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Kopf des Tages Pharao Hatschepsut

Sie putschte gegen ihren Stiefsohn und gab sich als Mann aus

Weil der Thronerbe noch ein Kind war, usurpierte Pharaos Gemahlin Hatschepsut nach 1479 v. Chr. den Thron Ägyptens. Sie setzte auf eine friedliche Außenpolitik, im Gegensatz zu ihrem Nachfolger, der nach Armageddon zog.
Freier Autor Geschichte
Statue der Königin Hatschepsut, Totentempel der Königin Hatschepsut, Tempelanlagen von Luxor, UNESCO-Weltkulturerbe, Theben, Luxor, Gouvernement Luxor, Ägypten, Afrika Statue der Königin Hatschepsut, Totentempel der Königin Hatschepsut, Tempelanlagen von Luxor, UNESCO-Weltkulturerbe, Theben, Luxor, Gouvernement Luxor, Ägypten, Afrika
13. April 1479?: Hatschepsut (reg. bis ca. 1458 v. Chr.), Gemahlin Pharaos, greift nach der Herrschaft
Quelle: picture alliance / imageBROKER

Schon ihre Zeugung ließ Großes erwarten. Danach verliebte sich der Gott Amun-Re in die ägyptische Königin Ahmose und verbrachte die Nacht mit ihr. Zum Abschied sagte er: „Der Name meiner Tochter, die ich Dir in den Leib gelegt habe, soll Hatschepsut lauten ... Sie wird das treffliche Amt des Königs ausüben im ganzen Land.“ Was es mit dieser Prophezeiung auf sich hatte, sollte sich nach dem 13. April 1479 erweisen, denn an dem Tag könnte Ahmoses Mann Pharao Thutmosis II. gestorben sein (wobei das Datum angesichts der unklaren Chronologie einigermaßen spekulativ ist).

Das göttliche Zitat ließ Hatschepsut nicht umsonst an ihrem grandiosen Totentempel im Tal der Könige in Luxor anbringen. Denn damit legitimierte sie einen Vorgang, den es in der Geschichte Ägyptens noch nicht gegeben hatte. Sie übernahm nicht nur die Regentschaft für Thutmosis III., der Sohn einer Nebenfrau ihres Mannes war, sondern sie putschte sich wenig später auch an seine Seite und übernahm faktisch die Macht. Als Tochter des obersten Gottes sollte ihr das auch zustehen.

Hatschepsut-Tempel von Deir Al Bahari, Luxor, Ägypten, Afrika
Totentempel der Hatschepsut in Luxor westlich von Theben
Quelle: picture alliance / imageBROKER

Das Neue Reich, dem sie für fast 22 Jahre vorstand, hatten ihre Vorgänger zu einem regelrechten Imperium erweitert, das weit in den Sudan und nach Palästina reichte. Hatschepsut erkannte, dass ihre Gefolgsleute am Hofe von ihr Solidität und Festigung des Staates erwarteten und weniger kriegerischen Abenteuer. Ein Vertrauter wurde zum Hohepriester des Amun ernannt, Senenmut, ein Mann bescheidener Herkunft und vielleicht auch ihr Geliebter übernahm das Amt des ersten Ministers.

Propagandistisch wurden weniger die Feldzüge gefeiert, sondern die große Expedition ins sagenhafte Goldland Punt im neunten Jahr ihrer Herrschaft. Fünf Schiffe tauschten vermutlich an der Küste Somalias Waffen, Schmuck und Geräte gegen Gold, Elefantenzähne, Hölzer und Weihrauch. Handel, nicht Krieg, sollten den Wohlstand des Nillandes fördern, machte das Programm deutlich, das sie auf ihrem Totentempel in aller Breite ausführen ließ. Darin ließ sie sich in mehr als 200 Statuen darstellen, als Mann mit Bart versteht sich, denn nach dem Glauben der Ägypter konnte nur ein Mann Pharao sein, nicht aber eine Frau.

Mit dem Frieden, den sie ihrem Reich bescherte, dürfte Hatschepsut ihre Untertanen von einer pragmatischen Sicht auf die Dinge überzeugt haben. Nicht aber ihren Stiefsohn. Der war vielleicht 25 Jahre alt, als ihr Tod ihm endlich den Weg zur Alleinherrschaft öffnete.

Umgehend ließ er den Namen seiner Stiefmutter aus den offiziellen Königslisten löschen. Erst ein Jahrzehnt später wurden auch ihre Statuen zerstört, ihre Obelisken eingemauert und ihr Name ausgehackt. Den langen zeitlichen Abstand deutet der Ägyptologe Hermann Schlögl als Zeichen dafür, dass Thutmosis III. nicht von Hass getrieben wurde, sondern die Wiederherstellung der legitimen Weltordnung Motiv für den Bildersturm war. Ein weiblicher Pharao musste daraus getilgt werden. Bilder, die Hatschepsut dagegen als königliche Gemahlin zeigten, blieben unangetastet.

Allerdings könnte man den unermüdlichen Aktionismus, der die lange Regierung von Thutmosis III. prägte, auch als Reaktion auf die machtpolitische Zurückhaltung und persönliche Zurücksetzung durch Hatschepsut deuten. 16 Feldzüge allein nach Asien sind von ihm überliefert. Gleich auf dem ersten schlug er eine Koalition von Fürsten aus Syrien und Palästina bei Megiddo – die Bibel machte daraus das Armageddon der Apokalypse.

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