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Robben: Gefahr durch Eismangel

Foto: A2800 epa IFAW Cook/ dpa/dpaweb

Kanada Eisschmelze lässt Robbenbabys sterben

Wenn das Eis zu dünn ist, sterben vor der Ostküste Kanadas ganze Jahrgänge von Robbenbabys - das folgern Wissenschaftler aus Satellitenbeobachtungen und den Zahlen gestrandeter Kadaver. Ob sich die Tiere schnell genug neue Lebensräume suchen können, ist unklar.

Man lebt gefährlich als Sattelrobbe in Ostkanada. Da sind zum einen die Robbenjäger, die unter lautem Aufschrei von Umweltschützern jedes Jahr Zehntausende Tiere im Sankt-Lorenz-Golf und vor Neufundland töten - mal mit Schlagstöcken, mal mit Schusswaffen. Das Fischereiministerium der Regierung in Ottawa legt dazu jedes Jahr neue Quoten fest, die aber nicht immer ausgeschöpft werden. Zum anderen ist das Schrumpfen der Eisflächen eine Gefahr für die Tiere - und sie ist offenbar deutlich größer als bisher angenommen.

Forscher um David Johnston vom Duke University Marine Laboratory in Beaufort (US-Bundesstaat North Carolina) haben dazu neue Forschungsergebnisse im Fachmagazin "PLoS One"  veröffentlicht. Demnach ist die Eisbedeckung in vier Vermehrungsgebieten der Robben im Nordatlantik seit 1979 um sechs Prozent pro Jahrzehnt zurückgegangen. Die Robben sind auf dieses Eis angewiesen, um ihre Jungtiere im Februar und März zur Welt zu bringen und sie anschließend großzuziehen.

Die Robben könnten mit kurzfristigen Klimaschwankungen gut umgehen, so die Forscher. Aber der langfristige Klimawandel gepaart mit Jagd und unabsichtlicher Tötung beim Fischfang könnte sie überfordern. Die Muttertiere säugen ihre Jungen nur zwölf Tage, doch selbst dafür ist das Eis offenbar oft nicht mehr ausreichend. "Die Sterblichkeit, die wir in Ostkanada sehen, ist dramatisch", warnt Forscher Johnston. In Jahren mit wenig Eis könnten ganze Jahrgänge an Jungtieren sterben.

Die Forscher hatten Satellitenbilder zur Eisbedeckung im Sankt-Lorenz-Golf und zur Nordatlantischen Oszillation - ein Wetterphänomen, das durch regelmäßig schwankende Luftdruckverhältnisse die Stärke der Winter rund um den Atlantik bestimmt - mit den gemeldeten Sichtungen toter Robbenbabys in Zusammenhang gesetzt. Allerdings ist das Gebiet sehr dünn besiedelt, was die Strandungsberichte weniger verlässlich machen könnte.

Die Forscher gehen aber davon aus, dass bereits bekannte Schwankungen, verursacht durch die zyklischen Änderungen der Eisbedeckung, nicht ausreichen, um die Zahl der toten Tiere zu erklären. "Die Verluste in schlechten Jahren übertreffen die Zugewinne in guten Jahren", sagt Johnston. Weitere Untersuchungen müssten nun zeigen, ob die Robben doch noch rechtzeitig auf die Veränderungen im Eis reagieren könnten. Vielleicht sei es ihnen ja auch möglich, sich in Gebiete mit stabilerer Eisbedeckung zurückzuziehen, nach Ostgrönland zum Beispiel.

chs