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ZDF,Julia von Vietinghoff

Tolle TV-Filme

Zwei Meister und ihre Werke

Das TV zeigt neue Filme von Dominik Graf und Matti Geschonneck: warum Sie die nicht verpassen sollten

Das TV zeigt neue Filme von Dominik Graf und Matti Geschonneck: TV TODAY erklärt Ihnen, warum Sie die nicht verpassen sollten.

Wer etwas sehen will, das ihn anrührt und anregt, das ihm hinterher im Kopf herumgeht, der streicht sich im Kalender die Ausstrahlungstermine der Filme von Regisseur Matti Geschonneck (59) an. Der Mann für Filme, die nachwirken ...
Matti Geschonneck: Wahrheit und Wärme

So dicht erzählt niemand sonst im deutschen Fernsehen: Dominik Graf (59) ist Fernsehkenner, er ist Bewahrer und Innovator zugleich.
Dominik Graf: intensiv wie das Leben

Wer vom Fernsehen bloße Unterhaltung erwartet, schaltet ein und wird meist halbwegs kompetent bedient. Wer aber etwas sehen will, das ihn anrührt und anregt, das ihm hinterher im Kopf herumgeht, der streicht sich im Kalender die Ausstrahlungstermine der Filme von Matti Geschonneck an.

"Das Ende einer Nacht"
ZDF

In seinem neuen Justizthriller "Das Ende einer Nacht" etwa verhandelt er einen Vergewaltigungsfall, der an den Prozess um Jörg Kachelmann erinnert. Den Täter hat der Zuschauer schnell identifiziert. Doch schon bald bröckeln die Gewissheiten. Bei Geschonneck gibt es keine einfachen Lösungen, das zähe Ringen um die Wahrheit liefert letztlich kein befriedigendes Resultat.

Neben allem Anspruch ist das Ganze aber nicht trocken, sondern sauspannend - für Krimispezialist Geschonneck ein filmisches Qualitätsmerkmal: "Wenn der Zuschauer sich angezogen fühlt, er fasziniert ist, dann ist es spannend", sagt er. "Das hat nicht nur etwas mit Handwerk zu tun, sondern mit der Fähigkeit, Dinge sichtbar zu machen, die man nicht sehen kann."

Geschonneck ist ein langsamer Sprecher, der seine Gedanken mit großer Ruhe und Sorgfalt erklärt. Schauspieler berichten von einer großen Warmherzigkeit des Regisseurs am Set. "Man fühlt sich stets beobachtet, aber immer im Guten", sagt Geschonnecks Hauptdarstellerin und Ehefrau Ina Weisse.

Matti Geschonneck, 1952 in Potsdam geboren, ist Sohn des DDR-Schauspielstars Erwin Geschonneck. Sein Regiestudium durfte er nicht fortsetzen, weil er sich nach Wolf Biermanns Ausbürgerung 1976 nicht öffentlich von seinem Freund distanziert hatte. 1978 siedelte auch er in den Westen über.

"Eine Frau verschwindet", Geschonnecks neuester Thriller mit Peter Haber, wird voraussichtlich noch 2012 im ZDF laufen.

Frank Aures

Matti Geschonneck: Wahrheit und Wärme

Seine Filme: Mehr als 40 hat er seit 1991 gedreht, darunter viele Krimis und Thriller. Hier eine Auswahl der wichtigsten:

■ Liebesjahre (2011) Intensives Beziehungsdrama
■ Boxhagener Platz (2010) 1968 in der DDR, Kinofilm
■ Entführt (2009) Zweiteiliger Wirtschaftsthriller
■ Duell in der Nacht (2008) Krimidrama mit Iris Berben
■ Die Nachrichten (2005) Ironisches Drama um den Umgang mit Stasivorwürfen

Wichtigste Preise: Deutscher Fernsehpreis für "Die Nachrichten" und "Silberhochzeit" (2006), Grimme-Preis für "Die Nachrichten", Fernsehkrimipreis für "Duell in der Nacht"

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Fünf Minuten - mehr braucht Dominik Graf nicht, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Im seinem neuen Krimi "Das unsichtbare Mädchen" hat man während dieser Zeit schon den Muff eines oberfränkischen Grenznestes geatmet, alle Protagonisten kennengelernt, wurde über einen Mittelaltermarkt getragen und hat sich über die knallrote Linie gewundert, die das Dorf in zwei Lager teilt. Das omnipräsente Foto eines kleinen Mädchen lässt ein schreckliches Verbrechen ahnen. Wow, so dicht erzählt niemand sonst im deutschen Fernsehen.

"Das unsichtbare Mädchen"
ZDF,Arte

Grafs Filme prägen sich ein, in der Erinnerung fühlt sich das an, als wäre man wirklich dabei gewesen. Das liegt natürlich auch an den Schauspielern. Und auch wieder an Graf. Regelmäßig gelingt es dem Regisseur selbst altbekannten Darstellern völlig neue Gesichter zu geben. Jüngstes Beispiel ist Ulrich Noethen im "unsichtbaren Mädchen". Eine derartige Bosheit hätte man ihm einfach nicht zugetraut.

Dominik Graf steht in dem Ruf, für seine Projekte in Budgetverhandlungen besonders kämpferisch einzustehen und bestimmte gängige Kompromisse einfach nicht einzugehen. "Wenn im Drehbuch steht ‚knallvolle Russendisko‘ und die in die Kalkulation nur fünf Leute reinschreiben, ist das nicht meine Schuld", sagt er in einem Interview über sein Meisterwerk "Im Angesicht des Verbrechens". Für die Zuschauer lohnt sich dieser Einsatz. Die zehnteilige Serie über die Russenmafia ist ein Meilenstein im deutschen Fernsehen.

Als Sohn der Schauspieler Robert Graf und Selma Urfer wurde Dominik Graf 1952 in München geboren. Schon für den Abschlussfilm seines Filmstudiums bekommt er 1980 den Bayerischen Filmpreis. Er gilt als einer der wenigen echten Genreregisseure des deutschen Films. Seine Krimis und Polizei-filme sind frei von gesellschaftspolitischen Nebenthemen. Und er selbst ist frei von Angst: Kleingeistige Programm-Entscheider im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geißelt Graf immer wieder als "Apparatschiks". Im Februar präsentierte er auf der Berlinale den Porträtfilm "Lawinen der Erinnerung", der dem Regisseur Oliver Storz ("Raumpatrouille") ein Denkmal setzt.

Frank Aures

Dominik Graf: intensiv wie das Leben

Seine Filme: Mehr als 40 TV-Filme, außerdem diverse Episoden für Serien wie "Der Fahnder" und "Köberle kommt"

■ Dreileben - Komm mir nicht nach (2011) Krimidrama, Beitrag zu einer Kooperation mit zwei weiteren Regisseuren

■ Im Angesicht des Verbrechens (2010) TV-Serie

■ Eine Stadt wird erpresst (2006) Thriller mit Uwe Kockisch

■ Hotte im Paradies (2002) Zuhälterdrama mit Misel Matičevic´, eine einzigartige Milieustudie

Seine Preise: Fünfmal Deutscher Fernsehpreis, z. B. für "Dreileben", "Im Angesicht des Verbrechens", "Kalter Frühling" (2006); neun Grimme-Preise (Rekord!), z. B. für "Polizeiruf 110: Er sollte tot" (2006)