Zum Inhalt springen

Folter-Skandal im Irak Armee-Dokument enthüllt schreckliche Details

Der Folter-Skandal im Irak war der US-Armee schon seit längerem bekannt. Einem Magazinbericht zufolge hatten die Militärs in einer internen Untersuchung bereits im Februar Details der sadistische Misshandlung von gefangenen Irakern durch ihre Soldaten ermittelt.

Washington/London - Zu den Misshandlungen zählten auch sexuelle Drohungen und Übergriffe, berichtete das US-Magazin "The New Yorker" auf seiner Webseite. Insgesamt umfasse der Untersuchungsbericht der Armee 53 Seiten.

Dem Dokument zufolge hätten US-Soldaten phosphorhaltige Flüssigkeit über die Häftlinge geschüttet, "Gefangene mit einem Besenstiel und einem Stuhl geschlagen, männlichen Häftlingen mit Vergewaltigung gedroht", berichtete der "New Yorker". Häftlinge seien mit einem Leuchtstab und wahrscheinlich einem Besenstiel sexuell missbraucht worden. Außerdem sei es einem Wachmann der Militärpolizei gestattet worden, die Wunde eines Gefangenen zu nähen. Dieser habe sich verletzt, als er gegen seine Zellenwand geschleudert worden sei. Der Untersuchungsbericht sei vom US-Oberkommandierenden im Irak, General Ricardo Sanchez, autorisiert und liege der Redaktion vor, schrieb das Magazin. Die Ausgabe mit dem Artikel wird von Montag an verkauft.

Der US-Sender CBS hatte vor wenigen Tagen Fotos von Misshandlungen in dem berüchtigten Bagdader Gefängnis Abu Ghraib ausgestrahlt. Die Bilder lösten einen Aufschrei aus. Kritiker halten den USA vor, damit endgültig den Kampf um die öffentliche Meinung im Irak verloren zu haben.

Den von CBS gesendeten Bildern zufolge sollen US-Soldaten irakische Häftlinge in demütigenden Positionen vorgeführt und zu entwürdigenden Handlungen gezwungen zu haben. Das Gefängnis Abu Ghraib war unter Ex-Präsident Saddam Hussein eine Folter- und Hinrichtungsstätte.

Nach Bekanntwerden des Skandals waren mehrere Reservisten, die auf den Bildern zu erkennen waren, vom Dienst suspendiert worden, der verantwortlichen Brigadegeneralin, Janis Karpinski, wurde das Kommando entzogen. Die US-Armee prüft derzeit ein Disziplinarverfahren gegen sie.

Karpinski verwahrt sich allerdings energisch gegen die Vorwürfe, für die Misshandlungen verantwortlich zu sein. Gegenüber der "New York Times" äußerte sie den Verdacht, Mitglieder des US-Militärgeheimdienstes hätten die Täter zu den Misshandlungen ermutigt, wenn nicht sogar die Anweisung dafür erteilt.

Der Hochsicherheitstrakt, in dem die Misshandlungen statt gefunden hätten, habe unter der strengen Kontrolle einer eigenständigen Gruppe des Militärgeheimdienstes gestanden. Ihr Fehler sei gewesen, dass sie den Trakt nie persönlich kontrolliert habe, sagte Karpinski weiter. Sie habe damit einem Wunsch der Geheimdienstoffiziere entsprochen, die vor einer Störung der Verhöre gewarnt hätten.

Karpinski warf den US-Kommandeuren im Irak vor, die Schuld an den schrecklichen Vorkommnissen nun ihr und den Reservisten zuzuschieben, um die Berufsoffiziere zu schonen. "Sie wollen die Schuld der Militärpolizei anlasten und hoffen, damit durchzukommen", zitierte das Blatt die Generalin. Keiner ihrer Kommandeure habe ihr je von möglichen Misshandlungen bei den Verhören berichtet. Mit ihren Äußerungen wolle sie aber die Brutalität der beteiligten Reservisten nicht verteidigen, betonte sie. "Das sind böse Leute", fügte sie hinzu.

Britische Zeitungen hatten unterdessen auch von Übergriffen britischer Soldaten berichtet. Der "Daily Mirror" hatte am Samstag Fotos veröffentlicht, auf denen angeblich britische Soldaten im Südirak zu sehen sind, die einen gefesselten und vermummten mutmaßlichen Dieb schlagen, ihn treten und auf ihn urinieren.

An der Echtheit der Berichte gebe es aber Zweifel, hieß es dagegen am Sonntag in der BBC. Unter Berufung auf die unmittelbare Umgebung der beschuldigten Einheit berichtete der Verteidigungsspezialist des britischen Senders, einige Details der Fotos lösten Zweifel an ihrer Echtheit aus. Die Truppen im Irak benutzten weder den zu sehenden Gewehrtyp noch die Art von Schlapphüten. Auch ein im Hintergrund zu sehendes Fahrzeug gehöre dem Typ nach nicht zur Ausrüstung.

Mehr lesen über