Aadorf
Verjüngungskur: Das Wasserrad Grüntal erhält neue Speichen und produziert munter Strom

Unaufhörlich dreht sich das Wasserrad im Grüntal. Doch der Anblick täuscht. Soll weiterhin Strom produziert werden, müssen die acht Speichen ersetzt werden. Eine anforderungsreiche Arbeit.

Kurt Lichtensteiger
Drucken
Das aufgefrischte Wasserrad produziert wieder Strom.

Das aufgefrischte Wasserrad produziert wieder Strom.

Bild: Kurt Lichtensteiger

Rauschendes Wasser von der Lützelmurg übertönt die Vogelstimmen aus dem nahen Wald. Doch am frühen Morgen um 6 Uhr haben zwei Vorstandsmitglieder der Solargenossenschaft Aadorf keine Zeit für romantische Gefühle. Sie sind mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt, nämlich mit dem Austausch der acht Speichen des Wasserrades im Grüntal.

Jede einzelne Speiche muss zuvor ausgemessen werden, bevor die rund 50 Kilo schweren Balken aus Eichenholz, vorgefertigt von der Holzbaufirma Baumgartner, eingepasst werden können. Für Frühpensionär Silvio Weber und Metallbauer Thomas Eisenring keine leichte Aufgabe, die einige Schweissperlen abverlangt. «Wir hoffen, dass die Erneuerung - inklusive einiger Schweissreparaturen - in zwei Tagen abgeschlossen werden kann. Dann dürfte das Rad mit einem Durchmesser von gut vier Metern wieder rund drehen und mindestens für die nächsten 20 Jahre seinen Dienst erfüllen. Am heutigen Tag werden rund 300 kWh ins Stromnetz eingespeist. Für die Reparatur sind 3000 bis 4000 Franken budgetiert worden», sagt Silvio Weber.

Ein Relikt aus früherer Zeit

Ab der Einmündung des Dorfbachs Ettenhausen gilt die Lützelmurg rechtlich als Fluss. Zusammen mit dem Bichelsee kann das Einzugsgebiet von etwa 35 Quadratkilometern viel Wasser speichern, was sich günstig auf die Wasserführung und Wasserkraftnutzung auswirkt. Im Durchschnitt führt die Lützelmurg 650 Liter Wasser pro Sekunde. Die Extremwerte sind jedoch beachtlich: Sie können zwischen 80 Liter pro Sekunde bei Trockenheit und 40’000 Liter bei einem Jahrhunderthochwasser betragen. Um das Unterdorf damit zu verschonen, wurde die Lützelmurg 1935/36 gebändigt.

Thomas Eisenring und Silvio Weber, Solargenossenschaft Aadorf, nach getaner Arbeit.

Thomas Eisenring und Silvio Weber, Solargenossenschaft Aadorf, nach getaner Arbeit.

Bild: Kurt Lichtensteiger

Im Gebiet Grüntal drehten sich vor gut 100 Jahren mehrere Wasserräder. Heute erinnert nur noch das im Jahr 2004 für gut 200’000 Franken erbaute Wasserrad an frühere Zeiten. Dieses liefert jährlich etwa 70’000 kWh Ökostrom, der in das Netz der EW Aadorf eingespeist wird und den Bedarf von 15 bis 20 Haushalten deckt. Eine Fischtreppe ermöglicht den Amphibien, das Gefälle von 4,6 Metern zu überwinden. Mehr zu erfahren ist in der Nähe des Wasserrades auf einer aufschlussreichen Infotafel. Gut zu verbinden mit einem erholsamen Spaziergang entlang der Lützelmurg, vom Tennisplatz bis nach Ettenhausen.