu entfernen und die Schoten mit den Kakaobohnen von den Bäumen zu schlagen.

Sie müssen die schweren Säcke mit den Bohnen schleppen und sind giftigen Chemikalien ausgesetzt, die auf die Felder gespritzt werden, um Unkraut zu vernichten. Viele Kinder leiden unter dieser Arbeit. Sie beklagen sich über Schnittwunden von den Macheten oder Schmerzen, weil sie schwere Lasten tragen müssen.

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Besonders schlimm: Früher musste nur eines von 20 Kindern auf einer Plantage Gift versprühen oder auf den Feldern arbeiten, während die schädlichen Chemikalien verteilt wurden. Heute sind es 5 von 20.

Einen Fortschritt gibt es: Immerhin müssen heute viel weniger Kinder als noch vor zehn Jahren so oft auf den Kakaoplantagen arbeiten, dass sie nicht zur Schule gehen können. Aber wie kann es sein, dass Kinder überhaupt arbeiten müssen?

Schuld daran sind auch die Firmen, die den Bauern nicht genug Geld für die Kakaobohnen zahlen. Jeder von uns hat wohl schon einmal ein Stück Schokolade von einer dieser Firmen genascht. Denn sie füllen unsere Supermarktregale mit den leckeren braunen Süßigkeiten. Unter anderem produzieren sie M&Ms, Mars, Snickers, Milka-Schokolade und etliches mehr – die meiste Schokolade, die wir uns schmecken lassen, kommt von diesen Herstellern.

80 Kilogramm – so viel wie ein aus- gewachsener Mann – wiegt dieser Sack mit Kakao, den der Träger durch eine Plantage in der Elfenbeinküste schleppt

80 Kilogramm – so viel wie ein aus- gewachsener Mann – wiegt dieser Sack mit Kakao, den der Träger durch eine Plantage in der Elfenbeinküste schleppt

Foto: DANIEL ROSENTHAL/LAIF

Die Lösung für das Problem wäre, dass die Firmen mehr für die Kakaobohnen bezahlen. So viel, dass kein Kind mehr auf den Feldern schuften bräuchte und sich bei der Arbeit wehtäte. Experten sagen: Dafür müsste sich der Preis der Bohnen verdoppeln. Bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Trotzdem können wir schon jetzt den Kindern von Deutschland aus helfen: indem wir Schokolade mit einem Fairtrade-Siegel kaufen. "Fairtrade" heißt "gerechter Handel". Dieses Siegel bekommen nur Firmen, die sich an bestimmte Regeln halten. Zum Beispiel an die, dass Kinder auf den Plantagen eigentlich nicht arbeiten dürfen.

Nachdem Kinder und Erwachsene die Früchte von den Bäumen geholt haben, wird der Kakao auf einer Plane getrocknet

Nachdem Kinder und Erwachsene die Früchte von den Bäumen geholt haben, wird der Kakao auf einer Plane getrocknet

Foto: André Quillien/Alamy/mauritius images

Ganz verhindern kann die Organisation, die das Fairtrade-Siegel vergibt, die Ausbeutung von Kindern leider trotzdem nicht. Aber dadurch, dass die Bauern gerechter bezahlt werden, müssen viel weniger Kinder arbeiten.

Dieser Artikel erschien in "Dein SPIEGEL" 08/2020.

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