Kritik an Schweizer SchokoladeherstellerKinderarbeit bei KakaoLieferanten von Lindt & Sprüngli aufgedeckt
Eine Reportage von SRF enthüllt, dass Kinder schon im Alter ab fünf Jahren beim Tragen von Kakaoschoten mithelfen. Der Schweizer Chocolatier verspricht ein besseres Monitoring.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Eine Reportage von SRF-«Rundschau» hat in Ghana mehrere Fälle von Kinderarbeit in der Lieferkette des Schweizer Schokoladeherstellers Lindt & Sprüngli aufgedeckt. In verschiedenen Dörfern sind Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren beim Schleppen von Kakaoschoten dokumentiert worden. Lindt beziehe von rund 80’000 Bäuerinnen und Bauern Kakao und sei damit einer der Hauptabnehmer von ghanaischem Kakao.
Die Firma selbst betont, dass die Bekämpfung von Kinderarbeit «höchste Priorität» habe. Dazu werde seit 2016 ein Kinderarbeitsmonitoring durchgeführt. Im Jahr 2021 habe man bei 8491 unangemeldeten Besuchen 87 Fälle von Kinderarbeit festgestellt. Der ghanaische Journalist Kwetey Nartey kritisiert die Zahl als «lächerlich wenig». Das Monitoring sei ungenügend. Als Vergleich dienen Zahlen des Schweizer Konzerns Barry Callebaut, dem Weltmarktführer für Kakaoprodukte: Dort habe man im letzten Berichtsjahr 53’839 Fälle von Kinderarbeit bei rund 250’000 Kakaobauern in Westafrika festgestellt. Gegenüber SRF sagt Lindt, dass man versuche, das «Identifizierungssystem laufend zu verbessern».
Ausserdem habe man ein «Farming Program» zur Risikominimierung ins Leben gerufen. Dieses soll jedoch laut SRF an den Kakaolieferanten Ecom ausgelagert worden sein, da Lindt & Sprüngli weder über eine Niederlassung noch über Angestellte im westafrikanischen Land verfüge. Ecom sei gleichzeitig auch Lindts Lieferant für Kakaobohnen aus Ghana.
Universität Chicago veröffentlichte erschütternden Bericht
Seit mehr als 20 Jahren hat das Geschäft mit dem Kakao einen üblen Ruf. Anfang der Nullerjahre erschienen erste Dokumentationen über die Zustände auf den Kakaoplantagen Westafrikas, wo Kinder beim Anbau und bei der Ernte mitarbeiten mussten, manche zwangsweise. Im Oktober 2020 dann veröffentlichte die Universität Chicago einen erschütternden Bericht.
Demnach haben die Kakaokonzerne ihr Ziel, Kinderarbeit zu beseitigen, klar verfehlt: 1,56 Millionen Kinder arbeiteten laut dem Bericht im Jahr 2019 auf westafrikanischen Kakaopflanzungen – das ist fast jedes zweite Kind, das in ländlichen Kakaoanbaugebieten lebt. 1,48 Millionen, also fast alle dieser Kinder, sind besonders schlimmen Formen von Kinderarbeit ausgesetzt: Sie müssen schwere Lasten tragen, mit scharfen Werkzeugen arbeiten oder kommen mit Pestiziden in Kontakt.
Das Grundproblem ist die extreme Armut der Kakaobauern. Wer wenig hat, versucht, so viel Kakao wie möglich anzubauen, um sein Einkommen zu steigern. Doch für mehr Kakaobäume braucht es auch mehr Arbeitskraft. Und bevor die Familie hungert, helfen eben die Kinder mit.
step/red
Fehler gefunden?Jetzt melden.