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„Möchte für meinen Teil um Verzeihung bitten“: Pfarrvikar läuft bei Christopher Street Day in München mit

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Christopher Street Day in München
Der Pfarrvikar Wolfgang Rothe war Teilnehmer des CSD in München. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Beim Christopher Street Day in München ist zum ersten Mal der katholische Pfarrvikar Wolfgang Rothe mitgelaufen. Der Umzug fand am Samstag statt (16. Juli).

München - München zeigte sich am Samstag (16. Juli) in bunt: Anlässlich des Christoper Street Days (CSD) fanden in der bayerischen Landeshauptstadt, aber auch in vielen anderen Städten der Bundesrepublik Umzüge statt. Sie sollen auf die Rechte der queeren Community aufmerksam machen.

Unter den Teilnehmern befand sich zum ersten Mal der katholische Geistliche Wolfgang Rothe. Mit schwarzer Hose, schwarzem Hemd, weißem Priesterkragen und Regenbogenfahne lief Rothe bei der Politparade des CSD mit, an der sich rund 140 Gruppierungen mit aufwendig geschmückten Umzugswagen beteiligten.

CSD in München: Katholischer Pfarrvikar nimmt an Politparade teil

Warum? Das erklärte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Ich möchte für meinen Teil um Verzeihung bitten für das, was queeren Menschen in unserer Kirche angetan wurde“, sagte Rothe, der Pfarrvikar in einer Münchner Pfarrei ist. „Ich teile die Ziele des CSD uneingeschränkt“.

Zehntausende Teilnehmer und Schaulustige zogen bei angenehm sommerlichen Temperaturen nach Angaben der Polizei durch München, viele in bunten, fantasievollen Kostümen. Viele tanzten zur Musik und trugen Fahnen, Transparente, Luftballons - oder Regenschirme zum Schutz vor der Sonne. Es sei ein fröhliches, friedliches Fest, beschrieb ein Polizeisprecher die Atmosphäre. Die Bundespolizei hatte in der Fußgängerzone einen mit Regenbogenfahnen geschmückten Stand aufgebaut. Auf dem Marienplatz wurde ein Straßenfest mit Bühnenprogramm gefeiert, unter anderem mit einer Drag Show, Konzertauftritten sowie Gedenken an die Opfer des Krieges in der Ukraine und die Opfer von HIV und Aids.

CSD in München: Pfarrvikar bekannte sich vor Jahren zu seiner Homosexualität

Pfarrvikar Rothe wollte mit seiner erstmaligen Teilnahme ein Zeichen setzen. Schon vor Jahren hatte er sich offen zu seiner Homosexualität bekannt. 2021 segnete er homosexuelle Paare in einem katholischen Gottesdienst, gegen den Willen des Vatikans. Anfang des Jahres erschien ein Buch über katholisches Queer-Sein von ihm mit dem Titel „Gewollt. Geliebt. Gesegnet.“.

Einiges bewegt sich inzwischen: Im Januar outeten sich 125 queere Beschäftigte der Kirche und protestierten unter dem Motto #OutInChurch gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, kündigte unlängst eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechtes an. In der katholischen Kirche kann es bislang den Job kosten, sich etwa zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft zu bekennen.

CSD in München: „Das sind Signale, die Hoffnung machen dürfen“

Rothe sprach von Schritten in die richtige Richtung. „Das sind Signale, die Hoffnung machen dürfen“, sagte er. Aber: „Wie konsequent das am Ende ausfällt, das wird man sehen.“ (ly/dpa)

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