Essen. Die Erfolgsautorin Dora Heldt schreibt nicht nur Bestseller, sie arbeitet auch als Verlagsvertreterin. Im Interview spricht sie über ihren Papa und den erfundenen „Heinz“, über Erfolg und die große Liebe. Dora Heldts neuer Roman erzählt von den Verwicklungen während einer Kaffeefahrt.

Seit Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, mit „Urlaub mit Papa“ den Sprung auf die Bestsellerliste schaffte, fährt die Autorin zweigleisig: Unter ihrem bürgerlichen Namen Bärbel Schmidt arbeitet sie als Verlagsvertreterin für dtv – und schreibt, beinahe im Jahresrhythmus, einen Erfolgsroman nach dem nächsten. Mit Britta Heidemann sprach sie über ihr Werk, das in vielerlei Hinsicht von „Papa Heinz“ geprägt ist

Sie haben einen Vollzeitjob und schreiben Romane - wie machen Sie das bloß?

Dora Heldt: Das ist nicht so wild. Als Verlagsvertreterin reise ich von November bis Ende März und dann wieder von Juni bis September. Dazwischen bin ich zu Hause und lese die Manuskripte, über die ich später mit den Buchhändlern spreche. Ich muss ein bestimmtes Pensum schaffen, kann mir meine Zeit aber frei einteilen – eine Frage der Disziplin. Aber sicherlich gehen meine beiden Jobs zulasten des Privatlebens: Wenn ich Kinder, Hunde, Pferde oder Männer zu versorgen hätte, wäre das schwieriger. Sollte ich nun drei Tage nicht zum Einkaufen kommen – ja, dann ist das eben so. Dann muss ich abends zur Pommesbude gehen.

Aber Sie könnten doch sicher von Ihren Büchern leben?

Heldt: Schon. Aber ich weiß nicht, wie lange das geht. Und ich bin Beamtentochter. Als meine Eltern bei den ersten Dreharbeiten auf Sylt dabei waren, fanden sie es toll. Normalerweise, dachte ich, müsste mein Vater jetzt doch sagen: Mensch, meine Tochter, die hat das alles geschaffen! Stattdessen meinte er abends beim Bier im Garten: Sag mal, du gibst doch für diese Albernheiten jetzt den Job nicht auf? (lacht) Er hat Recht. Das Schreiben ist eine Sache, die jetzt gerade Spaß macht. Da ich aber davon nicht leben muss, habe ich den Luxus, meine Themen frei zu wählen. Ich muss nicht auf einen neuen Erfolg abzielen.

Aber im neuen Buch geht es wieder um Papa Heinz?

Heldt: Das macht einfach so viel Freude, und ich muss nichts recherchieren. Ich habe eine Schwäche für alberne Dialoge – diese Papa-Dialoge, wenn sich zwei Rentner im Bus unterhalten. Wenn der Reiseleiter die Schlei preist und die Stockrosen und Heinz sagt: Ich muss gleich spucken. Diese Rentner, die können einfach sagen, was sie denken. Ich mag diese Stimmung.

Ihre Leser glauben, „Papa Heinz“ sei Ihrem Vater abgeschaut.

Heldt: Ja. Naja. Ich habe meinen Vater natürlich im Kopf. Heinz ist so, wie mein Vater wäre, wenn er nicht eigentlich zurückhaltend und schüchtern wäre. Inzwischen sagt sogar meine Mutter manchmal: Du bist wie Heinz!

Und was genau ist das Heinz-typische an Ihrem Vater?

Heldt: Er kann sich über die Dinge noch ernsthaft aufregen. Er leidet wirklich, wenn der HSV schlecht spielt – er ist dann kurz davor, den Trainer anzurufen. Oder bei der Olympiade: Da saß mein Vater im Wohnzimmer und guckte Sport. Er hatte eine erschütterte Miene, der ganze Körper war zusammengesunken. Ich dachte, etwas Schlimmes wäre passiert. Und er sagte: Du, jetzt dopen die sogar schon die Pferde! Sein Weltbild war zerstört.

Im Roman geht es um eine Art Butterfahrt – haben Sie Erfahrungen damit?

Heldt: Nein, aber ich habe viel darüber gelesen - oder von Bekannten gehört. Wenn man mit dem Thema anfängt, sprudeln die Geschichten nur so… Meine Eltern haben vor Jahren so eine Werbereise nach Gran Canaria gemacht. Da musste man zu bestimmten Vorträgen gehen. Meine Mutter wurde vor allen Leuten des Saales verwiesen, weil sie während der Präsentation sagte: Das ist doch nie im Leben Kaschmir! Sie arbeitete in einer Boutique und kannte sich aus.

Sie schreiben schon an einem neuen Buch.

Heldt: Ja, wieder ein Frauen-Buch. Was passiert, wenn man mit 50 nach vielen Jahren den Mann trifft, der mit Anfang 20 die große Liebe war. Und all die Jahre hat man insgeheim gedacht, mit ihm wäre alles besser geworden.

Und, was passiert?

Heldt: Das sage ich nicht! Auf das Thema kam ich, weil ich eine solche Geschichte von einer Freundin hörte: Eine Frau hatte zufällig nach Jahren den Mann getroffen, der einst ihre ganz große Liebe war – und es war wie früher und beide haben ihre Familien verlassen. Ich glaube aber, ich könnte heute gar nicht mehr so lieben wie mit Anfang 20, so symbiotisch und extrem. Vielleicht verliebt man sich in solchen Fällen auch gar nicht so sehr in den Mann. Sondern eher in das Bild, das man von seinem früheren Selbst hatte.