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Kaum ein literarischer Stoff ist öfter verfilmt worden als „Die drei Musketiere“. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um das Interesse des Publikums zu wecken. Regisseur Paul W. S. Anderson („Resident Evil“) zeigt die richtige Einstellung.

Wer hätte je gedacht, dass eine neue Verfilmung von Alexandre Dumas’ „Die drei Musketiere“ einmal beginnen würde wie ein neuer Superheldenfilm? Da entsteigt Athos (Matthew Macfadyen) in der Dunkelheit dem Wasser mit einer bedrohlich aussehenden Tauchermaske, die Comic-Kenner an die „Liga der ehrenwerten Gentlemen“ erinnern wird. Stürzt sich Aramis (Luke Evans) samt Cape wie Batman vom Dach aus in die Tiefe. Da sprengt Kraftprotz Por­thos (Ray Stevenson) im Verlies seine Fesseln, als sei er der neue Hulk. Man muss schon etwas tun, will man nach -zig Verfilmungen auch der Internet-Jugend diese alte Action-Mär von Dumas verkaufen.

Regisseur Paul W. S. Anderson („Resident Evil“) weiß jedoch genau, wie er auf der Grenze von Romantreue und Modernisierung zu agieren hat. Nach der furiosen Eröffnungssequenz folgt er der Vorlage über weite Strecken recht getreu. Man erinnere sich: Im Frankreich des frühen 17. Jahrhunderts sitzt in Gestalt von Louis XIII. ein schwächlicher junger König auf dem Thron, der den Umtrieben des machthungrigen Kardinals Richelieu ausgeliefert scheint. Der Kirchenmann, in gewohnt freundlich-bösartiger Pose dargestellt von Christoph Waltz, bastelt an einem Krieg mit England, der den König hinwegfegen soll. Hilfestellung liefern ihm dabei die umtriebige Milady de Winter (Milla Jovovich) sowie deren Gspusi, der britische Lord Buckingham (Orlando Bloom).

Für Heimat und Ehre

Nun treten die drei Musketiere auf den Plan, Entlassene aus der einstigen Leibgarde des Königs. Gemeinsam mit dem fechtkundigen Großmaul D’Artagnan (enttäuschend blass: Logan Lerman) raffen sie sich noch einmal auf, für Heimat und Ehre tätig zu werden. Keine große Überwindung übrigens, wenn man zuvor als Arm des Gesetzes Knöllchen für kotende Pferde auf Gehwegen verteilt hat.

Die erste wesentliche Änderung, die Anderson vornimmt, ist der Charakter von Milady de Winter. Im Original eine finstere Verschwörerin, verantwortlich für den Tod der D’Artagnan-Freundin Constance und deshalb später geköpft, kehrt Milla Jovovich hier die fröhliche Betrügerin hervor, der im Leben und in der Liebe nichts ernst ist. Mit ihr gibt Anderson die Losung seines Films aus: Auch wenn am Anfang dräuend von Apokalypse die Rede ist, so ist all dieses Kriegsgetue, sind all diese höfischen Ränke am Ende nur Bestandteil eines großen Spiels, das mit jedem neuen Schachzug interessanter wird.

Neuartige Kriegsmaschinen

Um nicht unentwegt auf das Getrappel von Pferden und das Klirren der Degen angewiesen zu sein, überrascht der Film im zweiten Teil mit seiner Verlegung in die Lüfte. Gemäß einer Skizze von Leonardo da Vinci nämlich, werden hier auf beiden Seiten der potenziellen Gegner „Kriegsmaschinen“ in Form von Luftschiffen gebaut, die ihrem Namen wahrlich gerecht werden – die Ähnlichkeit mit alten Piratenschiffen aus der Karibik ist geradezu erstaunlich. Man staunt über diese spektakulären Himmelsfahrzeuge im übrigen auch deshalb so sehr, weil der 3D-Effekt hier wirklich einmal zum Tragen kommt.

Was niemand mehr für möglich gehalten hätte, nämlich die Musketiere aufzupäppeln für eine neue Zeit, um daraus ein fröhlich-spannendes Abenteuer voller Phantasie zu gestalten, Anderson macht es vor. Und um alle Freunde der Mantel- und Degenkunst zu beschwichtigen: D’Artagnan und der fiese Rochefort (Mads Mikkelsen) liefern sich auf einem gefährlich schmalen Dachfirst ein höchst spektakuläres Duell.